Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
einfach her und gibst zu, dass ihr Streit hattet und du sie erwürgt
hast
? Dann brauchst du dir auch keine Fragen mehr anzuhören. Vielleicht wolltest du das alles ja auch gar nicht. Und es ist einfach passiert, weil ihr euch gestritten habt. Und bei einem Geständnis wirst du übrigens auch ein paar Jahre weniger sitzen …
MF : Das hättet ihr wohl gerne.
GB : Ich frage noch mal: Was ist an diesem Nachmittag vorgefallen?
MF : Wir haben geredet, wie immer. Hab ich doch schon gesagt.
VG : Hattet ihr bei eurem Treffen Geschlechtsverkehr?
MF : Das haben wir nicht nötig. Wir sind nicht so wie die anderen. Das könnt ihr aber auch nicht verstehen. Das versteht keiner.
VG : Was glaubst du denn, wer deine Kirsten umgebracht hat?
MF : Da wüsste ich so einige. Das können Sie mir glauben. Uns haben alle ausgelacht. Nur weil wir nicht solche Spastis sind wie alle.
GB : Nenn ein paar Namen!
MF : Nö. Das ist euer Job.
GB : Ich frag dich jetzt ein letztes Mal: Gibst du zu, Kirsten Gruber getötet zu haben?
MF : (schweigt)
VG : Wir wissen, dass du das warst. Es war nämlich niemand anderes am Tatort.
MF : (schreit) Woher wollt ihr das wissen? Habt ihr denn schon mal andere als mich verhört? Habt ihr zum Beispiel mal mit ihrem Vater gesprochen, diesem Arsch? Oder mit ihrem Trottelbruder? Wisst ihr, was die mit Kirsten immer gemacht haben? Wie die sie behandelt haben? Nö, natürlich nicht! Das hat doch keine Sau interessiert! Aber jetzt hier, da blast ihr euch auf, da seid ihr die Kings!
VG : Maik, es ist niemandem geholfen, wenn du die Tat weiter leugnest. Du hast also jetzt noch einmal die Möglichkeit zu gestehen.
MF : Ich gestehe gar nichts. Ihr könnt mich mal!
GB : Was war das für ein Gefühl, als du ihr die Luft abdrücktest? Erzähl mal …
MF : (schweigt)
GB : Stimmt das, dass ihr dort am Grillplatz manchmal hergegangen seid und euch aus der Bibel vorgelesen habt?
MF : (schreit) Wer sagt das? Das geht euch nichts an.
GB : Stimmt das, oder stimmt das nicht?
MF : Und wennschon.
VG : Ist das nicht ein wenig ungewöhnlich für zwei Jugendliche?
MF : Na und? Ist man nur normal, wenn man so gottlos rumhurt und säuft wie all die anderen Idioten?
GB : Dann zeig mir doch mal die Bibelstelle, wo geschrieben steht, dass man seine Freundin, Verzeihung, seine Verlobte erwürgen darf.
MF : Ich sag nichts mehr.
VG : Du musst auch nicht mehr viel sagen. Wir wissen eh, was passiert ist. Du brauchst nur dein Geständnis zu unterschreiben.
MF : Leck mich!
Ende der Vernehmung
Ich packe mir die Akte, renne ins Nebenzimmer und lege sie Markus auf den Schreibtisch.
«Lies das mal», sage ich atemlos.
«Was ist das?», fragt er und greift mit seiner riesigen Hand nach den Papieren.
«Ich habe seit gestern unzählige Vernehmungsprotokolle durchgesehen», berichte ich. «Meist hat sich entweder mein Vater oder Gummer alleine den jeweiligen Verdächtigen vorgenommen. Selten beide. Und in fast allen Fällen liefen die Verhöre lehrbuchmäßig nach Schema F ab.»
Meine Stimme überschlägt sich etwas, sodass ich erst einmal durchatme und mich bemühe, etwas runterzufahren.
«Aber bei diesem Verhör hier ist es irgendwie anders. Es geht um einen Mädchenmord Anfang der Neunziger. Lies das mal. Das Verhör ist sehr kurz, gemessen an der Schwere der Tat, und total komisch.»
«Was meinst du mit komisch?», fragt Markus.
«Die Art, wie Gummer und mein Vater mit Fichtenau umgehen, unterscheidet sich extrem von ihrer sonstigen eher nüchternen Vernehmungstechnik. Es ist viel emotionaler und direkter. Und irgendwie … hmm …»
«Ja?», hakt Markus nach.
«Irgendwie kommt mir das Protokoll auch so unvollständig vor.»
Markus runzelt die Stirn.
«Ich weiß, ich klinge etwas wirr, ich kann das aber im Moment nicht anders ausdrücken. Ich brauche unbedingt deine Einschätzung.»
«O.k., ich schau es mir mal an», sagt Markus ruhig, und schon bin ich weg und renne kurzatmig wieder zurück zu all den anderen Akten.
Ich lese, dass dieser Maik Fichtenau 1991 des Mordes angeklagt wurde. Ein Indizienprozess. Ein Geständnis oder einen klaren Beweis gab es nicht, doch da alle Spuren auf Maik Fichtenau hinwiesen, sprach das Gericht ihn schuldig. Es gab auch keinerlei Hinweise darauf, dass ein anderer den Mord begangen haben könnte. Maik Fichtenau war damals 22 Jahre alt und wurde zu einer 26 -jährigen Haftstrafe verurteilt. Noch bevor ich meine Kopfrechnung abgeschlossen habe, wann er aus dem
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