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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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die Kamera blickt oder irgendwelchen nichtigen Betätigungen nachgeht.
    Sehr, sehr eigenartig, das Ganze. Ich wäre jedenfalls nie auf die Idee gekommen, meine Schwester beim Einräumen der Geschirrspülmaschine zu fotografieren. Ich habe sie noch nicht einmal fotografiert, als wir in einem unserer Familienurlaube das Schloss Neuschwanstein besichtigen mussten.
    Hier nun allerdings hat nicht ein Bruder Erinnerungen an seine tote Schwester gesammelt, hier ist jemand einer Obsession nachgegangen. Inzwischen müsste ich längst den Toilettengang abgeschlossen haben, es sei denn, ich hätte etwas Größeres vorgehabt.
    So packe ich etwas hektisch die Bögen wieder unter die Schneeketten und blicke dabei immer wieder ängstlich zur Tür. Mit pochendem Herzen schließe ich sie leise hinter mir, husche in die gegenüberliegende Toilette, spüle schnell, öffne das kleine Fenster, wasche die Hände, kehre ins Wohnzimmer zu Gruber und Markus zurück und sage: «Entschuldigung, hab im Moment ein bisschen Probleme mit dem Darm.»
    Beide schauen mich stumm an. Ich lächle etwas dämlich und nehme wieder Platz.

Kapitel 18
    W ährend ich Laurins Kinderkoffer für das Sommerzeltlager des Fußballvereins packe, klingelt das Telefon. Ich finde es wie immer nicht, da es entweder bei Melina im Bett, im Altpapierkorb, unter Steuerbelegen auf meinem Schreibtisch oder im Kühlschrank liegt. Jedenfalls ist es nie auf der Ladestation, sodass es auch selten ausreichend geladen ist.
    Als zur Nostalgie neigender Mann erinnere ich mich an das fest installierte Hängetelefon im Flur meiner Eltern.
Das
war noch telefonieren. Das kann sich die Jugend von heute gar nicht mehr vorstellen.
    Die Jugend von heute reicht mir in Gestalt meiner Tochter das vor Akkuschwäche anklagend und verzweifelt piepende Telefon.
    «Irgendeine Irmgard», sagt sie.
    «Wir haben die Drecksau», schreit mir ebendiese Irmgard ins Ohr.
    Erst jetzt bekomme ich die Zusammenhänge sortiert. Es ist die zum cholerischen Verhalten neigende Tierschutz-Aktivistin.
    Irmgard konnte schon immer besser mit Tieren als mit Menschen. Der Mensch ist für sie in erster Linie der natürliche Feind des Tieres.
    «Egon und ich haben ihn auf frischer Tat ertappt und gestellt. Er ist in unserer Gewalt. Hol ihn besser ab, sperr ihn ein und lass ihn so schnell nicht mehr raus. Sonst …»
    «Ja, ich weiß, Irmgard, sonst richtet ihr ihn selbst zu Tode und schneidet ihm Körperteile ab. Das sagtest du bereits», unterbreche ich sie scharf und verärgert. «Weißt du, wir leben hier in so etwas wie einem Rechtsstaat, in dem auch ich als Polizist Gott sei Dank nicht darüber entscheide, ob und wie lange hier irgendwer eingesperrt wird. Und ich warne euch eindringlich: Solltet ihr diesem Mann irgendetwas antun oder angetan haben, dann wird das Konsequenzen haben.»
    Am anderen Ende der Leitung ist es still geworden.
    «Na ja, um ihn zu stellen, musste Egon schon ein bisschen, wie soll ich sagen, also um sich selbst auch zu verteidigen, da hat er …»
    «Ja?»
    «… da hat er ihm aufs Maul hauen müssen.»
    Ich lasse mir den genauen Standort des «Tatorts» beschreiben und kündige an, den Verdächtigen abzuholen und im Revier zu verhören.
     
    So nah es irgend geht, stelle ich mein Auto in der Nähe des Niddaer Segelfluggeländes ab. Auch wenn es sich etwas albern anfühlt, führe ich meine Dienstwaffe mit, die ich Gott sei Dank noch niemals gebrauchen musste.
    Auf der Wiese hat sich eine Menschentraube um einen auf dem Boden hockenden Mann gebildet. Egon winkt nach mir, im Stil eines alles im Griff habenden Sheriffs, der seinen untergebenen Handlanger herbeizitiert, damit der den Täter in die Zelle abführt.
    Auch Jupp, der Hoffenheim-Fan, ist zugegen. Er steht neben Irmgard, die in einem fort den am Boden kauernden Mann anschreit, während acht weitere im Halbkreis herumpositionierte Spaziergänger und Jogger sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollen. Die Traube rückt für den Hauptkommissar zur Seite, und ich sehe, wer da mit blutender Nase kümmerlich am Boden sitzt. Ein bekanntes Gesicht. Es ist Manni Kreutzer.
     
    Es dauert eine Weile, bis ich für alle das Missverständnis aufklären kann.
    «Isch hab dene gleisch gesacht, dass isch von der Bullerei bin», klagt Manni, «doch die wollte mir das alle net glaube. Net zu fasse.»
    Irmgard berichtet, dass sie Manni bei ihrem Spaziergang beobachtet hätte, wie er im Geäst mit «etwas Wurstigem» in der Hand zugange gewesen sei.

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