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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Patientenakten, Personallisten, sind beim zweiten Angriff auf die Stadt verbrannt.» Er überlegte. «Die Namen haben Sie aus dem Bericht der jungen Nonne, nicht wahr? Möglich, dass es da noch mehr gibt. Das Archiv der Clemensschwestern ist in Münster. Wenn Sie dort Einsicht nehmen wollen, kann ich gern den Kontakt herstellen.»

    Cox kam endlich dazu, eine Ermittlungsakte zusammenzustellen.
    Er ordnete und archivierte Arends bisherige Ergebnisse und legte für alles, was van Gemmern und seine Kriminaltechniker in der Baugrube gefunden hatten und immer noch ins Labor brachten, Akten an.
    Selbst das Fundstück Nr. 214, eine blau-silberne Blechdose, die einmal ein isotonisches Getränk enthalten hatte, bekam mit genauer Beschreibung ihrer auf das Raster bezogenen Lage einen eigenen Aktendeckel. Auch sie könnte ja etwas mit den Toten zu tun haben. Was auf den ersten Blick natürlich Schwachsinn war. Es sei denn, jemand hatte vor fünfzehn Jahren oder später acht alte Skelette von irgendwoher zum Opschlag gebracht, sie dort verbuddelt und sich dabei einen trendy Drink gegönnt.
    Dieser vermaledeite Bagger!
    Er wählte van Gemmerns Handynummer. «Wo steckst du gerade?»
    «Im Labor.»
    «Dann komme ich mal eben rüber.»
    Van Gemmern gab ein Knurren von sich. «Das brauchst du nicht. Ich habe nichts Neues.»
    «Gar nichts?»
    «Spuren von Arsenik im Erdreich», rang van Gemmern sich ab.
    «Aber das ist doch was», rief Cox. «Wenn man die Menschen mit Arsen vergiftet hat, dann wäre das Gift nach ihrem Tod doch sicher noch in den inneren Organen und in der Haut gewesen.»
    «Und beim Verwesungsprozess in die Erde gelangt», vollendete van Gemmern. «Das Problem ist nur, die Konzentration ist nicht hoch genug. Spuren von Arsen finden sich häufig im Boden, das ist nichts Besonderes. Aber ich fahre gleich nach Emmerich. Marie ist gerade dabei, die Erde zu untersuchen, die sie abgekratzt und asserviert haben, bevor die Knochen abgespült wurden. Mal schauen, wie das da mit der Konzentration aussieht.»
    «Na gut, viel Glück dann.»
    Cox schob alle Gedanken beiseite und nahm seine Arbeit wieder auf: eine Akte für einen verrosteten Fahrradlenker mit neongelben Handgriffen. Ein Ruderblatt aus Eiche – «das Holz fast schwarz und hart wie Beton, sicher zwei- bis dreihundert Jahre alt, die C-14-Methode wird Aufschluss geben», hatte van Gemmern notiert. Eine Plastiktüte mit Tierknochen – «Katze vermutlich». Das Blatt von einem Spaten – «von Rost überzogen, im Kern noch solide, könnte vom Alter her hinkommen (C-14)».
    Normalerweise machte Cox das ein wenig eintönige Archivieren nichts aus, er tat es sogar ganz gern, aber heute hatte er Hummeln im Hintern.
    Er rief in der Pathologie an.
    «Ganz schlechtes Timing, Peter», meinte Bonhoeffer.
    «Ich dachte nur, ich rufe mal an, Klaus hat etwas von Arsen gesagt.»
    «Mit Arsen sind sie nicht vergiftet worden, das ist sicher. Weißt du, das Problem ist, nur ganz wenige Gifte lassen sich in Haaren, Zähnen und Knochen nachweisen, wenn sie nur ein einziges Mal verabreicht wurden. Und anderes Gewebe steht uns ja nicht zur Verfügung.»
    «Aha.»
    «Jetzt sei nicht eingeschnappt.» Man hörte das Lächeln in Bonhoeffers Stimme. «Mit schlechtem Timing meinte ich nur, du bist einfach ein kleines bisschen zu früh dran. Wir haben gerade eine erste Knochenprobe vom Skelett des kleinen Mädchens genommen und sind noch dabei, sie zu untersuchen.»
    Cox hörte eine Frauenstimme im Hintergrund, dann legte Bonhoeffer offenbar die Hand auf die Muschel.
    «Marie hat Spuren von Barium entdeckt», meldete er sich dann wieder.
    «Barium?», fragte Cox. «Das sagt mir gar nichts.»
    «Bariumsulfat zum Beispiel benutzt man als Kontrastmittel bei Röntgenaufnahmen, und Bariumcarbonat wurde früher als Rattengift eingesetzt», erklärte Bonhoeffer und fügte ziemlich streng hinzu: «Keine voreiligen Schlüsse, bitte. Das ist die erste Probe vom ersten Skelett und bedeutet zunächst einmal gar nichts.»

    Der Staatsanwalt Dr. Müller war neu in der Stadt, recht jung noch und ein bisschen schnöselig, aber er verstand es ganz gut, sich vor der Presse in Szene zu setzen.
    «Selbstverständlich ist mir bekannt, dass in einem Fall wie diesem die Ermittlungsgruppe ‹Nationalsozialistische Gewaltverbrechen› vom Landeskriminalamt hinzugezogen werden muss», beantwortete er die Frage eines Journalisten. «Das habe ich natürlich sofort in die Wege geleitet. Aber wie man mir von jener

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