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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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nicht?»
    «Du bist doch nicht tot. Normalerweise sprechen doch immer nur die zu einem, die tot sind. Dachte ich jedenfalls immer.»
    «Tja, normalerweise eben», bemerkt Franziska lakonisch. «Duuu hast mich doch angesprochen eben, nicht ich. Also, warum pampst du mich dann an, dass ich mit dir rede?»
    «Keine Ahnung, weiß nicht. Habe sonst halt niemanden, mit dem ich mich streiten kann. Nicht mal mein Vater ist dafür noch da.»
    «Hmm …»
    «Warum bist du nie da, wenn ich dich am meisten brauche?», klage ich.
    «Das weiß ich nicht. Vielleicht ist es unser Schicksal, dass wir nie füreinander da sind, wenn es drauf ankommt. Vielleicht können wir das gar nicht.»
    «Wie meinst du das?»
    «Na ja, wenn wir zusammen waren, waren wir dann füreinander da?»
    Ich nicke nachdenklich und zünde mir eine Zigarette an.
    «Auch wenn ich nicht da bin, Henning, du musst das alles nicht alleine durchstehen. Du musst nicht immer alles alleine schaffen. Du darfst dir ruhig mal helfen lassen.»
    «Ach ja, und von wem? Von wem denn bitte, hä? Von Manni?»
    Es gäbe natürlich schon einige wenige Menschen, die zu kontaktieren hilfreich sein könnte. Doch ich tue es nicht, sondern beschäftige mich lieber damit, zu lamentieren, warum diese sich denn nicht bei
mir
meldeten. Doch täten sie das, würde ich ihnen ja doch bloß sagen, ich hätte keine Zeit.
    «Du hast doch nur Angst, sie an dich ranzulassen.»
    «Ach, hör doch auf mit dem Mist», rufe ich laut und bemerke im nächsten Moment, wie der Platzwart der Viktoria Nidda etwas irritiert Anstrengungen unternimmt, so zu tun, als habe er mich nicht gehört.
     
    Am nächsten Morgen lädt Kriminaloberrat Ludwig Körber zur allgemeinen Dienstbesprechung und lässt ein wenig auf sich warten. Markus blättert in Untersuchungsakten, ich gucke aus dem Fenster, und Teichner buhlt wie gewöhnlich verzweifelt um Aufmerksamkeit.
    «Puuuuh», macht er, «bin ich fertig.»
    Nach der dritten Wiederholung erbarme ich mich, wie so oft, und frage, warum er denn «fertig» sei.
    «Renovieren, tapezieren, malerieren, wenn du weißt, was ich meine.»
    Ja, weiß ich.
    «Weißte, die Sabse hat ja immer so ihre Vorstellungen. Frauen halt, ne?»
    Markus hat schon lange aufgehört, sich mit Teichner privat auszutauschen oder ihm aktiv zuzuhören. Ich dagegen bringe es nicht übers Herz, ihn wie Luft zu behandeln.
    «Zieht ihr jetzt zusammen, oder was?»
    «Ja, also nee, na ja, fast.»
    Teichner lässt feierlich die Finger krachen.
    «Also, noch net, aber bald, vielleicht. Sabse ist umgezogen, mit den vielen Kindern, weißte, das wird langsam ein bissi eng. Und da, na ja, Frauen und Handwerk, da kannste dir ja vorstellen, wie froh sie da sein können, dass ein Mann wie ich da mal das Zepterchen in die Hand genommen hat.»
    «Hmm.»
    Dann wird eine Weile geschwiegen.
    «Frauen halt, ne?»
    «Ja.»
    Zum Glück kommt jetzt endlich Onkel Ludwig Körber hineingestöhnt. Nach einer kurzen Verspätungsentschuldigung wünscht er, auf den neuesten Stand gebracht zu werden, und nimmt keuchend am Besprechungstisch Platz.
    «Es kann doch nicht sein, dass dieser Fichtenau nirgends aufzufinden ist», flucht er. «Na ja, und das Gleiche gilt für Günther. Da arbeiten wir mal mit der tollen Weltstadtpolizei aus Berlin zusammen und kommen trotzdem zu keinem Ergebnis. Merkt ihr was? Die kochen auch nur mit Wasser. Aber was meint ihr, wie hochnäsig die sich bei Polizeitagungen aufführen.»
    Ich berichte noch einmal detailliert über den vermuteten Zusammenhang mit dem Mordfall Gruber und erzähle zudem vom gestrigen Besuch bei Jochen Gruber und von meiner Fotosammlungsentdeckung.
    «Da hat nicht etwa ein Bruder bloß ein paar Erinnerungsfotos an die liebe Schwester zusammengestellt», sage ich. «Er muss ihr seit Jahren mit der Kamera richtig nachgestellt haben. Normale Bruderliebe ist das nicht.»
    Ich denke an meine Schwester Ulrike und dass ich mich unbedingt wieder bei ihr und meiner Mutter melden muss.
    «Ihr glaubt also», fragt Körber, «dass er etwas mit der Sache zu tun haben könnte?»
    «Vielleicht», murmelt Markus, «vielleicht ist er der Mörder seiner Schwester. Aus Eifersucht. Vielleicht hat Fichtenau unschuldig gesessen. Und wiederum vielleicht hat Gruber etwas mit dem Verschwinden von Fichtenau zu tun.»
    «Aber was ist dann mit meinem Vater?», frage ich leise.
    Betreten blicken wir alle ins Leere, nur Teichner kratzt sich mit einem Kugelschreiber Wandfarbenreste von den Fingernägeln.

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