Tote Pracht
die im dichten Nebel nur schemenhaft erkennbar war, rannte am oberen
Ende des Parks den Berg hinauf.
Der Schweinehund hatte gewartet, um zu
sehen, ob er Hank getroffen hatte!
Wut stieg in mir hoch — kalte,
kontrollierte, zielgerichtete Wut. Ich warf einen Blick auf Hank, sah, daß sich
Jack und Larry um ihn kümmerten und mehr für ihn taten, als ich tun konnte.
Mehr als ich getan hatte. Ich hatte das Gefühl, die Szene wie durch eine
polierte Glasscheibe zu sehen; und ich hatte den verzweifelten Wunsch, sie in
lauter kleine Splitter zerbersten zu lassen.
Meine Finger klammerten sich so fest um
meinen Revolver, daß es weh tat. Dann begann ich auch bergaufwärts zu laufen;
im gleichen Moment verschwand der Schütze im Nebel.
Der Bürgersteig war uneben und steil.
Ich stolperte und rannte in ein Auto, das quer auf dem Gehweg stand. Ein Paar,
das sich vorsichtig dem Tohuwabohu bei All Souls näherte, sah mein Gesicht,
dann meinen Revolver und machte einen weiten Bogen um mich herum. Ich rannte
hinauf zu dem begrünten Dreieck, wo ich die fliehende Gestalt zuletzt gesehen
hatte.
Weiter oben war der Nebel noch dichter.
Er ließ die Lichter der umstehenden Häuser verschwimmen und das vertraute
Terrain fremd und verwirrend erscheinen. Ich blieb stehen, um mich zu orientieren.
Einige schmale Straßen liefen am oberen
Ende des Parkes zusammen und verzweigten sich dann wieder. Er konnte jede
dieser Straßen wie ein gewöhnlicher Fußgänger entlanggeschlendert sein;
vielleicht wollte er sogar als unschuldiger Passant zum Tatort zurückkehren.
Dieser Gedanke steigerte die Wut, die in mir brodelte, noch mehr. Mein
lodernder Zorn richtete sich nicht nur nach außen gegen den Schützen, sondern
auch gegen mich, weil es mir nicht gelungen war, Hank zu schützen. Ich zögerte,
versuchte meinen Zorn zu zügeln und spähte durch die grauen Nebelschwaden.
Schräg gegenüber befand sich ein
Waldstück, wie es überall in Bernal Heights zu finden ist — eine unbebaute, von
Fichten bestandene Fläche. Ich studierte den Fleck und überquerte die Kreuzung
langsam mit erhobenem Revolver.
Eine große Gestalt tauchte aus dem
schützenden Dunkel der Bäume auf. Ich schrie ihn an, er solle stehenbleiben.
Ich wollte schon abdrücken, aber da verschwand er wieder. In einem nahe
gelegenen Haus gingen die Lichter an; in ihrem Strahl sah ich ihn bergauf
flüchten; er wählte den steilsten Teil der Coso Avenue. Ich folgte ihm.
Der Mann — er rannte wie ein Mann — nahm
drei der in den abschüssigen Bürgersteig eingelassenen Stufen auf einmal. Ich
rannte daneben die geteerte Straße hinauf. Ich konnte nur seinen keuchenden,
gehetzten Atem hören. Seine Füße schlugen im Wechsel zu meinen auf dem Beton
auf. Hinter mir erklangen aufgeregte Stimmen und ferne Sirenen.
Er überquerte die Kreuzung an der
Prospekt Avenue und rannte weiter. Jenseits des Eisengeländers, das entlang der
Stufen verlief, standen Häuser; auf der anderen Seite der Coso war ein
längliches, von einem hohen Holzzaun umgebenes Grundstück, und dann kam eine
steile Klippe — fünfzehn oder zwanzig Meter blanker Fels. Er lief weiter die
Stufen hinauf, aber dann erschienen oben am Gipfel des Hügels zwei Gestalten,
ihre Konturen waren im Nebel nur schemenhaft zu erkennen. Ihre Stimmen aber
drangen bis zu uns hinunter — jung, kräftig, männlich. Ich brüllte ihnen zu,
sie sollten den laufenden Mann aufhalten.
Er wirbelte herum. Zögerte einen Moment
und schoß dann über die Straße. Er blickte sich nach allen Seiten um und
verschwand dann durch einen etwa einen Meter breiten Spalt zwischen dem hohen
Zaun und der Klippe. Die jungen Männer wirbelten auch herum — und verschwanden
über den Hügel.
Feiglinge!
Ich sprintete über die Coso. Blieb
stehen und preßte meinen Körper neben der Öffnung gegen den Zaun. Ich atmete
schwer; das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich versuchte zu lauschen, aber aus
dem Spalt hinter dem Zaun war nichts zu hören.
Eine Falle? Hatte er sein Gewehr auf
die Öffnung gerichtet?
Nach einem Augenblick schob ich mich
langsam weiter und spähte hinein. Der Nebel hatte sich in dem engen Spalt
gefangen — hüfthoch und so dicht wie der Rauch eines Buschfeuers. Er
schlängelte sich von mir weg und verzog sich in der Dunkelheit.
Ich konnte nichts hören, nicht einmal
ein verräterisches Keuchen oder Schnaufen. Schließlich bewegte ich mich, eng an
den Zaun gepreßt, um die Ecke. Der Boden war felsig und uneben; ich prüfte ihn
vor jedem
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