Totenacker
allem aber sehr hungrig. Cox hatte Pizza bestellt, und während sie darauf warteten, sortierten sie, jeder für sich, ihre Notizen und Gedanken.
Aber irgendwann hielt Cox es nicht mehr aus: «Was diese Monsanto -Geschichte angeht …»
«Was für eine Geschichte?» Pennys Blick war nicht sonderlich liebevoll. «Anscheinend habe ich da etwas verpasst.»
«Jupp hat da so eine Idee, wer wirklich hinter Greenparc stecken könnte», sprang van Appeldorn Peter zur Seite und erzählte von seinem Gespräch mit Ackermann.
«Das hört sich für mich schon wieder nach einer Räuberpistole an.» Penny war offenbar wirklich genervt.
«Nein, warte mal», bemerkte Bernie. «Ich glaube, ich habe schon öfter was über Monsanto in der Zeitung gelesen, neulich erst wieder. Da ging es um einen Bauern, der seine Milchkühe mit Genmais gefüttert hat und dem alle seine fünfzig Tiere verendet sind.»
Der Pizzabote kam und wischte sich mit einem Tuch das nasse Gesicht.
«Regnet es etwa?»
«Es schüttet wie aus Eimern.»
Van Appeldorn machte im Stillen drei Kreuze, dass er van Gemmern hatte überreden können, den Bahndamm sofort zu untersuchen.
«Was wolltest du denn eigentlich sagen, Peter?», fragte er.
Cox hatte den Mund schon voll Pizza und musste erst einmal kauen und schlucken.
Er wischte sich die Lippen ab. «Du hast mir doch heute Morgen das Gutachten von der Wirtschaftsförderung gegeben, Norbert. Dadrin ist eine schöne Karte von dem Gebiet, um das es eigentlich geht. Ich habe mir dann einen Katasterauszug besorgt. Es handelt sich um eine zusammenhängende Ackerfläche, die elf Betriebe unter sich aufteilen. Hetzel, Vermeer und Schraven gehören dazu. Mit den anderen acht Grundbesitzern habe ich telefoniert. Bei jedem von ihnen sind Greenparc -Mitarbeiter gewesen und haben ihnen die Genossenschaftsidee schmackhaft gemacht. Und sie sind alle dafür. Sie wussten auch, dass drei Leute dabei nicht mitmachen wollten, Hetzel, Vermeer – und Schraven. Sie konnten aber deren Ablehnung nicht so recht verstehen. Weil – und jetzt kommt es – sie alle davon überzeugt sind, dass die Greenparc -Leute von der Wirtschaftsförderung geschickt worden sind. Sie waren ganz verwirrt, als ich ihnen erzählt habe, dass Greenparc ein holländisches Unternehmen ist, das eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt und keinesfalls zur Wohlfahrt gehört. Ich bin ziemlich sicher, dass die meisten mir nicht geglaubt haben. Greenparc sei eine Firma, die vom Kreis Kleve mit der konkreten Umsetzung des Projektes beauftragt worden sei, behaupten sie stur. Und als ich dann ganz vorsichtig das Wort ‹Gentechnik› habe fallenlassen, wurden die meisten einigermaßen sauer.»
«Schraven war also auch gegen das Projekt», hielt Schnittges fest.
Ihre Gedanken überschlugen sich.
«Beim ersten Anschlag auf Schraven könnte man durchaus an Profis denken», sprach van Appeldorn aus, was alle dachten, «und Hetzel ist denen gerade noch so entkommen.»
«Gereon!», rief Penny, und niemand wunderte sich.
«Möglicherweise war das gar kein Unfall. Vielleicht hat man das Motorrad manipuliert», schlug Schnittges vor.
«Nein.» Cox schüttelte den Kopf. «Die Maschine ist untersucht worden.»
«Und wenn man ihn vergiftet hat …» Penny legte ihr Pizzastück aus der Hand.
«Wir lassen ihn exhumieren», beschloss van Appeldorn.
«Glaubst du, das kriegst du bei der Staatsanwaltschaft durch?» Cox war skeptisch.
«Das lasst mal meine Sorge sein.» Van Appeldorn spürte neue Energie. «Auf alle Fälle müssen wir jetzt die Kollegen in Nimwegen einschalten. Die sollen diese dubiose B. V. gründlich auf den Kopf stellen.»
Bernie hatte versucht, es sich mit einem Glas Rotwein vor dem Fernseher gemütlich zu machen, aber er kam einfach nicht zur Ruhe.
Schließlich gab er auf, goss sich ein zweites Glas Wein ein, setzte sich an seinen PC und gab Monsanto ein.
Die «Agent Orange»-Geschichte, von der Ackermann erzählt hatte, fand er schnell, aber dann brauchte er Stunden, sich durch die Unzahl von Eintragungen im Netz zu arbeiten.
Irgendwann hatte er einen roten Faden gefunden.
Er machte sich ein Käsebrot, ging pinkeln, holte sich eine Flasche Wasser, noch ein Glas Wein, suchte in der Küche nach Schokolade, drehte die Heizung an, weil er fror, wanderte vom Arbeitszimmer ins Schlafzimmer, ins Wohnzimmer und wieder zurück, merkte das alles aber nicht, weil er diesen Faden nicht verlieren wollte.
So, wie es aussah, hatte Monsanto zunächst
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