Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
»Sie sieht lediglich so aus, als stamme sie von den Szgany. Diese Flöte habe ich gemacht – aus Knochen! Die Flöten der Szgany sind aus Schilfrohr und gehen viel zu leicht kaputt. Aus dieser hier kommen viel reinere Töne, weil ihr Innendurchmesser perfekt ist. Nachdem ich sie schließlich gemacht hatte, entsann ich mich der unzähligen Male, die ich schon über die Geröllebene geflogen bin und die Überreste von Schlachten aus grauer Vorzeit gesehen habe. Nun, stellenweise ist die Ebene das reinste Beinhaus! Unsere Vorfahren haben sich wahrlich blutige Kriege geliefert! Menschen wie Ungeheuer haben da draußen ihr Leben gelassen, und seit tausend Jahren bleichen ihre Knochen unter den kalten Sternen, vom silbernen Glanz des Mondes beschienen.
    Und ich dachte mir: Auch diese Knochen singen ihr Loblied, doch immer nur schweigend. Sie huldigen meiner silbernen Gebieterin, in deren Glanz sie seit all den Jahrhunderten liegen! Und als mir diese Flöte – oder dieses Szgany-Spielzeug, wenn du es denn unbedingt so haben willst« – er warf Gorvi einen missbilligenden Blick zu – »wieder in den Sinn kam, wusste ich, was ich tun musste. Und ich habe damit begonnen!
    Meine Stätte hat viele Fenster, die nach Norden weisen, auf die Eislande hinaus, zu den kalten Winden, die von dort herüberwehen. Dort, im mittleren Geschoss, werde ich Resonanzwände errichten, um den Wind in meine Stätte zu leiten! Ebendort werde ich auch mein Instrument bauen.« Er blickte auf die Knochenflöte in Gorvis Fingern. »Denn wenn schon ein bloßes ›Spielzeug‹ wie dies hier in Verbindung mit einer Lunge wie der meinen Musik erzeugt, die dem Ohr angenehm ist, um wie viel besser muss dann ein gewaltiges Knochenorchester klingen, durch das der Wind selbst hindurchbläst? Auf diese Weise werde ich die hoch am Himmel Wohnende verehren, während die Wrathhöhe von den Gesängen der seit Langem vergessenen Toten ertönt!« Er verstummte und blickte herausfordernd die Tafel entlang.
    Gorvi nickte, legte die Flöte wieder hin und murmelte leise: »Dem Ohr angenehm, aye ...«
    »Was war das?« Canker hatte es mitbekommen. Sein Gehör war äußerst empfindlich.
    Doch Gorvi zuckte nur die Achseln. »Ich habe mir deine Worte ... lediglich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Du hast weit mehr für Musik übrig, als wir jemals geglaubt haben, Canker.«
    Canker lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und erwiderte das Achselzucken. »Es ist ein Mittel zum Zweck, mehr nicht, um meine silberne Herrin vom Himmel herabzulocken und sie tatsächlich zu meiner Geliebten zu machen.« Warnend, beschwichtigend hob er die Hand. »Gemach, gemach! Natürlich nicht den Mond selbst, nur die Frau, die dort wohnt, die ... mich ruft .. .« Er sah, was für Blicke die anderen austauschten, schüttelte sich und richtete sich in seinem Sessel auf.
    Dann fiel sein Blick auf Nestor und Gore Saugersknecht, und als habe er die beiden bisher gar nicht bemerkt, sagte er: »Was ist denn das? Nehmen jetzt bereits gewöhnliche Sklaven und Leutnants an deinem Empfang teil, Wran?« Er wandte den Kopf in die andere Richtung: »Pflegst du mit Knechten zu speisen, Wratha? Oder handelt es sich bei ihnen etwa um den Hauptgang?« Er bedachte Nestor mit einem lüsternen Blick.
    »Man merkt dir an, wie erschöpft du bist, Canker«, entgegnete Wran. »Gore Saugersknecht hier ist ein Leutnant, gewiss, aber Nestor? Bei ihm handelt es sich um einen Mann, der den Aufstieg geschafft hat. Er trägt ein Ei in sich, Vasagis Ei, um genau zu sein, denn der Sauger braucht es nicht mehr. Ich bin überrascht, dass du nicht von selbst dahinter gekommen bist.«
    » Ahhh! Das Ei von Vasagis Vampir? Dieser Junge hier?« Canker beugte sich zu Nestor hinüber und schnüffelte vorsichtig. Doch schon im nächsten Augenblick verkündete er: »Ja, ich sehe, dass du recht hast!«
    »Und wenn ihr mich nun ausreden lasst, werde ich euch alles erzählen«, sagte Wran.
    Die anderen waren ganz Ohr, bis auf Nestor. Er kannte die Geschichte bereits und konnte es sich leisten, seine Gedanken ein bisschen schweifen zu lassen. Allerdings nicht zu weit, denn ihm schräg gegenüber saß Gore Saugersknecht an der Tafel und durchbohrte ihn mit wütenden, brennenden Blicken!

FÜNFTES KAPITEL
    Wran fasste sich kurz: »Vasagi und ich, wir flogen in unterschiedlichen Richtungen von Räudenstatt und der Saugspitze los. Wir hatten uns einmal zu oft gestritten, und nichts konnte uns wieder versöhnen. Der einzige Weg,

Weitere Kostenlose Bücher