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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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verteidigt, was er angesammelt hat. Vom siebzigsten bis zum achtzigsten Lebensjahr ist er wieder Kind und gleicht dem Affen, der ihm diese Zeitspanne geschenkt hat. Nun, du kannst dir denken, dass es da nicht angenehm ist, mit so einem das Bett zu teilen.“
    „So alt war er schon?“
    „Anica musste ihn heiraten, obwohl sie ihn nicht wollte. Das Ehegelübde musste der Trauzeuge dem verwirrten Bräutigam vorsagen. Er starb kaum ein Jahr später. Manche im Dorf behaupten, Anica hätte ihn vergiftet, aber Milutin duldet diese Gerüchte nicht.“
    „Dafür, dass du nicht viel länger im Dorf bist als ich, weißt du ja so einiges!“, bemerkte ich.
    „Tja, als Fahrender höre ich viel“, sagte Dušan. „Ein bisschen ist es so, als wäre ich für die Dörfler unsichtbar. Als würde es nicht zählen, was man in meiner Nähe sagt, weil meine Gegenwart ohnehin nicht von Dauer ist. Meistens ist das sehr nützlich. Und als ich Anica erzählt habe, dass der Pope den Leuten verbietet, dir einen Hund zu verkaufen, sagte sie mir, ich soll dir einen von ihren bringen.“
    „Aber wie kommt sie dazu, mir einfach einen Hund zu schenken?“
    Spott blitzte in Dušans Augen auf. „Hast du es immer noch nicht begriffen? Wir Außenseiter halten stets zusammen. Wir brauchen Freunde in der Not und müssen sehr genau prüfen, wem wir vertrauen können. So war es schon immer.“
    Das Wort traf mich wie ein Hieb. Mit einem Mal war alles Helle dieses Tages wie ausgelöscht.
    „Ich bin keine Außenseiterin!“ Aber natürlich wusste ich es seit dem Gespräch vor der Kirche besser. Doch etwas zu begreifen und es sich auch wirklich einzugestehen, waren zwei unterschiedliche Dinge.
    „Ach, bist du sicher?“, konterte Dušan unbarmherzig. „Hör auf zu träumen, Jasna. Du wirst nie eine von den Frauen im Dorf sein. Meinst du, die alte Dorfhexe will etwas anderes von dir als Schauergeschichten hören? Und denkst du, die Bäuerin Stana mag dich, weil du so schöne braune Augen hast? Oder ist sie nur froh, wenn die Gutsherrenfrau ihr Ziegen und Hühner abkauft?“
    „Hör auf, mich zu belehren!“
    „He!“, rief Dušan mir lachend hinterher, als ich schon einige Schritte davongeeilt war. „Sei doch nicht gleich wütend. Es war ein ganz schön weiter Weg für mich! Kriege ich nichts dafür? Anica hat mir gesagt, du würdest mich entlohnen.“
    „Von mir bekommst du nicht einmal ein trockenes Stück Brot. Du bringst es fertig und fütterst wieder deine Mähre damit!“
    „He, beschwer dich nicht! Du hast schließlich einen Stein nach ihm geworfen und ihn scheu gemacht. Ich fand, dafür hatte mein Šarac hier eine Entschädigung verdient.“
    Ruckartig blieb ich stehen und blickte zurück.
    „Šarac?“ Jetzt war es an mir, ihn zu verspotten. „Du hast deinen Falben tatsächlich Šarac genannt?“
    Dušan verging das Lachen auf der Stelle. „Hast du etwa was dagegen?“
    „Nun ja, sieh ihn dir doch an! Er ist nicht mal gescheckt wie sein berühmtes Vorbild. Wenn du dein Pferd schon nach dem prächtigen, unbesiegbaren Schlachtross des Helden Kraljević Marko benennst, dann sollte es ihm wenigstens ein bisschen ähnlich sein, meinst du nicht?“
    Dušan spuckte den Zweig aus. Plötzlich funkelten seine Augen vor Ärger und ich freute mich diebisch, so gut getroffen zu haben.
    „Was weißt du denn schon!“, brauste er auf. „Mein Pferd ist dreimal heldenhafter und mutiger als all eure schreckhaften ungarischen Krücken hier zusammen!“
    Er fluchte laut und schwang sich in den Sattel. Erstaunt über seinen Jähzorn konnte ich nur noch zusehen, wie er bergab in Richtung Waldrand davongaloppierte.
     

     
    Natürlich glaubte mir keiner von meiner Hausgemeinschaft, dass jemand im Turm gewesen war.
    „Bestimmt hast du die Tür offen gelassen“, sagte Simeon beruhigend, als wir abends in der Türkenkammer zusammensaßen.
    „Und den teuren Wein habe ich auch umgeworfen?“, erwiderte ich ungehalten. „Nein, ganz sicher nicht! Ich möchte wissen, wie viele Schlüssel es noch gibt, von denen ich nichts weiß!“
    Danilo und Jovan sahen mich beide durchdringend an. In ihren Haaren hing noch der Staub vom langen Ritt. Die Müdigkeit machte sie einander ähnlich. Seit ihrer Rückkehr hatten sie kaum ein Wort gesprochen und auch Simeon wirkte trotz seines bemühten Lächelns besorgt und niedergeschlagen. Wäre ich damals aufmerksamer gewesen, hätte mir auffallen müssen, dass alle Männer in diesem Raum an einem geheimen Kummer

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