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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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gerade erst da raus, weil sonst alle Türen zu waren.“
    Maria hob den Stein auf, packte die Hand des Mädchens und zog sie mit sich zur Kapelle. Fast gleichzeitig mit dem ersten Toten, einem Bauern mit riesigen Pranken und pockennarbiger Fratze, erreichten sie die Kapelle.
    Eine Sonnenreflexion lenkte den Blick nach oben, wo im Getümmel der herandrängenden Leichen der Ritter in seiner eisernen Rüstung sich gebärdete als habe er noch einen Willen, und vielleicht war das sogar der Fall. Diese Erscheinung war Maria oft begegnet, dass die gerade Auferstandenen, sofern sie nicht schon länger vor sich hingewest hatten, sich ganz schwach an ihr Leben erinnerten und sich halb noch so benahmen. Dem Ritter schlackerten seine Rüstungsteile um den Körper. Sie hatten sie ihm nicht vom Körper gerissen, sondern nur weggeklappt, um an sein Fleisch zu gelangen. Überall troff Blut hervor.
    Sie hatte sich einen Moment zu lange vom Anblick des mit Macht sich vordrängenden Neu-Toten ablenken lassen. Der Bauer hatte an ihr und um sie herumgewittert und das Kind als Angriffsziel ausgemacht. Da Maria im Weg stand und nicht wich, packte er sie am Gewand und versuchte sie wegzuzerren. Sie lenkte das Mädchen hinter ihrem Rücken zur Kapellentür.
    „Rein da, schnell!“
    Da hinter dem Bauern schon die nächsten Wiedergänger herandrängten, fing Maria eiligst an, mit dem Stein zuzuschlagen, um frei zu kommen. An seinen Kopf kam sie nicht heran, aber sie brach ihm mit einem weit ausholenden Abwärtsschlag den Unterarm, was ihn genug irritierte, dass er losließ. Schnell war sie hinterher in der Kirche, aber musste zu ihrem Entsetzen feststellen, dass der Zugang sich weder versperren noch blockieren ließ.
    „Wo geht es in den Palas?“
    Das Kind zeigte nach oben zur Fürsten-Empore. Und die war, wie zu erwarten, vom Bodengeschoss aus nicht zugänglich. Aber die üppigen geschnitzten Holzverzierungen der Loge reichten fast bis auf Griffweite heran.
    „Bist du da runtergeklettert?“
    Das Mädchen nickte.
    Maria stieg auf eine der Kirchenbänke, packte das Kind, hievte es mit der Kraft der Verzweiflung hoch und befahl ächzend: „Dann klettere jetzt wieder hoch!“
    Kaum hatte das Mädchen Griff gefasst, reckte sie sich selbst danach und schaffte es dank der Kirchenbank gerade so, sich am Fuß eines geschnitzten Engels-Reliefs hochzuziehen und aus der Reichweite zupackender Klauen zu retten, als die Tür aufflog und der Bauer vom Pulk der anderen Wiedergänger förmlich hereingestoßen wurde.
    „Wie kommen wir nun je wieder heraus?“, fragte das Mädchen, als Maria, oben angelangt, über die Brüstung stieg. Sie schnaufte sich aus, schaute hinunter auf die ins Kircheinnere drängenden und zu ihnen hoch glotzenden Toten und murmelte: „Viel mehr Sorgen macht mir, dass die Vorburg nun ungeschützt ist, wenn die alle in die Kernburg kommen.“
    „Was?“
    „Egal. Lass uns weitergehen.“
    Sie folgten einem schmalen Gang zu einer kleinen Erker-Brücke ins andere Gebäude. Kaum waren sie im Palas, kannte Maria sich aus.
    „Hier entlang kommen wir zum Fürstbischof.“
    Sie zog das Mädchen zu einem angebauten Treppenturm, der in die oberen Gemächer führte.
    „Weißt du, wo die alle sind?“, fragte sie schnaufend.
    Das Mädchen antwortete nicht. Der Blick war nun frei auf den Audienzsaal. Spätestens an dieser Stelle hätten sie auf Wachleute treffen müssen.
    Statt dessen waren hier Chaos und Zerstörung am größten. Blutflecken überzogen den Steinboden großflächig. Die Spritzer waren getrocknet, die Pfützen noch feucht.
    „Solche wie die da draußen sind in die Burg gekommen“, sagte das Mädchen leise. „Sie haben...“
    „Ich weiß schon“, sagte Maria sanft und drückte sie kurz an sich.
    „Und dann waren alle tot. Aber sie sind wieder aufgestanden und...“
    Wieder stockte sie, schwieg, hockte sich auf den Boden und begann zu weinen. Maria kniete sich neben sie und nahm sie in die Arme.
    „Sie haben dich angegriffen, oder?“
    Ein Klagelaut der Zustimmung.
    „Ich hab mich in der Küche versteckt. Alle sind zum Tor wieder raus. Als ich dachte, sie sind weg...“
    „Ich verstehe schon. Draußen bist du dann doch noch welchen begegnet, dem Mönch und dieser Städterin.“
    „Die war schlimm“, sagte das Mädchen und klang nun gefasster und ein wenig eifrig über ihr Abenteuer. Maria stutzte.
    „Aber warum war das Tor zur Vorburg wieder zu, als ich reinkam? Die haben das bestimmt nicht gemacht.“
    „Ich

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