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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Geliebter?«
    Animateur-Koko hob den Blick gen Himmel und zuckte wieder mit den Schultern. » Sicher nicht. Haben Sie die gesehen, alle beide? Und sie?« Er sah Viviane mit einem ernsten Lächeln an, während er seine Pfeife wegräumte. » Sie wollten Details, jetzt haben Sie welche. Ich werde Ihnen noch eines verraten, sehr vage, subjektiv, machen Sie damit, was Sie wollen: King hat an diesem Tag den Eindruck vermittelt, seinen Tod vorzubereiten. Er schien gewusst zu haben, dass er sterben muss. Ein angekündigter Tod, wie man so sagt. Aber in einem Drehbuch läuft das wohl anders…«
    Ein Aufruf aus den Lautsprechern unterbrach sie: » Viviane wird dringend am Empfang erwartet.«
    Die Kommissarin begab sich gelassen dorthin. Willy hatte wohl nachgedacht und einen neuen Mörder gefunden. Man reichte ihr das Telefon, es war Königin, sie war sehr aufgebracht.
    » Viviane? Ich bin beim Türken. Man hat ihn ermordet, das ist entsetzlich. Kommen Sie schnell.«

Kapitel 12
    Königin hatte recht. Es war entsetzlich. Der Türke saß vornübergekippt vor dem Fenster seines Wachpostens an seinem kleinen Tisch. Sein Nacken war mit zwei Axthieben durchtrennt worden und nur mehr ein Loch von Fleisch und Knochen, aus dem noch Blut floss. Die blutige Axt lag neben seinem Kopf auf dem Tisch, der Griff war in einen verschmierten Lappen eingewickelt. Königin stand einen Meter dahinter, rang panisch die Hände.
    » Fassen Sie nichts an«, befahl ihr Viviane. » Vielleicht findet man Fingerabdrücke.«
    » Wie die Fleischer haben sie ihn hingerichtet. Meinen Türken, meinen armen alten Türken. Ihn, die Unschuld in Person…«
    Viviane suchte nach einem idiotischen Trost, nach passenden Worten. Sie fand nur Bullenwörter. » Er hat nicht gelitten. Der erste Schlag hat schon gut gesessen. Er hatte augenscheinlich auch keine Möglichkeit auszuweichen. Erlauben Sie, dass ich mich umsehe?«
    Der Raum war kärglich eingerichtet: einige eingerahmte Fotos an den vergilbten Gipswänden, der blutbedeckte Tisch, zwei Stühle, ein Bett, unter das noch eine zweite Matratze geschoben war.
    » Die ist von Kerim, seinem Sohn«, erklärte Königin.
    Die Kommissarin sah sich weiter um: ein Schrank, eine Glastür, die in einen Hof führte, ein Spülbecken. Auf einer Arbeitsplatte sauberes, nicht abgetrocknetes Geschirr, das zum Abtropfen umgedreht dalag: ein Blechnapf, ein Glas, Besteck. Der Türke hatte sogar die leere Samos-Muscat-Flasche ausgewaschen. » Hat er den Ihrer Meinung nach alleine getrunken oder mit seinem Sohn?«
    » Alleine. Kerim ist gläubiger Moslem, er trinkt nie Alkohol. Aber der Vater trank für zwei, er hat locker eine Flasche zum Essen geschafft. Entschuldigen Sie mich, mir ist schlecht.«
    Sie ging hinaus und ließ die Tür weit offen stehen. Viviane hörte, wie sie sich übergab. Würggeräusche, die mitleiderregend waren. Als Königin aus dem Toilettenhäuschen hinaustrat, ging sie sich am Wasserhahn im Hof erfrischen, wobei sie auf ihrem Weg Flaschen umrannte, die in der Sonne trockneten.
    » Was ist das hier, diese ganzen Flaschen?«, fragte Viviane. » Hat er die gesammelt?«
    » Er hat sie eingesammelt, um sie zu verkaufen. Bei dem, was er verdiente, der Arme, war alles nützlich.«
    Viviane warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. Diese Frau wollte stark wirken, aber ihr ganzer Körper schrie um Hilfe.
    » Können wir die griechische Polizei da raushalten, Commissaire? Das würde mir großen Ärger ersparen.«
    » Unmöglich, Königin.« Blut, Mord, all das machte Viviane ganz heiß darauf, wieder zur Kommissarin zu werden, den eintreffenden Kollegen zuvorzukommen. » Wer ist Ihrer Meinung nach der Letzte, der den Türken lebend gesehen hat?«
    » Wir alle, am Tisch, als er mit seinen Flaschen abgezogen ist. Danach weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat er noch seinen Sohn Kerim getroffen, um ihn an der Schranke abzulösen.«
    » Demnach wäre Kerim der Letzte gewesen.«
    » Natürlich, aber Sie werden ja wohl nicht seinen Sohn verdächtigen? Er ist ein guter Junge, behindert.«
    » Welche Gründe hätten sie, sich zu streiten?«
    Königin zuckte mit den Schultern. » Wer suchet, der findet. Früher gab es hier diese schwarze Katze, Sixiz, die Kerim gehasst hat. Hier, auf der Insel, sind alle Katzen rot. Eine schwarze Katze ist wie ein Dämon, und Moslems haben Horror vor allem, was Schaitan, den Teufel, heraufbeschwören könnte. Aber Sixiz ist tot, das kann es also nicht sein.«
    » Und die Anwesenheit von Wein im

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