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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sie völlig in Vergessenheit geraten.«
    »Ich habe Ihnen nicht gesagt, Sie sollten sich um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Und was haben Sie gesagt, Ryan?«
    »Ich weiß, daß Claudel Sie ans Messer liefern will und daß Sie ihm dafür am liebsten die Eier abschneiden würden. Das kann ich verstehen, denn ich würde es vermutlich nicht anders machen, wenn er mich so in die Enge treiben würde. Aber deshalb lasse ich mir von Ihnen und Claudel noch lange nicht meinen Fall versauen.«
    »Und was soll denn das jetzt wieder heißen?«
    Er brauchte lange, bis er mir antwortete.
     
    »Ich will damit nicht sagen, daß ich Ihre Mitarbeit nicht zu schätzen wüßte. Aber ich möchte, daß die Prioritäten in dieser Untersuchung vollkommen klar sind.«
    Eine ganze Weile schwiegen Ryan und ich wütend vor uns hin.
    »Ich glaube, ich habe etwas herausgefunden«, sagte ich schließlich.
    »Und was?« Das hatte er offenbar nicht erwartet.
    »Ich habe möglicherweise eine Verbindung zwischen den Fällen gefunden.«
    »Und was für eine?« Irgendwie klang seine Stimme jetzt nicht mehr ganz so gereizt.
    »Das würde ich Ihnen lieber beim Mittagessen erzählen.«
    »Hoffentlich hat die Sache Hand und Fuß, Brennan.« Er hielt inne. »Treffen wir uns um zwölf Uhr bei Antoine.«
    Zum Glück hatte ich heute keine neuen Fälle zugeteilt bekommen, so daß ich mich gleich an die Arbeit machen konnte. Bisher hatte bei den Morden nichts zusammengepaßt. Vielleicht war ja die Metro wirklich das Bindeglied.
    Ich fuhr den Computer hoch und lud meine Tabelle, um die Adressen zu überprüfen. Es stimmte. Die Opfer wohnten tatsächlich in der Nähe der Metrostationen, die ich vorhin in der U-Bahn herausgesucht hatte. Als nächstes nahm ich einen Stadtplan zur Hand und markierte die U-Bahnhöfe mit bunten Nadeln, so wie ich in Ryans Büro die Wohnorte der Opfer gekennzeichnet hatte. Die drei Nadeln bildeten ein Dreieck mit dem Bahnhof Berri-UQAM in der Mitte. Morisette-Champoux, Gagnon und Adkins hatten genau sechs Stationen vom Bahnhof Berri-UQAM entfernt gelebt, der nur ein paar Gehminuten von St. Jacques Wohnung entfernt war.
    Konnte es sich so zugetragen haben? War der Mörder in die U-Bahn gestiegen und hatte sich ein Opfer gesucht, das sechs Stationen nach Berri-UQAM ausgestiegen war? Solche Fixierungen gab es, ich hatte schon davon gelesen. Es gab Killer, die sich auf eine Farbe oder eine Zahl festlegten und sie bei allen ihren Taten berücksichtigten. Aber war sorgfältige Planung nicht ein Merkmal so gut wie aller Serienmörder? Stimmt, aber dieser Kerl ging möglicherweise noch etwas weiter. Vielleicht mordete er nach einem streng fixierten Muster, das haarklein eingehalten werden mußte.
    Nun gut, aber was war dann mit Trottier und Damas? Die paßten in mein U-Bahn-Schema nicht hinein. So einfach konnte es also doch nicht sein. Ich starrte wieder auf den Stadtplan, als könne aus ihm die Erleuchtung kommen. Dabei hatte ich das Gefühl, daß irgendwo in meinem Unterbewußtsein bereits die Lösung meines Problems gefunden war. Irgend etwas hatte ich bei meinen Überlegungen vergessen. Aber was? Vor lauter Grübeln hätte ich fast das Klopfen an meiner Tür überhört.
    »Dr. Brennan?« fragte Lucie Dumont und streckte den Kopf in mein Büro.
    Das war’s. Der Bann war gebrochen.
    »Alsa!«
    Ich hatte den kleinen Affen vergessen!
    Mein Aufschrei schien Lucie zu erschrecken. Sie zuckte zusammen und ließ fast den Computerausdruck fallen, den sie in der Hand hielt.
    »Soll ich später wiederkommen?«
    Ich suchte bereits fieberhaft nach Lucies erstem Ausdruck. Ja, natürlich! Der Busbahnhof! Er war praktisch neben der Berri-UQAM-Station. Ich steckte am Fundort des toten Affen eine Nadel in den Stadtplan. Sie war genau in der Mitte des Dreiecks.
    War es das? Der Affe? Gehörte er auch ins Muster? Und wenn ja, als was? Als Opfer? Als Experiment? Alsa wurde zwei Jahre vor Grace Damas getötet. Hatte ich nicht in der einschlägigen Literatur gelesen, daß sadistische Triebtäter sich erst ausgiebigen Phantasien hingeben, dann Tiere quälen und schließlich Frauen vergewaltigen und töten? War das nicht auch bei Jeffrey Dahmer der Fall gewesen?
    Ich lehnte mich seufzend zurück. Wenn das wirklich alles war, was mein Unterbewußtsein mir zu sagen hatte, dann würde ich damit auf Ryan keinen großen Eindruck machen.
    Ich ging zur Tür und machte mich auf den Weg ins Archiv. Lucie war schon wieder gegangen. Bei ihr würde ich mich später

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