Totenbeschwörung
vom Fluss zur Hütte. Zur Hütte von Brad Berea, seiner Frau und seiner Tochter. Aber vergiss nicht: Glina Berea gehört mir. Früher einmal ... hat sie mit mir gemacht, was sie wollte. Diesmal wird es umgekehrt sein. In der Saugspitze wird sie mir auf ewig dienen. Aber ich glaube, im Gegensatz zu den anderen, die mir nur zu Willen sind, weil ich ihr Gebieter bin, wird Glina mich wirklich lieben, schon allein deshalb, weil ich ein Mann bin. Und wenn sie erst einmal vampirisiert ist, werde ich ihr eine gewisse Macht über meine Stätte geben.
Sie folgten dem Pfad zur Hütte der Bereas, die, verborgen in einem Gewirr aus Farn und Wurzeln, im Schatten riesiger Bäume lag. Durch das Flechtwerk der Fensterläden drang kein Licht nach draußen, doch Nestor wusste, dass im Innern eine kleine, abgedunkelte Lampe brannte. Er wusste ebenfalls, dass es auf der Rückseite einen geheimen Fluchtweg gab, einen durch die Wurzeln eines uralten, umgestürzten Eisenholzbaumes gegrabenen Gang.
Warte einen Augenblick, bis ich auf der anderen Seite bin!, wies er den Hunde-Lord an. Da hinten gibt es eine Geheimtür. Glinas Bett steht hinter einem Vorhang direkt an der Rückwand. Sie schläft nur einen einzigen Schritt von einem Schlupfloch entfernt. Wenn du von hier vorn eindringst, lass sie laufen! Sie kommt nicht weit, dessen sei versichert, denn ich werde auf sie warten. Achte auf eine Leiter! Sie führt zu einem Bett auf dem Dachboden! Dort oben wirst du Brad und Irma finden. Sie gehören dir! Aber sei vorsichtig, der Mann ist ein guter Schütze und hat Tag und Nacht eine geladene Armbrust neben sich liegen!
Danke für die Warnung, knurrte Canker. Aber um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich kann sie riechen, und ich weiß, was sie da oben treiben. Das Mädchen duftet ein bisschen süßer, zugegeben, aber abgemacht ist schließlich abgemacht!
Gut!, sagte Nestor und verschwand in der Dunkelheit.
Canker zählte bis zwölf, dann sprang er zum Eingang, lehnte sich mit seiner mächtigen Schulter gegen die Tür und brach einfach mitten hindurch. Sie wurde aus den ledernen Angeln gerissen und landete in einem Durcheinander aus zerfetzten Weidenruten auf dem Boden aus gestampftem Lehm. Cankers rot glühende Augen erfassten das Innere der Hütte mit einem Blick. An der rückwärtigen Wand stand ein Vorhang einen Spaltbreit offen. Irgendwo wurde ein Lampenschirm weggenommen, und er sah in ein Paar angsterfüllter Augen, das zu ihm herüberspähte, sah, wie der Vorhang sich bauschte, als das Mädchen die Geheimtür öffnete. Und da seine Vampirsinne aufs äußerste angespannt waren, nahm er sogar wahr, wie ihr vor Entsetzen der Atem stockte, ehe sie sich in den Fluchttunnel zwängte.
Der Geruch nach körperlicher Liebe, der von oben zu ihm herunterdrang, wich dem beißenden Gestank der Angst! »Glina! Ist da jemand?«, rief Brad Berea heiser. Mund und Augen weit aufgerissen, starrte sein bärtiges Gesicht von der Plattform unter dem Dach herab.
»Och, niemand Besonderes!«, knurrte Canker. »Nur ich!«
Brads Gesicht verschwand. Einen Augenblick später kehrte er zurück, schwang sich mit den Beinen auf die obersten Sprossen der Leiter und balancierte dort, während er die Armbrust auf die Stelle richtete, an der Canker eben noch gestanden hatte. Doch Canker war nicht mehr da! Er war an den Fuß der Leiter getreten, wo er nun ausholte und das spröde Holz mit einem einzigen Schlag in Stücke hieb. Die ganze Konstruktion brach zusammen, und Brad stürzte herab.
Als er zwischen den Überresten der Leiter aufschlug, trat Canker ihm die Armbrust aus der Hand, sodass sie quer durch den Raum über den Fußboden polterte. »Ho!«, rief der Hunde-Lord. »Du hast doch nicht etwa vor, auf einen armen, alten Wolf wie mich zu schießen? Schäm dich!« Damit packte er den noch völlig benommenen Brad Berea unter der Achsel und zerrte ihn hoch. Brad unternahm einen schwachen Versuch, sich zu wehren, und Canker spürte, welche Kraft in dem stämmigen Mann steckte. Nestor hatte recht, der hier würde einen guten, kräftigen Knecht abgeben.
Noch ehe Brad Gelegenheit hatte, wieder zu sich zu kommen, biss Canker zu, senkte seine immer länger werdenden Fangzähne tief in den Hals des Mannes. Brad stieß einen erstickten Laut aus, versuchte etwas zu sagen und wand sich unter Cankers Griff wie eine Schlange, der man das Rückgrat gebrochen hat. Schließlich wurde es dem Hunde-Lord zu bunt. Mit einem schmetternden Fausthieb gegen die Schläfe
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