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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Zwischenzeit an Weckmann, ihren Chef, übergeben, und der hat ihn an uns weitergereicht.«
    Wesseling und Sonja beäugten ihn abwartend. Kam da noch etwas nach? Vielleicht die fällige Entschuldigung, weil er versäumt hatte, diese Nachricht weiterzugeben?
    »Der Schmuck liegt bei uns in der Asservatenkammer.«
    Abwarten.
    »Weckmann hat Chantal Poensgen entlassen.«
    Abwarten.
    »So!«, Roggenmeier lehnte sich zurück und beendete seinen Redebeitrag.
    Sonja kochte innerlich. Sie erwartete, dass sich Wesseling auf ihre Seite stellte und Roggenmeier ermahnte, aber er tat es nicht, er notierte nur den Sachverhalt in seine verdammte rote Kladde. Sie halten zusammen, dachte sie wütend, wenn’s hart auf hart kommt.
    Sie stellte noch geeignete Worte zusammen, um sich Gehör zu verschaffen, als Guido Schramm laut aufstöhnte und das Gesicht verzog. Wesseling räusperte sich pikiert und bat um Ruhe, sonst könne er sich nicht konzentrieren. Roggenmeier meinte, er solle sich nicht so anstellen. Guido wimmerte leise vor sich hin.
    Sonja beobachtete, wie er sich vor Schmerzen krümmte. Konnte er der Dritte im Bunde sein? Helena tot, Anna tot, Guido nur knapp davongekommen? Zufällig? Absichtlich? Hatten sie etwas gemeinsam?
    Sie hatten etwas gemeinsam, sagte sich Sonja nach kurzer Überlegung. Sie waren alle Edgar begegnet. Sie legte den Zeigefinger an ihre Nasenspitze und begann laut zu denken, damit sie den Faden nicht verlor. »Es gibt jemanden da draußen, der an Edgar interessiert ist. Und das muss nicht unbedingt Klaus-Peter Grund sein.«
    Wesseling zog gespannt die Augenbrauen hoch.
    »Wenn Guido eine Frau gewesen wäre, dann wäre er jetzt vielleicht auch tot.«
    »He?«, machte Guido entsetzt.
    »Ah! Ich beginne zu verstehen«, glaubte Wesseling. »Sie denken an Eifersucht?«
    »Ich denke an die schlimmste Form der Eifersucht«, bestätigte Sonja. »Ich denke an Stalking.«
    »Aber 80 Prozent aller Stalker sind Männer«, erinnerte Wesseling sie.
    »Mag sein. Gesetzt den Fall, wir haben es hier mit einem weiblichen Stalker zu tun«, Sonja wandte sich an Guido Schramm, »erzählen Sie uns doch mal, wie war das mit der Prügelei, wann wurde denn genau auf Sie geschossen?«
    Guido kratzte sich am Kopf. »Als ich oben lag«, sagte er stolz.
    »Sehen Sie! Da haben wir es! Dieses Mal war es nicht die Eifersucht. SIE hatte Angst um Edgar. SIE wollte ihn beschützen, als Guido sich auf ihn stürzte und darum«, Sonja machte das internationale Zeichen für Schießen. »Peng!«
    »Angenommen,« rief Guido aufgeregt, »es wäre so, woher soll diese Person denn immer gewusst haben, wo Edgar gerade ist?«
    Sonja hatte das Gefühl, dass er jemanden verteidigte. »Von Ihnen zum Beispiel?«, fragte sie.
    »Von mir?« Guido hielt sich den Hosenboden fest. »Ich wusste doch bis heute selbst nicht, wo er war.«
    »Dann hat sie halt so lange gesucht, bis sie ihn gefunden hat«, meinte Roggenmeier ungeduldig.
    »Sie wissen doch«, erinnerte Sonja ihren Chef. »Der Eifelsteig ist strukturell unübersichtlich.«
    »Holen Sie ihn endlich rein!«, wetterte Wesseling.
    Roggenmeier war schon unterwegs.
    »Warten Sie hier«, befahl er, als er mit Dr. Edgar Schramm in die Bauernstube zurückkehrte, und schaffte auf die Schnelle eine Verhörsituation. Kurzerhand schob er einen Nachbartisch beiseite, stellte stattdessen einen einsamen Stuhl unter einen anderen Geweihleuchter und wies auf die Sitzfläche. Dr. Edgar Schramm setzte sich und ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen. Auf seinem Bruder blieb er lange ruhen.
    Da erhob Wesseling hinter ihm seine Stimme, ohne sich von seinem Platz zu erheben. »Herr Dr. Schramm.«
    »Ich war es nicht«, behauptete Edgar. »Das haben die Männer von der Spurensicherung vorhin doch selbst gesagt.«
    »Immer langsam. Ihre Speichelprobe wurde gerade erst entnommen. Die Hautschuppen auf dem Kopfkissen, mit dem Helena Finn erstickt wurde, können noch immer von Ihnen stammen. Und Anna Grund wurde vielleicht nicht mit Ihrem Jagdmesser erstochen, aber vielleicht hatten Sie noch ein anderes Messer und haben es unterwegs weggeworfen so wie das Tetrazepam.«
    Edgar sprang auf.
    »Setzen!«, befahl Roggenmeier.
    »Lassen Sie uns über Helena Finn reden«, sagte Wesseling.
    »Warum?«, fragte Edgar.
    »Der Rechtsmediziner hat Tetrazepam in ihrem Blut gefunden. Es war keine tödliche Dosis, aber ...«
    »Sehen Sie!«, rief Edgar. »Ich habe ihr nur ....« Er hielt inne, presste die Lippen aufeinander und

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