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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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beiden Fällen nicht vorhanden war. Allerhöchstens konnte der junge Mann Handlanger ihres gesuchten Haupttäters sein.
    Das hielt Rhode für unwahrscheinlich. »Es hat auch Vorteile«, sagte er leise und legte das Bällchen behutsam vor sich. »Der wahre Killer wird sich freuen, dass wir den Falschen haben, und sich in Sicherheit wiegen.« Er sah Schwedt an. »Ich stimme dir zu: Wir ermitteln weiter. Und ich will nochmals mit Adler sprechen.«
    »Warum? Der Schwachmat…«
    Die Tür öffnete sich ohne vorheriges Klopfen.
    Im ersten Schreckmoment dachte Rhode, der Polizeipräsident hätte sich in das Büro in der Dimitroffstraße begeben – eine willkommene Beute für Schwedt. Das hätte man dann Karriereknick genannt.
    Gleich darauf entspannte er sich: Lackmann schlurfte herein, in einem dunkelbraunen Anzug und einer grünbeige gemusterten Krawatte, die selbst nur sehr Mutige in den 1970ern getragen hätten. Er müffelte nach billigem Deo und hatte eine Kräuterlikörfahne; die gewellten Haare legte er sich mit einer Handbewegung nach hinten. »Nichts«, verkündete er. »Alles nochmals angeschaut, wie Sie es wollten, Herr Rhode.« Er setzte sich auf seinen Platz und schaltete den Computer ein.
    Der Hauptkommissar wartete auf weitere Infos. Auch Schwedt wirkte durch die knappe Aussage eher verwirrt als erhellt. »Beide Tatorte?«
    »Ja. Wie gesagt.« Lackmann gab das Passwort ein und loggte sich in das interne System ein. »Ich schreibe den Bericht schnell.« Mehr kam nicht mehr von ihm.
    Der Kaffeeduft verscheuchte erfolgreich den über den Raum hereingebrochenen Schnapsgeruch.
    »Was der Kollege damit sagen will«, übersetzte Rhode für die Kommissarin, »ist, dass ich ihn an die Fundorte der Leichen geschickt habe, um nochmals nachzuschauen, ob die SpuSi was übersehen hat. Auch im Umkreis.«
    Lackmann bückte sich, was stets aussah, als bräche er in der Mitte durch, und öffnete eine Schublade. Er tauchte regelrecht darin ein, und erst nach einigen Sekunden erschien sein Kopf wieder. Im Büro verteilte sich der intensive Geruch von Kräutern und siegte zunächst über den Kaffee. »Mir ist doch was eingefallen«, setzte er hinzu. Sein Verstand arbeitete ab zwei Promille zuverlässig, so traurig dies war. »Es gibt einen Zeugen.«
    Rhode hätte das Bällchen am liebsten mit Wucht gegen den Kopf des dürren Kommissars geworfen. Er könnte wenigstens Wodka saufen, das würde weniger riechen, dachte er. Lackmann hatte es längst aufgegeben, seine Sucht zu verbergen. Die meisten routinierten Trinker nutzten den klaren Kartoffelschnaps, da er kaum eine Fahne verursachte.
    Schwedt trommelte mit den Fingern auf ihren Oberschenkeln, um einen Tusch zu simulieren. »Ja?«, machte sie auffordernd.
    »Einen Obdachlosen namens Kurti.« Lackmann hackte auf die Tastatur ein. »Er hat gesehen, wie zwei schwarzgekleidete Gestalten in der alten Halle waren, in der wir McDuncan fanden. Mehrmals. Seine Pfandguttour führte ihn öfters dort vorbei, weil Jugendliche gelegentlich in den nebenan liegenden Rohbau zum Saufen kommen. Ist der neueste Trend, sagte Kurti. Neubaupartys. Bringen ihm viel Pfandgeld.«
    Rhode war sich nicht sicher, was er von der Aussage eines Randständigen halten sollte, dessen Blutalkoholgehalt vermutlich identisch mit Lackmanns war. »Hat er sie beschreiben können?«
    »Nur, dass sie jung waren und Sachen mitgeschleppt hätten. Lange Stangen, Stoffbahnen und so etwas.« Lackmann ließ sich durch den drängenden Tonfall seines Vorgesetzten nicht aus der Ruhe bringen. »Für mich klang das ziemlich plausibel. Leider gab es keinen Zeugen, der uns eine ähnliche Beobachtung für den ersten Tatort liefern könnte.« Er drückte mit übertriebener Geste auf ENTER.
    Surrend sprang der Drucker in der Ecke an, dann jagten Blätter in die Auffangschale.
    »Der Bericht«, verkündete Lackmann und erhob sich. »Mahlzeit.« So schlurfend, wie er gekommen war, verschwand er in die Mittagspause.
    Der Geruch nach Kräuterschnaps blieb, aber mangels Geruchsquelle gewann der Kaffee mehr und mehr die Oberhand.
    »Glaube ich das?«, entfuhr es Schwedt. Sie stieß sich mit dem Stuhl ab und rollte zum Drucker, klaubte die Seiten zusammen und kehrte an ihren Tisch zurück, warf Rhode ein Exemplar zu. »Man sollte dir eine Medaille für kollegiale Barmherzigkeit verpassen.«
    Er wackelte andeutungsweise mit dem Kopf.
    Beide lasen schweigend die knappen, klaren Worte ihres schwierigen Kollegen.
    Die Zeilen unterschieden sich nur

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