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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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schmale Gläser. Er schnupperte. Wein, wahrscheinlich Champagner.
    Holtz blieb lange in der Kabine stehen und betrachtete nüchtern die Umgebung. Er drehte sich langsam im Kreis. Ohne sich auf irgendetwas festzulegen, ließ er alles in sein Bewusstsein eindringen und speicherte es an einem sicheren Ort in seinem Kopf. Er wusste, dass die Informationen dort auf unerklärliche Weise ihren Platz fanden und ohne sein Zutun verarbeitet wurden. Wenn sie benötigt wurden, stiegen sie an die Oberfläche. Eine unwichtige Beobachtung konnte im richtigen Zusammenhang, im richtigen Gedankengang Bedeutung erlangen. Manchmal entscheidende Bedeutung.
    Als er in der forensischen Abteilung, die damals noch technisches Dezernat geheißen hatte, noch ganz neu gewesen war, hatte ihm ein älterer Kollege gesagt, es sei wichtig, den Tatort in sich aufzunehmen. Er erinnerte sich, dass er nicht ganz verstanden hatte, was der ältere Kollege damit gemeint hatte. Viele Jahre, viele Straftaten und viele Tatorte später hatte er es so allmählich begriffen.
    Die Zeiten hatten sich jedoch geändert. Die jungen, frisch examinierten Erkennungsdienstler vertrauten blind auf die neue Technik. Etliche unter ihnen fanden, es genüge, sich mit DNA, Datenbanken, Chemikalien und modernen Computerprogrammen auszukennen. Erfahrung und Intuition sind nicht mehr gefragt, dachte Holtz, schüttelte dann aber die verhasste Verbitterung ab. Ich werde langsam ein alter Kauz. Er brauchte eine halbe Stunde, um die Lampen aufzustellen, ohne allzu viel zu berühren. Eine weitere halbe Stunde lang fotografierte er die Kabine in gleißendem Licht aus allen erdenklichen Winkeln. Dann machte er sich daran, Detailaufnahmen anzufertigen. Die Gläser, die Kojen, die Flasche im Eiskübel und die Kleider im Kleiderschrank. Er stellte gelbe dreieckige Schilder mit Nummern auf, um sich später auf den Fotos orientieren und die verschiedenen Gegenstände zuordnen zu können.
    Wo Pia nur bleibt?, überlegte er und packte die Kamera in ihr Etui. Dann holte er ein paar Papiertüten für die Beweisstücke hervor, die er zur gründlicheren Analyse in der Forensischen Abteilung mitnehmen wollte. Einige der beschlagnahmten Gegenstände würde er wahrscheinlich ins GFFC, ins Gemeinsame Forensische Forschungscenter, schicken müssen, das die komplizierteren Analysen durchführte.
    Holtz war auf die MS Vega zurückgekehrt und hatte festgestellt, dass die Tiere weg waren, genau wie er erwartet hatte. Aber dass auch Pia Levin weg sein würde, damit hatte er nicht gerechnet. Zwei Assistenten arbeiteten allerdings im Tropikarium und hatten damit begonnen, den Dschungel abzubauen. Auch sie hatten nicht gewusst, wo Pia Levin abgeblieben war. Bei ihrem Eintreffen sei sie nicht da gewesen. Sie hätten einer Frau in Dschungelkleidung dabei geholfen, ein paar Fische einzufangen, und danach mit ihrer Arbeit begonnen. Ob sie etwas missverstanden hätten?
    Holtz hatte den Kopf geschüttelt und sie gebeten weiterzumachen.
    Das war gar nicht ihre Art, einfach zu verschwinden und einen Tatort mehr oder minder unbewacht zurückzulassen. Er hoffte, dass sie eine gute Erklärung hatte und ihre Entscheidungen sorgfältig dokumentiert hatte. Es durfte keine Ungereimtheiten oder zeitliche Lücken im Tatortprotokoll geben. Sobald sich ein Verdächtiger dem Tatort zuordnen ließ, würden die Strafverteidiger jeden noch so kleinen Mangel in der Ermittlung aufzuspüren suchen. Eine zeitliche Lücke stellte für sie ein Geschenk des Himmels dar. Wenn sich dann noch herausstellte, dass Unberechtigte Zugang zum Tatort gehabt hatten, konnte die Ermittlung mit einem Schlag wertlos sein.
    Er hoffte wirklich, dass Levin eine gute Erklärung hatte. Aber wo war sie bloß? Er hatte sie angerufen, sie aber nicht erreicht.
    Die Champagnerflasche verschwand in einer Tüte. Er ließ sie eine Weile abtropfen, bevor er sie einpackte. Er griff zum Eiskübel. Gerade als er das Wasser der geschmolzenen Eiswürfel in die Toilette kippen wollte, sah er, dass es nicht klar, sondern gelblich war. Er schnüffelte daran. Es roch nach Wein. Merkwürdig, dachte er und stellte den Kübel wieder auf den Fußboden, um sich später damit zu befassen. Die Gläser nummerierte er und legte sie dann ebenfalls in Papiertüten. Danach packte er die Kissen ein und drückte methodisch quadratzentimetergroße Klebestreifenstücke auf das Laken und fixierte diese dann auf Plastikträgern. Falls es irgendwo Fasern oder Haare gab, blieben sie hängen und

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