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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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vor mir auf dem Tisch. Der Kaffee war heiß, bitter und stark. Nach jedem Schluck hing mir der Geschmack im Mund wie eine Farbschicht.
    Wenigstens gab mir dies die Möglichkeit, mich zu beschäftigen, denn außer auf den Anruf des Mörders zu warten, hatte ich keine Ahnung, was ich tun sollte mit diesem wunderbaren Tag, der vor mir lag. Ich wärmte meine Hände an dem langsam abkühlenden Becher, als die Bedienung zu mir herüberkam.
    »Sind Sie fertig?«
    »Ja. Es war gut, danke.«
    Sie lächelte und fing an abzuräumen. Wenn sie es merkwürdig fand, dass ich drei Handys auf dem Tisch liegen hatte, war sie so nett, es nicht zu erwähnen.
    Als sie fertig war, nahm ich mein Handy und starrte das leere Display an. Ich war völlig von meinem alten Leben abgeschnitten. Das Ich, das es vor einer Woche gegeben hatte, war wie etwas auf der anderen Seite eines Spiegels. Der Kaffee hatte mich aus meinem traumähnlichen Zustand geweckt, in dem ich während der Nacht gewesen war, und ich spürte unter der Oberfläche hin und wieder Panik. Traurigkeit ergriff mich. Mehr als alles in der Welt wollte ich eine Art Rückblende … Ich wünschte mir einfach die Normalität zurück.
    Ich schaltete mein Telefon an. Von hier würde ich ja sowieso bald verschwinden.
    Es quälte mich, wie lange das Handy brauchte, um hochzufahren und das Netz zu finden. Es sah aus, als tue es nichts. Ich wartete und spürte eine lächerliche Erregung, ein Brennen im Herzen.
    Piep.
    Zwei neue Nachrichten.
    Ich wartete noch zwei Sekunden, aber das war wohl alles.
    Die erste Nachricht war die, die ich gestern Abend von Toris Handy geschickt hatte.
    Die andere war von Sarah. Sie hatte sie geschickt, als ich in der Küche meiner Eltern saß und das Handy schon abgeschaltet hatte.
    Hi. Wär gut, mit dir zu reden, wenn du Zeit hast. Mach mir etwas Sorgen. Alles kam mir so schön vor, jetzt bin ich ehrlich gesagt ’n bisschen verwirrt. Alles ok mit uns? Wir reden bald. Mach’s gut xSx
    Absurderweise spürte ich ein leichtes Stechen von Tränen in den Augen und musste schnell ein paarmal blinzeln, um sie zurückzuhalten.
Nimm dich zusammen
.
    Das Handy vibrierte.
    (Unterdrückte Nummer)
    Ich sah mich um. Die anderen Gäste waren alle schon hier gewesen, als ich kam, und sie saßen so weit weg, dass sie mein Gespräch nicht hören würden. Aber ich wandte mich doch leicht ab, als ich mich meldete.
    »Hallo?«
    »Dave Lewis?«
    Ich erkannte ihn gleich.
Verdammt
.
    »Detective Sam Currie. Wir haben vor ein paar Tagen miteinander gesprochen.« Er klang wissbegierig, fast freundlich. »Wo sind Sie im Moment, Dave?«
    Es brachte nichts zu lügen. Er würde es sowieso bald wissen. »Ich bin in einem Café.«
    »In welchem? Wir müssen wirklich mit Ihnen reden. Sagen Sie, wo Sie sind, wir kommen dann vorbei und holen Sie ab.«
    »Nein«, sagte ich. »Das kann ich nicht tun.«
    »Dave, wir haben einen Haftbefehl gegen Sie. Sie machen es nur schwierig für sich selbst, wenn Sie uns nicht verraten, wo Sie sind. Wir können kommen, Sie holen und die ganze Sache klären. Was sagen Sie dazu?«
    Ich sagte nichts. Es
gab
nichts zu sagen. Er hatte recht, aber das spielte keine Rolle. Und ich konnte nicht erklären, wieso.
    »Okay«, sagte er und änderte seine Taktik. »Wie wär’s, wenn Sie mir stattdessen sagen, wo sie ist?«
    »Wer?«
    »Sie wissen, wer.« Eine Pause. »Tori Edmonds. Kommen Sie doch beide zusammen her. Wir können das alles jetzt zu Ende bringen. Sie wollen ihr doch nicht weh tun, oder?«
    Ich sagte: »Nein.«
    »Wir wissen, dass Sie gestern in ihrer Wohnung waren.«
    Ich sagte nichts.
    »Warum waren Sie dort, Dave? Helfen Sie mir. Ich will es verstehen.«
    »Ich kann jetzt nichts erklären.«
    »Warum nicht?«
    Ich machte den Mund auf, um etwas zu sagen, ich wusste nicht, was, aber dann schloss ich ihn sofort wieder. Seine letzte Frage störte mich plötzlich.
    Warum war ich in Toris Wohnung gewesen?
    Bei all dem, was passierte, war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Ereignisse, wie sie nacheinander geschahen, zu analysieren. Ich hatte nicht genug Zeit drauf verwendet, über die Situation als Ganzes nachzudenken. Es war fast einen Monat her, seit ich Tori zuletzt gesehen hatte. Davor, ausgenommen Staunton, war es nahezu ein halbes Jahr gewesen. Der Brief des Mörders hätte ewig da liegen können, wenn ich nicht vorbeigekommen wäre. Warum also war ich hingegangen?
    »Dave«, sagte Currie. »Zum letzten Mal. Sagen Sie mir, wo …«
    Ich brach den

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