Totenacker
Unkrautvernichtungsmittel hergestellt, unter anderem PCB und DDT. Irgendwann fand die Welt dann heraus, dass diese Herbizide große Umweltschäden anrichten und für Mensch und Tier giftig sind. Daraufhin entwickelte Monsanto 1968 ein neues Herbizid, «Glyphosphat», das nach eigener Aussage völlig ungefährlich war, und brachte es 1974 unter dem Namen «Roundup» auf den Markt. «Glyphosphat ist weniger giftig für Ratten als große Mengen eingenommenes Tafelsalz», warben sie.
«Roundup» wurde zunächst zur Unkrautbekämpfung in Wäldern und Parks versprüht, kam dann 1988 auch für Hobbygärtner auf den Markt und wurde zum beliebtesten und meistverkauften Unkrautvernichter.
Das Patent für «Roundup» lief im Jahr 2000 aus, und Monsanto machte sich auf die Suche nach einer neuen Goldgrube. Da kam ihnen die Nachricht gerade recht, dass es der Genforschung, ein bisher eher belächeltes Gebiet der Biologie, zum ersten Mal gelang, Teile von Genen herauszubrechen und woanders wieder einzubauen.
Ab 1985 dann stellte Monsanto die eigene Forschung darauf ab, genveränderte Organismen (GVO) zu entwickeln, die gegen «Roundup» resistent waren, Nutzpflanzen, die das Besprühen mit «Roundup» schadlos überstanden, während alle Unkräuter auf den Feldern eingingen.
Zwei Jahre lang forschte Monsanto erfolglos in seinen Labors, dann suchte man auf einer organischen Mülldeponie, die man großzügig mit «Roundup» besprüht hatte, nach Organismen, die das Gift überlebt hatten, und wurde tatsächlich fündig bei der Petunie und dem Blumenkohlmosaikvirus.
In den folgenden Jahren arbeitete Monsanto daran, Organismen dazu zu zwingen, das resistente Gen ins eigene Genom einzubauen. Vor allem Soja und Mais wurden mit Genkanonen beschossen, und 1993 gelang das Experiment tatsächlich. Monsanto meldete auf das genveränderte Saatgut Patente an.
Die Zulassung der GVO (zu dem Zeitpunkt Genmais und Gensoja) stieß in den USA auf keinerlei Probleme. Die Ernährungsbehörde sprach damals vom ‹Prinzip der substanziellen Äquivalenz› und legte fest: GVO enthalten dieselben Inhaltsstoffe wie normale Lebensmittel, deshalb benötigt man für GVO keine besonderen Gesetze, und Genfood muss auch nicht gekennzeichnet werden.
Erste Proteste tauchten auf, gingen aber sofort wieder unter.
1996 bekam Monsanto dann einen neuen Chef: Robert Shapiro, ein Mann mit einer Mission. Er trat auf wie ein Prediger, reiste in der Weltgeschichte herum und verkündete: Die Welternährung ist einzig und allein durch Genfood zu garantieren.
Bisher hatte Monsanto Herbizide hergestellt, Shapiro aber kaufte nun weltweit alle Saatgutfirmen für Soja, Mais und Weizen auf.
1998 versuchte Monsanto dann, ein sogenanntes «Terminator-Patent» auf eine Pflanze zu bekommen, die am Ende ihres Wachstums ein Protein produzierte, das die Samenkörner sterilisierte.
Bernie hielt die Luft an. Das bedeutete ja, den seit Menschengedenken natürlichen Prozess von Aussaat, Ernte, Zurückbehalten von gesundem Saatgut und erneuter Aussaat gab es ab jetzt nicht mehr. Die Welt war auf Gedeih und Verderb den Saatgutherstellern ausgeliefert. Er las weiter. Jetzt wurden die Proteste so laut, dass Monsanto es nicht schaffte, diese Pflanzen auf den Markt zu bringen.
Ende der neunziger Jahre versuchte Shapiro, auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen, und wurde dabei massiv von der ersten Bush-Regierung unterstützt, weil fünf Minister Monsanto -Leute waren, das heißt, sie hatten vorher bei Monsanto gearbeitet oder waren später für Monsanto tätig, unter anderem Donald Rumsfeld. Aber nicht nur die Republikaner waren Genfood-Anhänger, auch Bill Clintons Wahlkampfleiter beschimpfte öffentlich Europa, weil es darauf bestand, GVO zu kennzeichnen.
Im Jahr 2000 beschloss Monsanto , dass das Thema Genfood für Laien einfach zu kompliziert war, und gründete die Abteilung «Regulatory Affair and Scientific Outreach», zu der verschiedene Rechtsanwaltskanzleien und Detekteien in St. Louis gehörten, deren Aufgabe es war, kritische Wissenschaftler zum Verstummen zu bringen und namhafte Unterstützer für Genfood zu gewinnen. Das gelang zum Beispiel beim britischen Premierminister Tony Blair.
Im selben Jahr versuchte Monsanto , Frankreich zu erobern. Zwanzig Millionen Euro wurden in die Werbung für «Roundup» gesteckt. Ein Jahr später stellte man fest, dass plötzlich 75 % der Gewässer in Frankreich den Grenzwert für Herbizide überschritten hatten und so Fische aus
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