Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
Vom Netzwerk:
und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Von Ihrem Bruder Guido?«, schlug Sonja vor.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Edgar. »Wir haben ein paar Mal telefoniert, aber er hat mich nie gefragt, wo ich gerade bin.«
    Guido seufzte hörbar erleichtert auf. »Sehen Sie!«
    »Von wem könnte sie es denn erfahren haben?«, beharrte Sonja.
    »Was weiß ich? Sie haben mich doch auch gefunden!«, stieß Edgar hervor. »Den richtigen Ort und das richtige Hotel. Das ist ja auch kein Kunststück. Die Etappen kennt jeder. Man muss nur noch das Hotel herausfinden. Zwei, drei Anrufe. Das kann jedes Kind.«
    »Aber niemand kommt auf die Idee, dass Sie zwei Etappen an einem Tag gehen könnten.«
    »Sind Sie doch auch!«
    »Reden Sie keinen Blödsinn! Wir sind Kriminalisten«, erklärte Sonja. »Herr Dr. Schramm, wenn wir Sie schützen und retten sollen, müssen Sie mit offenen Karten spielen!«
    »Retten?«, rief er aus. »Mich? Mich kann keiner mehr retten. Alles ist im Eimer. Und alles wegen Ihnen.«
    »Moment!«, rief Wesseling dazwischen.
    Sonja hätte sich gewundert, wenn er diesen Vorwurf auf sich hätte sitzen lassen.
    »Oder darf ich etwa morgen weiter gehen?«, fragte Edgar aufgebracht.
    »Auf keinen Fall!«
    »Sehen Sie! Aus. Schluss. Ende!« Edgar raufte sich verzweifelt die Haare.
    »Wie können Sie ans Wandern denken, wenn Sie eine Blutspur hinter sich lassen wie Dschingis Khan!«, rief Wesseling außer sich. »Und Sie wollen Arzt sein?«
    »Lassen Sie mich doch in Ruhe!« Edgar sprang auf und lief mit langen Schritten auf und ab. »Meinen Sie, ich bin zum Vergnügen 40 Kilometer am Tag gewandert?«
    Betretene Gesichter.
    Er riss an dem Band um seinen Hals einen Brustbeutel unter seinem Shirt hervor. Er zog daraus ein Bündel Zettel, warf sie auf den Stammtisch und begann darin herumzuwühlen.
    »Hier! Das hier sind die Beweise, dass ich in den Hotels in Roetgen, Einruhr und Gemünd war. Wann ich ein- und ausgecheckt habe. Hier, die Stempel unter den Uhrzeiten! Von Blankenheim habe ich keinen, Sie haben mich daran gehindert. Und von den anderen werde ich auch keinen mehr bekommen. Das war’s für mich! Feierabend! Der Fall ist gelaufen.«
    »Immer langsam«, versuchte Wesseling ihn zu beruhigen. »Und was passiert Schreckliches ohne die kleinen hübschen Stempelchen?«
    Edgar stütze sich auf der Tischplatte ab und sagte mit Grabesstimme. »Habe ich verloren.«
    »Ach, Sie haben gewettet?«, schloss Wesseling messerscharf. »Verstehe. Aber wissen Sie, man muss auch verlieren können.«
    »Ja?«, stieß Edgar drohend hervor.
    »Ja!«, meinte Wesseling treuherzig.
    Edgar griff über den Tisch und legte die Hände um Wesselings Jackettaufschläge und zog ihn hoch und zu sich heran. Als sie Nasenspitze an Nasenspitze standen, trennten Roggenmeier und Sonja sie.
    Edgar ließ sofort los. »Entschuldigung.«
    Wesseling setzte sich wieder, wischte über seine Aufschläge, rückte seine Krawatte zurecht und fuhr fort, als habe es die Unterbrechung nicht gegeben: »Und was bekommt der Gewinner?«
    Edgar schluckte, sah von einem zum anderen, besann sich und schüttelte den Kopf. »Ach, nichts«, winkte er ab. »Alles halb so schlimm. Es ging nur um die Ehre.«
    » The winner takes it all «, begann Sonja leise zu singen. » The looser standing small   ...«
    In die Melodie mischte sich das harmonische Klingeln eines Handys. Während alle feststellten, dass es sich nicht um ihres handelte, sagte Roggenmeier: »Ja, bitte? ... Polizeiwache Köln-Nippes sagen Sie? ... Stellen Sie durch!«
    Danach sah man ihn nur noch wortlos mit dem Kopf nicken, die Augenbrauen hochziehen, die Augen aufreißen und den Mund aufsperren und wieder schließen. Dann sagte er: »Danke« und beendete das Gespräch. Er nahm Wesseling flüsternd beiseite, der verfuhr ebenso mit Sonja, die wiederum informierte Neugebauer und Brummer auf die gleiche Weise. Guido und Edgar Schramm horchten vergeblich.
    »Sie haben viele Feinde«, sagte Sonja nach einer Weile. »Eine Ex-Geliebte, die zur Stalkerin wird. Einen Bruder, dem Sie übelst mitgespielt haben. Und einen Mann, der glaubt, sie hätten seine Frau und seine Tochter ermordet.«
    »Was? Wieso? Wer denn?«
    Während Sonja ihn darüber aufklärte, dass ein gewisser Klaus-Peter Grund keine Alibis mehr für die Tatzeiten hatte, dafür aber um so offensichtlichere Motive, presste Edgar die Lippen aufeinander, bis sie nur noch Striche waren.
    »Gibt es vielleicht noch jemanden, der etwas gegen Sie haben könnte?«,

Weitere Kostenlose Bücher