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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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längst Bescheid wussten, nicht nach dem Zwischenfall mit dem Fotografen im Baum an diesem Morgen.

    »Ich gehe jetzt zu Bett«, sagte er.

    »Alles ist abgesperrt. Nur die Alarmanlage muss noch eingeschaltet werden.«

    »Keine Sorge, mein Liebling, ich schalte sie ein, bevor ich nach oben gehe.« Sie nahm die Hände aus dem Schoß und begann wieder zu tippen. Über das Klappern der Tastatur hinweg und das Tanzen der Buchstaben auf dem Bildschirm fragte Luke:

    »Du bleibst nicht mehr lange auf, oder, Mum? Versprich es mir!«

    »Ich verspreche es«, sagte sie. Damit ließ er sie alleine, unzufrieden über das Ergebnis des Gesprächs wie über alles andere auch. Es stand kaum zu erwarten, dass er gut schlafen würde. Eine Weile döste er unruhig vor sich hin, nur um mitten in der Nacht in der dumpfen Stille des großen Hauses aufzuwachen. Er richtete sich im Bett auf, schaltete die Nachttischlampe ein und schwang die Beine unter der Decke hervor. Er schlüpfte in eine alte Jeans und einen Pullover und steckte die Füße in ausgetretene Pantoffeln. Was für einen Sinn hatte es, wenn er weiter vergeblich einzuschlafen versuchte? Er fühlte sich aufgedreht wie ein Uhrwerk. Das beleuchtete Ziffernblatt seiner Nachttischuhr verriet ihm, dass es kurz nach Mitternacht war, im Fernsehen liefen um diese Zeit in der Regel alte Filme. Die Schalttafel für die Alarmanlage befand sich am Fuß der Treppe. Er rannte nach unten, um sie abzuschalten, bevor sie losgehen konnte, nur um festzustellen, dass seine Mutter wohl doch vergessen hatte, den Alarm zu aktivieren. Luke stieß ein ärgerliches Brummen aus, doch er machte ihr keinen Vorwurf. Er hätte warten sollen, bis sie zu Bett gegangen war, und es selbst tun. Zuerst ging er in die Küche, wo er sich etwas Heißes zu trinken machen wollte. Er tappte durch die Dunkelheit und drückte sich an der Wand entlang, wo die alten Dielenbretter am wenigsten knarrten. Das Haus war ihm so vertraut wie seine eigene Haut. Er benötigte genauso wenig Licht, um sich zurechtzufinden, wie ein Blinder es benötigt hätte. Als er die Küche erreicht hatte, schaltete er trotzdem das Licht in der Dunstabzugshaube ein. Es lieferte ihm gerade genug Helligkeit, damit er sehen konnte, was er tat. Er setzte den elektrischen Wasserkocher auf, nahm einen Becher aus dem Schrank und das Glas mit Instantkaffee aus dem Regal über der Arbeitsfläche. Plötzlich dämmerte ihm, dass er die gleichen Handlungen ausführte wie sein Vater in seiner letzten Nacht. Dad war ebenfalls in der Küche gewesen und hatte sich heißes Wasser gemacht, als irgendetwas ihn dazu bewogen hatte, die Hintertür zu öffnen und nach draußen in den dunklen Garten zu treten, wo ihn der Tod ereilt hatte. Luke war bereit, Kates Version der Ereignisse jener Nacht Glauben zu schenken. Dass sie zurückgekehrt und dann geflüchtet war, bevor sie Dads Aufmerksamkeit erwecken konnte, in die Flucht geschlagen vom Anblick einer undeutlichen Gestalt, die im Schatten des Gartens gelauert hatte. Seine Mutter jedenfalls glaubte ihr. Soweit er wusste, ging auch die Polizei davon aus, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, denn Kate war nicht verhaftet worden. Und um ehrlich zu sein, Luke konnte sich nicht vorstellen, dass Kate imstande war, eine Waffe mit ausreichender Kraft zu schwingen, um … Er verdrängte das Bild aus seinen Gedanken. Ungebeten kamen ihm Fragen in den Sinn: Was, wenn sie nicht allein gewesen ist? Was, wenn sie irgendwo draußen in der Dunkelheit einen Kumpanen hatte? Luke stockte mitten in der Bewegung, gepackt von Entsetzen. Als er sich beruhigt hatte, versuchte er das Problem mit kühler, akademischer Disziplin anzugehen, wie seine Tutoren es ihn gelehrt hatten. Er zählte die Argumente dafür und dagegen auf. Es war eine Möglichkeit, an die bisher niemand gedacht zu haben schien – was nicht ausschloss, dass es so gewesen sein konnte. Wer jedoch hätte der Kumpan sein können, der dort draußen in der Nacht gelauert hatte? Wer sonst hätte einen Grund haben können, ihr zu helfen? Wen hätte sie bestechen können, falls das dazu erforderlich gewesen war? Was war mit diesem Anwalt, der ihre Vertretung übernommen hatte? Er war überraschend schnell nach Bamford gekommen. Wie es aussah, ging sein Interesse weit über das rein Berufliche hinaus. Vielleicht, überlegte Luke, vielleicht sollte ich die Polizei fragen, ob sie daran gedacht hat, diesen Green zu vernehmen? Dann überlegte er bestürzt, dass er eigentlich nicht so über

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