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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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war, konnte ich mich seiner Geschichte nicht entziehen.
    „Und Saniye?“, fragte ich. „Wer war sie wirklich? Simeon hat mir erzählt, sie sei die Tochter eines reichen Osmanen gewesen.“
    „Nicht reicher als ich. Ich hatte gelernt und hart gearbeitet, viele Jahre lang. Es waren noch gute, reiche Zeiten. Das billige Silber aus der Neuen Welt hatte noch nicht die Preise verdorben und so konnte ich mühelos den Brautpreis für sie aufbringen.“ Er lächelte in der Erinnerung. „Über Saniyes Schönheit schrieben die Dichter Lieder. Beyaz Lale nannte man sie in Istanbul, weißer Tulipan . Ihre Haut war wie reines Licht, selbst Sultan Ahmed war sie aufgefallen.“
    Auch wenn er seinem Bruder vom Äußeren nicht ähnelte, in den Gesten und Worten erkannte ich Jovan wieder. Doch Yasars Geschichte von Glanz und Pracht endete ungleich bitterer als Jovans märchenhafte Erzählungen.
    „Du hast Saniye ja gesehen“, fuhr er fort. „Im Leben war sie noch tausendmal schöner. Vielleicht war es mein Glück, das mich damals leichtsinnig und großzügig machte. Ich schickte meinem Vater Geld, doch eine Antwort oder einen Dank bekam ich nie. Erst viel später erfuhr ich, dass er mein Geld zwar gerne nahm, mich als Sohn jedoch längst verstoßen hatte. Ein Türke, so sagte er, könne niemals sein Fleisch und Blut sein. Es waren die Worte dieses Popen Milutin, und mein Vater hing ihm bedingungslos an. Doch dann, zwanzig Jahre nachdem ich fortgegangen war, tauchte mein Bruder in Istanbul auf. Jung, gierig, voller Pläne, viel zu wenig Handelsgeld im Gepäck.“
    Ein junger Kaufmann war ich, als ich diese Pracht sah. Ein Hitzkopf, den der Reichtum blendete. Unermesslicher Reichtum, Freunde! Jovans Worte klangen mir wie eine zweite Stimme im Ohr. Derselbe Ort, zwei Menschen, zwei Geschichten.
    „Ein wenig erinnerte er mich damals an mich selbst“, sagte Yasar. „Und ich nahm ihn und sogar den Wahlbruder meines Vaters in meinem Haus auf. Ich hätte es besser wissen sollen.“
    Immer noch versuchte ich krampfhaft eine Ähnlichkeit zwischen den Brüdern zu entdecken. Ich dachte mir den Bart weg, das buschige, verfilzte Haar – und tatsächlich, der Schwung der hohen, geraden Stirn und der Schnitt der Brauen kamen mir bekannt vor. Aber sie erinnerten mich nicht an Jovan. Sondern an Danilo!
    „Ich nahm ihn mit zu Einladungen bei Freunden“, fuhr Yasar fort, „ich ließ ihn mit Saniye allein im Glauben, dass er meine Frau als Verwandte betrachten würde. Ich war sogar froh darum, denn in dieser Zeit hatte ich viel zu tun. Das jährliche Tulipan-Fest stand bevor. Sultan Ahmed hatte mich beauftragt, ein Geschenk für einen Gast aus Persien zu beschaffen, der ihm Zwiebeln einer besonderen Tulpensorte gebracht hatte. Das Geld hatte ich im Voraus erhalten, damit ich nur das Beste einkaufte. Dieses besondere Geschenk wollte Sultan Ahmed dem Gast am Festabend überreichen lassen – durch mich! Jahre voll harter Arbeit lagen hinter mir und nun würde ich zum ersten Mal Zutritt zum Palast erhalten. Ich stand an der Schwelle zu einer glanzvollen Zukunft! Doch ich sollte den Saadabad niemals betreten.“
    Yasars Miene hatte sich verdüstert. Nachdenklich nahm er das zerbrochene Kästchen vom Boden. Einige der Glassteine waren durch die Wucht, mit dem er es wohl vorhin zu Boden geschmettert hatte, aus der Fassung gefallen.
    „Sie hatten es von langer Hand geplant“, sagte er leise. „Sie wollten gemeinsam fliehen – doch nicht ohne Geld. Und als ich sie ertappte, weil ich das Geschenk früher als angekündigt holen wollte, da fielen sie mich an wie die Wölfe. Simeon konnte ich verwunden. Und ich hätte Jovan töten können, doch ich Narr zögerte einen Moment zu lange.“ Er lächelte freudlos. „Mein eigener Bruder hatte weniger Skrupel. Sein Messer traf mich ohne das leiseste Zögern. Und meine schöne Saniye mit dem verdorbenen, gierigen Herzen sah ohne eine Regung zu und nahm dann Sultan Ahmeds Schatz an sich. Ich verfluchte sie beide. Ich sagte, sie seien wie die Wölfe und deshalb sollten die Wölfe sie zerfleischen. Und ich sagte, ich würde sie finden!“
    Ich schauderte.
    „Simeon glaubt, du seist tot!“, flüsterte ich.
    „Das war ich auch, aber es ist alles eine Sache des Handels, alles! Das hatte mein Bruder nicht bedacht. Manche von uns werden zweimal geboren. Einmal durch Gott und einmal durch den Teufel.“ Er zog das Priestergewand hoch und deutete auf eine Narbe an der Stelle zwischen Gürtel und Rippen. Ich

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