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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Anhöhe, auf der Ginster in Büschen blühte und ein Bussard seine Kreise zog, bis hinunter ins Schafbachtal.
    Ein klassisches Tal lag vor ihm. Ein schnurgerader, ebener Weg, auf dem zwei Jogger unterwegs waren. Edgar musterte ihre Gesichter, aber es war keines dabei, das zur   Soko Eifelsteig   gehörte.
    Die nächste Wegkreuzung an einer Straßenüberquerung wies rechts zur Ripsdorfer Mühle und links hinauf zum Ort Ripsdorf und über die Tränkgasse bis zum Brothaus, einem schwarz-weißen Fachwerkhauskomplex. Auf dem Turm der spätgotischen Pfarrkirche verkündete die Zahl 1894 vermutlich das Jahr der Restaurierung und eine Uhr die Zeit von heute: 11.20 Uhr.
    Auf der Hauptstraße näherte sich hupend und klingelnd ein grün-weißer Tansporter, Heikos rollender Kaufladen:   Mein Kaufzuhaus   stand auf der Motorhaube. Er parkte auf dem schmalen Bürgersteig und mit wenigen Handgriffen wurde aus der Seitenklappe eine Theke.
    Die Ankunft des Wagens und Edgars Auftauchen schienen aufeinander abgestimmt zu sein, sodass Edgar sich nicht gewundert hätte, wenn hinter der Theke die Frau gestanden hätte, der Lockvogel. Aber so war es nicht. Da war nur ein Mann ohne Alter. Er wartete auf Kundschaft, die zur Zeit aus einem einsamen, bellenden Hund bestand. Er machte einen zweiten Versuch, 500 Meter weiter. Wieder machte er sich mit Hupen und Klingeln bemerkbar. Und dieses Mal hatte er Erfolg.
    Ein alter Mann mit Schirmmütze auf dem Kopf, blauer Arbeitshose und kariertem Hemd erschien in einer Toreinfahrt und wackelte über die Straße. Sein »Tach!« war weithin hörbar. Er kaufte etwas, ein Einzelteil, so klein, dass es in seine Hosentasche passte. Er wackelte in seine Toreinfahrt zurück, und der Heiko-Wagen fuhr weiter.
    Bombengeschäft, dachte Edgar und verließ den Ort.
    Kein Baum, kein Strauch, keine Felder, nur Wiesen, Wiesen, Wiesen entlang des Eifelsteiges, der über den Griesheuel, einen ehemaligen Kalk- und Sandsteinbruch hinunter nach Alendorf führte. Beim Abstieg konnte er einen Blick auf den gegenüberliegenden Hügel werfen, der so gar nicht in die Eifel zu passen schien. Toskanisch mutete er Edgar an. Die einzeln stehenden Bäume schienen Zypressen zu sein. Auf dem Gipfel erhob sich ein Kreuz. Das musste der Alendorfer Kalvarienberg sein.
    Edgar sah sich um. Er hatte freie Sicht nach allen Seiten, nur eine hagere Fichte versperrte ihm den Blick zurück. Ein Vogel stieg auf und schimpfte. Es war keine Krähe.
    »Ich geh ja schon.«
    Seine Schritte führten ihn hinunter zum Friedhof, nach der Umrundung einiger Gräber wieder hinaus an einer weißen, hinter einer Baumreihe versteckten Kappelle vorbei, der Wallfahrtskirche St. Agatha.
    Unterhalb lag ein großer Wanderparkplatz mitten auf einer Wiese. Einige Parkplätze waren besetzt. Ein Auto traf gerade ein, ein anderes fuhr auf die Landstraße und bog links ab, vermutlich in Richtung Ripsdorf. An einem anderen Auto lehnte jemand und studierte seine Wanderkarte. Ein unauffälliges Bild.
    Edgar studierte sein GPS. Der Eifelsteig schien direkt gegenüber auf den Kalvarienberg zu führen. Dreiviertel der Strecke hatte er bereits hinter sich, und noch war nichts geschehen. Wenn das so weiterging, war er in Mirbach noch immer genau so tatverdächtig wie in Blankenheim. Er fragte sich, wann er auf Lutz stoßen würde. Vermutlich weit vor Mirbach, da er gebummelt hatte. Hoffentlich wäre er dann nicht mehr allein und der Lockvogel aufgetaucht.
    »Hallo?«, krähte eine schrille Stimme hinter ihm.
    Edgar fuhr herum und entdeckte eine kleine Person zu seinen Füßen.
    Rita? Natürlich nicht, dafür genügte ein Augenblick.
    Guido? Hatte der Oberstaatsanwalt ihn doch bis zur Unkenntlichkeit verkleiden und mit verstellter Stimme reden lassen? Nein.
    Es war eine rundliche Frau. Flott und schräg saß der Südwester auf ihrem Haar, die Krempe tief in die Stirn gezogen. Die Gläser der Sonnenbrille waren undurchdringlich schwarz und groß wie Dessertteller. Ihre Lippen waren frisch angemalt und so leuchtend rot, dass Edgar an ihrer Stelle fürchten würde, ein Vogel könnte sie mit einer Beere verwechseln. Keck saß der Knoten ihres bunten Nicki-Tuches in ihrem Nacken. Sie trug eine dunkelblaue Windjacke und einen Rucksack, Jeans und Wanderstiefel, in einer Hand zwei Teleskop-Stöcke, in der anderen eine auseinandergefaltete Wanderkarte, die im Wind flatterte. Ihr Alter war unschätzbar.
    Ein Blick über sie hinweg zum menschenleeren Parkplatz. Sie musste die Person

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