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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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seines Sohnes zur Rechenschaft ziehen, und zwar persönlich.
    Um Haaresbreite wäre alles gut gegangen. Die Polizei verhörte den Hehler, den wir ihnen präsentiert hatten. Er hatte immer noch ein paar Schmuckstücke, die Lynn gehört hatten, in seinem Besitz, und schließlich redete er. Als sie den Täter in seiner Wohnung in Finsbury Park festnahmen, war John ihnen dicht auf den Fersen. Er folgte ihnen zu einem Polizeirevier in der Gegend, wo sie den Mann vernehmen wollten.
    Der Kerl gehörte zur übelsten Sorte, die man sich vorstellen kann. Er hieß Tod Prentiss und war kein unbeschriebenes Blatt: bewaffneter Raubüberfall, Einbruch, schwere Körperverletzung, dann noch die Vergewaltigung eines jungen Mädchens, wofür er noch gar nicht belangt worden war. Außerdem fanden die Beamten ein paar Stücke von Lynns Modeschmuck in seiner Wohnung.
    Auf dem Revier sah John die Beweise. Ihm war klar, dass er den Schuldigen vor sich hatte, und er drehte durch. Er hatte ein Rasiermesser mitgebracht, damit ging er auf Prentiss los! Der wachhabende Beamte wollte seine Waffe ziehen, doch Prentiss war schneller. Er entriss ihm die Pistole, fing sofort an zu schießen und verwundete zwei Polizisten, die sich zwischen ihn und Scofield gestellt hatten, ehe ein Kriminalbeamter auftauchte, der das Feuer erwiderte. Prentiss bekam eine Kugel ins Herz und war auf der Stelle tot. Mag sein, dass John Scofield da schon einen Knacks weghatte, doch nun verlor er endgültig den Verstand! Gott allein weiß, was in diesem Augenblick in ihm vorging! Dafür wissen wir alle, was ihn seither umtreibt – auch jetzt, in diesem Moment!
    Scofield setzte sich das Rasiermesser an die eigene Kehle und durchtrennte sie mit einem tiefen Schnitt.
    Warum er das wohl getan hat? Na ja, wir haben uns unsere Gedanken gemacht ...
    Eins müsst ihr verstehen: Ob wir nun an Johns Fähigkeit, mit den Toten zu sprechen, glaubten oder nicht – er tat es, nicht anders als seine Mutter vor ihm. Außerdem kannte er die Akte Keogh und wusste, dass es jenseitige Welten gibt. Allein sich dies vorzustellen, ist für uns schon schwierig genug. Obwohl wir Harry kannten und jetzt auch noch seinen Sohn in unserer Mitte haben, mutet es einen doch seltsam an, dass der Tod nicht das Ende sein soll, dass ein Mensch alles, was er im Leben war oder getan haben mag, auch im Tod anscheinend weiterhin tut. Der Grund, weshalb es uns so schwerfällt, das zu begreifen, liegt auf der Hand – schließlich sind wir noch am Leben! Wer weiß, vielleicht könnten wir es eher akzeptieren, wenn wir dem Tod etwas näher wären.
    Wie gesagt, John Scofield glaubte daran. Er wusste, dass Tod Prentiss viel zu schnell und viel zu leicht davongekommen war und dass das Böse in ihm unter den zahllosen Toten weiterhin seine Ränke spinnen würde.
    Er wusste, dass Tod Prentiss sich vorstellen würde, wie er diese Mädchen vergewaltigt hatte, und an die eine, die er umgebracht hatte, würde er im Besonderen denken. Bei dem Gedanken an Lynns makellosen Körper, daran, wie er ihr den Hals zugedrückt hatte, würde ihm wahrscheinlich im Geist noch einer abgehen. Schlimmer jedoch, John wusste, dass Lynn ebenfalls dort war, dort in Prentiss’ Totenwelt, und womöglich flüsterte ihr der Dreckskerl noch in der ewigen Nacht des Grabes seine Schweinereien ins Ohr, erzählte ihr, wie gut er sich dabei gefühlt hatte, und ließ sie noch einmal die Hölle durchleben, die er ihr bereitet hatte. Das brachte John um den Verstand!
    In dieser Welt vermochte er sich nicht mehr an Tod Prentiss zu rächen, und in der nächsten war der Kerl noch immer putzmunter. Wer weiß, womöglich konnte er seiner dort sogar irgendwie habhaft werden. Was blieb ihm denn noch? Noch nicht einmal seine Rache. Aber unter der Erde, bei den zahllosen Toten ... Das Rasiermesser war für John die Eintrittskarte in eine Welt, in der er Prentiss weiter verfolgen konnte. Zu Lebzeiten hatte er sich in der Totensprache geübt, vielleicht sogar mit gewissem Erfolg. Genaueres wissen wir nicht darüber. Aber er war ein Meister der Telekinese. Es konnte ja sein, dass ihm die Fähigkeit, Gegenstände allein kraft seines Bewusstseins zu bewegen, im Jenseits von Nutzen war ... und da ihm außer seinem Bewusstsein nichts bleiben würde, gab es auch nichts mehr, was ihn von seinem einzigen Ziel abzubringen vermochte. Und dieses Ziel hieß: Tod Prentiss zur Strecke zu bringen!
    Hinter der Polizeiwache, in der sich der letzte Akt dieses Dramas –

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