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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Vernünftiges«, schloss Brummer sich an. »Wenn Sie uns brauchen, wir sind in der Gaststube.«
    Die Bonner hätten aufgrund ihrer Abwesenheit durch die Eifelsteig-Begehung noch am meisten von Wesselings Vortrag profitiert. Aber sie hatten auch genau deswegen vermutlich den größten Appetit.
    »Und was ist mit mir?«, beschwerte sich Guido Schramm. Seine Frage blieb unbeantwortet.
    Sonja steckte sich einen Strohhalm zwischen die Lippen. Manchmal, so tröstete sie sich und ergab sich in ihr Schicksal, manchmal war es gut, sich alle Fakten noch einmal vor Augen zu führen. Der Teufel steckte häufig in dem Detail, das übersehen worden war. Sie gab sich alle Mühe, Wesselings Worten aufmerksam zu folgen.
    »Laut der Kölner Rechtsmedizin hat die Obduktion der Helena Finn, der toten Frau aus Einruhr, ergeben, dass sie eine hohe Dosis Tetrazepam im Blut hatte, als sie starb, ein Medikament, über das nur niedergelassene Ärzte oder Klinikärzte verfügen können. Aber sie starb nicht daran, sondern an Sauerstoffmangel. Ihr Kopfkissen wies Haut, Blut und Speichelflecken auf. Sie war erstickt worden. Die DNA-Untersuchung läuft allerdings noch. Wir gehen aber davon aus, dass ihr dieses Kissen aufs Gesicht gedrückt wurde. Zum Beispiel von Dr. Edgar Schramm, denn seine Fingerabdrücke – wie wir soeben erfahren haben – sind in ihrem Hotelzimmer gefunden worden.«
    »Warum sollte er das getan haben?«, fragte Sonja. »Er hatte noch nicht einmal Interesse an ihrem Schmuck, falls er ihn nicht unterwegs vergraben hat.«
    »Gut, dass Sie nach dem Motiv fragen, Frau Hauptkommissarin«, lobte Wesseling. »Wir kennen es nicht.«
    »Aber Klaus-Peter Grund hatte laut seiner toten Frau eines. Und den Schmuck könnte er auch an sich genommen haben, wenn er so raffgierig ist, wie sie sagt.«
    Wesseling nickte. »Aber sein Alibi für den Tatzeitpunkt ist wasserdicht, das haben wir überprüft, falls seine Geliebte und seine Mitarbeiter nicht für ihn lügen.«
    »Aha, also nur ein bisschen wasserdicht«, gab Sonja zu bedenken.
    Wesseling suchte nach der Fortsetzung in seiner roten Kladde. »Die Obduktion der Anna Grund, der toten Frau aus Gemünd, hat ergeben, dass ein Messer, das sieben Mal in sie gerammt wurde, Brust und Rücken, Arme und Beine, Leber und Milz, vor allem aber die Bauchschlagader getroffen hat. Sie ist verblutet. Aber wie wir seit ein paar Minuten wissen, war die Tatwaffe vermutlich eher nicht Edgars Jagdmesser. Aber auch in Gemünd – wie schon in Einruhr – sind seine Fingerabdrücke im Hotelzimmer der Toten gefunden worden.«
    »Edgars Motiv?«, fragte Sonja.
    »Keine Ahnung«, gab Wesseling zu.
    »Und Grunds Motiv?«
    »Raffgier.«
    »Und sein Alibi?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Wieder nur scheinbar wasserdicht.«
    »Er raucht Lucky Strike!«, erinnerte sich Sonja. »Und in Einruhr haben wir doch auch eine Lucky-Strike-Kippe gefunden.«
    Wesseling lächelte nachsichtig. »Lucky Strike rauchen? Das tun viele, viel zu viele, wenn Sie mich fragen. Das ist kein Hinweis. Das ist schlechte Angewohnheit.«
    Sonja rümpfte die Nase. Es schien, als sei Rauchen noch mehr, nämlich eine falsche Fährte, auf die sie hereingefallen war. Nicht nur im übertragenen Sinne. Vor allem im persönlichen. Sie versank ins Grübeln.
    Guido nutzte die Gelegenheit und mischte sich ein. »Scheint mir ein fleißiger Mann zu sein, dieser Klaus-Peter Grund. Hat er auch gearbeitet, als man mir das Hinterteil wegpusten wollte?«
    »Ruhe!«, befahl Wesseling, »sonst werden Sie entfernt.«
    »Aber es könnte doch sein«, sagte Sonja, »dass Klaus-Peter Grund sich als Rächer aufgeführt hat und Edgar ans Fell wollte, weil er glaubte, Edgar sei der Mörder seiner Stieftochter und seiner Frau.«
    »Möglich wäre auch, dass er es getan hat, um von sich selbst abzulenken«, steuerte Wesseling bei.
    Sonja nickte ihm zustimmend zu. »Wir sollten ihn auf jeden Fall nicht aus den Augen verlieren.«
    Roggenmeier hatte sich während der Rekapitulation seltsam still verhalten. Seine Augen waren auf Halbmast gesenkt. Dachte er nach? Schlief er? Plötzlich richtete er sich auf. »Die Frage nach dem Schmuck hätten Sie sich übrigens sparen können, Frau Kollegin. Chantal Poensgen, das Zimmermädchen vom Hotel Seeadler, das Helena Finn morgens gefunden hat, hat gestanden, den Schmuck an sich genommen zu haben, nachdem sie festgestellt hatte, dass die Frau tot war. Aber das schlechte Gewissen hat ihr keine Ruhe gelassen. Sie hat den Schmuck in der

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