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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zerbrochen ist. Keine Ahnung, ob Tommy es Ihnen erzählt hat,
aber ihre Brieftasche lag hier in der Küche und wurde offenbar nicht angerührt.
Ich glaube also nicht, dass unser Täter auf Beute aus war.«
    Selbst hier draußen kann
Scarpetta das Polyurethan riechen. Sie betrachtet die hohen, von Greisenbart
überwucherten Eichen und den blauen Wasserturm, der über die Wipfel der
Nadelbäume ragt. Zwei Radfahrer strampeln vorbei und werden langsamer, um zu
gaffen.
    »Ihr könnt wieder reinkommen.«
Lucy erscheint an der Tür und nimmt Schutzbrille und Maske ab.
    Das zerbrochene Fenster ist mit
einer dicken gelblichen Schaumschicht bedeckt.
    »Und was machen wir jetzt
damit?«, will Becky wissen und sieht Lucy an.
    »Ich würde es gern einwickeln und
mitnehmen«, erwidert Scarpetta.
    »Und worauf möchten Sie es
untersuchen?«
    »Ich interessiere mich für den
Klebstoff und die elementare und chemische Zusammensetzung der mikroskopischen
Spuren, die ihm möglicherweise anhaften. Manchmal weiß man erst, was man sucht,
wenn man es gefunden hat.«
    »Viel Spaß damit, das Fenster
unter ein Mikroskop zu kriegen«, frotzelt Becky.
    »Außerdem hätte ich gern die
Scherben, die Sie eingesammelt haben«, sagt Scarpetta.
    »Und die DNA-Abstriche?«
    »Alles, was Sie gern in einem
Labor überprüfen lassen würden. Können wir uns jetzt die Waschküche
anschauen?«, fragt Scarpetta.
    Diese liegt unmittelbar neben
der Küche. Das Loch rechts von der Tür, wo nun das Fenster fehlt, wurde mit
braunem Papier zugeklebt. Vorsichtig nähert sich Scarpetta der Stelle,
überzeugt, dass der Täter hier ins Haus eingedrungen ist. Wie immer tritt sie
vor die Tür, späht von draußen in den Raum und lässt die Eindrücke auf sich
wirken. Dann erkundigt sie sich, ob die Waschküche bereits fotografiert worden
ist. Die Antwort lautet ja. Außerdem wurde der Raum auf Fuß- und Schuhspuren
sowie Fingerabdrücke untersucht. An der einen Wand stehen zwei Waschmaschinen
und zwei Trockner, alles teure Markengeräte. An der anderen befindet sich ein
leerer Hundezwinger. Außerdem ist die Waschküche mit Vorratsschränken und
einem großen Tisch möbliert. Der Weidenkorb in der Ecke quillt von schmutziger
Wäsche über.
    »War die Tür bei Ihrer Ankunft
abgeschlossen?«, erkundigt sich Scarpetta. Sie meint die mit Schnitzereien
verzierte Tür aus Teakholz, die ins Freie führt.
    »Nein. Mrs. Dooley hat sie offen
vorgefunden, weshalb sie einfach ins Haus spazieren konnte. Ich denke, der
Täter hat die Scheibe herausgeschnitten und durch das Loch gegriffen. Wie Sie
sehen« - Becky geht zu dem mit Papier zugeklebten Loch hinüber -, »lässt sich
der Riegel leicht erreichen, wenn man die Scheibe entfernt. Deshalb raten wir
den Leuten ja immer davon ab, unverschließbare Riegel in der Nähe von
Glasscheiben anzubringen. Aber wenn die Alarmanlage eingeschaltet gewesen wäre
...«
    »War sie denn wirklich nicht
an?«
    »Zumindest nicht, als Mrs.
Dooley das Haus betreten hat.«
    »Aber über den Zustand der
Alarmanlage beim Eintreffen des Täters wissen wir nichts.«
    »Darüber habe ich auch schon
nachgedacht, insbesondere im Zusammenhang mit dem Glasbruch«, sagt Becky. »Sie
wird zwar auch durch Geräusche ausgelöst, das Herausschneiden des Glases war
aber vermutlich zu leise.«
    »Gehen wir einmal davon aus,
dass die Alarmanlage nicht angeschaltet war, als die Glasscheibe zerbrochen
wurde, und dass der Täter sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Haus befand.
Natürlich kann die Scheibe auch schon länger kaputt gewesen sein, obwohl ich
das bezweifle.«
    »Ich ebenfalls«, stimmt Becky
zu. »So etwas würde man doch gleich reparieren lassen, schon allein wegen der
Insekten und damit es nicht reinregnet. Außerdem würde kein Mensch die Scherben
einfach liegen lassen. Schließlich lebte doch der Hund in der Waschküche.
Vielleicht hat Mrs. Webster sich ja gegen den Täter gewehrt und wollte durch
die Tür fliehen. Ich weiß nicht, ob Sie schon gehört haben, dass sie gestern
Abend versehentlich die Alarmanlage ausgelöst hat. Das kam ziemlich häufig vor,
weil sie so betrunken war, dass sie vergaß, sie abzuschalten, bevor sie die
Schiebetür öffnete. Dann ging natürlich die Sirene los, und wenn die
Sicherheitsfirma anrief, war Mrs. Webster fast immer das Passwort entfallen.
Also kam die Polizei.«
    »Wurde die Alarmanlage seitdem
noch einmal ausgelöst?«, erkundigt sich Scarpetta. »Hatten Sie Gelegenheit,
die Daten bei der Sicherheitsfirma

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