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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Anđelkos Brauen überrascht nach oben. „Wie kommst du darauf, dass ich ihn verdamme? Warum sollte ich? Halbvampire sind in der Lage, Vampire zu finden. Auch solche, die sich tarnen oder ganz unsichtbar machen. Dein Mann hätte heute zum Friedhof kommen sollen!“ Er sah mich scharf an, dann erhellte sich seine Miene mit einem Mal. „Ach, jetzt verstehe ich: Du hast Angst um deinen Liebsten? Du fürchtest, die Dörfler knüpfen ihn am nächsten Baum auf und schlagen ihm den Kopf ab?“ Er gab ein verächtliches Schnauben von sich. „Das werde ich zu verhindern wissen! Ein Dhampir kann schon von seiner Bestimmung her nichts Böses sein. Ohne Leute wie ihn wären wir im Kampf gegen den Satan oft genug verloren. Außerdem verurteile ich niemanden, nur weil seine Geburt unter einem unglücklichen Stern stand. Und die Menschen sind alle Sünder.“
    Meine Hände entspannten sich. Langsam wagte ich, mich ein wenig sicherer zu fühlen.
    „Ihr ... kommt aus Jagodina, nicht wahr?“
    Der Pope schüttelte den Kopf. „Der Priester aus Jagodina wollte nicht mitkommen. Daraufhin hat man mich aus Kuklina geholt.“ Es schwang kaum verhohlener Stolz in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: „Man hielt mich wohl für geeignet. Ich habe schon viele Untote aufgespürt und vernichtet.“
    Kuklina. Ich erinnerte mich gut daran, was ein Mädchen bei meinem ersten Besuch im Dorf über diesen Priester gesagt hatte: Der würde sogar den Teufel mit einer Türkin verheiraten.
    „Darf ich eine Frage stellen, Hochwürden?“
    „Dafür bin ich doch hier, oder nicht?“
    Ich atmete tief durch und fragte, was mir schon seit dem Besuch in Vampirs Kammer keine Ruhe mehr ließ: „Wenn Ihr niemanden wegen seiner Geburt verurteilt, würdet Ihr dann einem Mann den Ehesegen geben, der ... zum Beispiel als Muslim auf die Welt kam, sich später aber zum rechten Glauben bekannt hat?“
    „Natürlich. Wer sich bekennt, gehört zu unserer Gemeinschaft, gleichgültig ob er vorher ein Muselman, ein Lateiner oder von mir aus ein Gottesleugner war.“
    „Und was ist, wenn sein Trauzeuge noch dem anderen Glauben angehört?“
    „Das geht auf keinen Fall. Eine Ehe kann nur mit rechtgläubigen Zeugen geschlossen werden. Andernfalls wäre sie ungültig.“
    Ich hoffte, Anđelko würde nicht bemerken, was diese Antwort in mir auslöste. Es war wie eine Lossprechung. Wenn Nema tatsächlich kein orthodoxes Glaubensbekenntnis abgegeben hatte, dann bestand Hoffnung, dass ich nicht bis zu meinem Lebensende Jasna Vuković sein musste! Ich wäre nicht länger eine Ehebrecherin und meine und Dušans Kinder mussten keine Bastarde werden.
    „Die Türken sind ohnehin nicht das Übel in diesem Dorf“, sagte der Pope und lachte plötzlich, als sei ihm der Branntwein zu Kopf gestiegen. „Das Übel sind die Feinde, die du jeden Tag siehst und für deine Freunde hältst. Durch sie wirkt Satan auf uns ein. Leg deine Hand auf den Tisch!“
    „Warum?“
    „Das wirst du gleich sehen. Na los!“ Anđelko beugte sich vor. Er roch nach Schnaps und Kraut und saurem Schweiß. Außerdem hatte sich der Hauch der modrigen Friedhofserde in seinem Gewand festgesogen. Es kostete mich Überwindung, den Kopf nicht abzuwenden. Doch der Priester trommelte ungeduldig auf dem Becher herum, bis ich seiner Aufforderung zögernd nachkam. Dann zerrte er sich die Kreuzkette, die er um den Hals trug, über den Kopf. Ich zuckte zusammen, als er mir das Kreuz auf den Handrücken drückte und sofort wieder wegnahm.
    „Ha! Siehst du?“, rief er triumphierend. „Du bist keiner! Ein vom Teufel gerufener Vampir hätte nämlich vor Schmerzen aufgeschrien. Das wusstest du nicht? Nun, ich wusste es lange Zeit auch nicht. Aber solche gibt es. Man muss sie nur rechtzeitig finden.“ Seine Augen bekamen einen unheimlichen Glanz. „Ich kenne sie! All ihre Listen und die Tücken des Teufels. Die Untoten werden von Jahr zu Jahr böswilliger. Sie verändern sich, weißt du? Zuweilen gebärden sie sich sogar wie Lebende.“
    Schnell senkte ich den Blick. Dieser Priester kann gefährlich sein , dachte ich. Niemals darf er von Vampir erfahren.
    „Früher krochen sie in ihre Gräber zurück, heute aber ist die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten verletzlicher denn je geworden. Doch das“, schloss er bitter, „würden die Herren Offiziere mir ja niemals glauben.“
    Ich zog meine Hand vom Tisch. „Ich habe den Wolf gesehen“, sagte ich. „Schon zweimal. Er ... hat einen Herrn, der ihm

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