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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Kommissarin noch ungepflegter und fast schon plump. Am liebsten hätte Rhona ihr befohlen, sich nicht zu rühren, um ja nichts kaputt zu machen. Es war, als hätte sie ein übermütiges Kind zu Gast. Reeves spazierte ins Wohnzimmer und blieb dort stehen, wobei sie mehr Raum einzunehmen schien, als Rhona für möglich gehalten hätte.
    «Möchten Sie einen Kaffee?» Schließlich musste man immer höflich bleiben.
    «Oh ja, bitte.» Die Kommissarin wandte sich um und lächelte, und wieder dachte Rhona, dass sie sehr jung aussah, kaum wie eine Erwachsene.
    Während sie in der Küche Kaffeemehl in den Filter löffelte, wünschte Rhona, sie könnte sehen, was die beiden in ihrem Wohnzimmer trieben. Sie traute es dieser jungen Frau durchaus zu, dass sie herumschnüffelte. Dass sie Schubladen aufzog, den Deckel ihres Sekretärs anhob. Natürlich gab es dort nichts zu sehen. Nichts Unpassendes. Trotzdem war Rhona bei der Vorstellung unbehaglich zumute. Ihre Arbeit drängte sich damit viel zu stark in ihr Heim.
    Sie brachte das Tablett ins Wohnzimmer, und alle setzten sich auf die Stühle, die Rhonas ganzer Stolz waren. Sie kamen aus Schweden, und die Staatsanwältin liebte das helle, geschwungene Holz und das weiche Leder. Die junge Frau ergriff das Wort.
    «Ich frage mich, wieso man die Leiche in die Jolle gelegt hat. Dort wurde Markham nicht umgebracht, das liegt auf der Hand. Aber das haben Sie bestimmt auch schon selbst herausbekommen. Den eigentlichen Tatort haben wir noch nicht gefunden. Wir suchen auch immer noch nach seinem Wagen. Wenn wir den gefunden haben, wird uns vielleicht einiges klarer. Warum also sollte sich jemand die Mühe machen, den Toten in dem Boot zur Schau zu stellen? Und warum hier? Ich kapiere das einfach nicht.»
    Worte und Überlegungen sprudelten zusammenhanglos aus der Kommissarin heraus. Ihre Gedanken hielt sie offenbar ebenso wenig in Ordnung wie sich selbst. Rhona wartete kurz, ehe sie antwortete. War Reeves ganz unbefangen und wollte wirklich wissen, was die Staatsanwältin dachte, oder steckte mehr dahinter? Wollte sie etwa andeuten, dass Rhona mehr wusste, als sie preisgab?
    «Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, mich nie in die Arbeit der Polizei einzumischen», sagte sie schließlich. «Meine Rolle beschränkt sich auf die Oberaufsicht. Das verstehen Sie doch bestimmt.»
    «Aber Sie wohnen doch hier in Aith.» Wieder strahlte Willow sie einfältig an. «Sie kennen die anderen Frauen aus Ihrer Rudermannschaft. Könnte eine von denen irgendwas mit Jerry Markham zu tun gehabt haben, was meinen Sie?»
    «Es gibt sechs Rudermannschaften in Aith, unterschiedlichen Alters und Geschlechts, und ich kann nicht für alle sprechen.»
    «Sie teilen sich das Boot?»
    «Ja», sagte Rhona. «Wir teilen uns das Boot.» Es war kindisch, doch der Gedanke an all die Arbeit, die das für die Kommissarin bedeutete – die Anrufe und Befragungen –, bereitete ihr eine höllische Freude.
    «Für Ihre eigene Mannschaft können Sie aber sprechen?»
    Die Frau ist zäh, dachte Rhona. Verbissen und starrköpfig. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine von denen Markham gekannt hat. Ich rudere mit den erfahrenen Frauen, und wir sind alle über vierzig. Sicher zu alt, um mit ihm zur Schule gegangen zu sein, nicht wahr? Natürlich gebe ich Ihnen gern eine Liste mit allen Namen und Adressen. Die habe ich im Computer in meinem Arbeitszimmer. Ich hole sie Ihnen gleich. Und ich kann Ihnen die Namen geben, die Sie brauchen, um mit den anderen Mannschaften in Aith Kontakt aufzunehmen.»
    Sie war überrascht, als Reeves ebenfalls aufstand und ihr die Treppe hoch in das kleine Zimmer folgte, das sie sich als Arbeitszimmer eingerichtet hatte. Sie kam sich vor, als würde ihr ein noch nicht abgerichtetes, sehr großes Hundebaby hinterhertappen. Während Rhona den Computer einschaltete, blieb Reeves in der Tür stehen und lehnte sich gegen den Rahmen. Die Staatsanwältin musste unwillkürlich an den Fleck denken, den die schmutzige Jacke auf dem Lack hinterlassen würde.
    «Arbeiten Sie oft von zu Hause aus?» Die Frage der Kommissarin klang ganz arglos, doch erneut dachte Rhona erst nach, bevor sie antwortete.
    «Ich habe natürlich ein Büro in Lerwick, aber an den Abenden arbeite ich hier oft noch Dinge auf.»
    «Und was hat Sie auf die Shetlands verschlagen? Das ist doch ein gewaltiger Unterschied zu einer erfolgreichen Anwaltskanzlei in Edinburgh.»
    Rhona vergewisserte sich, dass Papier im Drucker war, dann blickte

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