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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Holzmaserungs-Furnier. Dieselbe Toiletten-Ästhetik. Nur dass das braune Hartplastikbett in diesem Zimmer leer war. Jemand war da gewesen, noch vor Kurzem. Die weißen Decken waren zurückgeworfen, das Kissen eingedellt. Aber jetzt war niemand im Zimmer.
    Archie überprüfte die Nummer über dem Bett.
    Es war das richtige Zimmer. Archie erkannte ein paar Heizdecken, die auf dem Boden lagen.
    »Vielleicht hat er das Krankenhaus verlassen«, sagte Susan.
    Waren seine Eltern doch noch gekommen und hatten ihn geholt?
    Die Schwester in der rosa Kluft kam lautlos in ihren weißen Turnschuhen angetrabt. Eine zweite Frau, älter und kräftiger gebaut, folgte ihr.
    Die pinkfarbene Schwester sah Archie aus zusammengekniffenen Augen an und runzelte missbilligend die Stirn. »Sie können nicht …«, fing sie an, aber dann verlor sich ihre Stimme, als sie das leere Bett sah. Sie riss die Augen auf. Sie trug blaue Wimperntusche.
    »Wo ist er?«, fragte Archie.
    Die Frau sah zu der anderen Schwester, die eine grüne Tracht – eine traditionelle, ohne Cargotaschen – und eine Brille an einer praktisch aussehenden Goldkette um den Hals trug. Über dem Herzen hatte sie einen kleinen Silberengel angesteckt. Pinks Vorgesetzte, vermutete Archie.
    Die rosa Schwester zögerte und fuchtelte mit der Hand in der Luft. »Er müsste eigentlich hier sein«, sagte sie.
    Susan hielt immer noch die Snacks, allerdings schien sich niemand mehr sonderlich dafür zu interessieren.
    Alle standen da und starrten auf das leere Bett, als könnte es ebenfalls jeden Moment davonspazieren.
    »Marcie«, rief die Vorgesetzte ruhig in Richtung Schwesternbüro, »ist Nummer elf zu irgendwelchen Tests abgeholt worden?«
    »Nein«, erwiderte Marcie.
    »Wo ist er dann?«, presste Archie zwischen den Zähnen hervor.
    »Schauen Sie im Bad nach«, sagte die Vorgesetzte, und die rosa Schwester hastete zu einer Tür und öffnete sie.
    »Leer«, meldete sie.
    Alle sahen einander hilflos an.
    Wie konnte ein Kind einfach von einer Intensivstation verschwinden? Ein Kind, das niemand als vermisst gemeldet hatte und das niemand mitten in der Nacht sein Krankenhausbett verlassen sieht.
    »Rufen Sie den Sicherheitsdienst«, sagte Archie. »Vielleicht ist er noch im Krankenhaus.«
    »Wir haben seinen Namen nicht erfahren«, sagte die Vorgesetzte wie zu sich selbst. »Er hat kein Wort gesprochen.«
    Susan ging in das Zimmer hinein, und Archie wollte sie erst zurückhalten, aber etwas an ihrer plötzlichen Entschlossenheit ließ ihn zögern. Er sah, wie sie zum Bett ging, die Arme öffnete und Orangensaft und Salzstangen auf die Matratze fallen ließ.
    »Sie kann nicht einfach die ganzen Snacks nehmen«, fing die rosa Schwester wieder an.
    »Die interessieren jetzt niemanden, Heather«, fuhr ihre Vorgesetzte sie an.
    Susan fiel auf Hände und Knie und langte unter das Bett. Niemand rührte sich. Susan zog die Hand zurück. Sie hielt etwas darin. Sie richtete sich auf und streckte Archie die Hand entgegen, als würde sie ihn anbetteln.
    Archie trat einen Schritt vor und blickte auf den Gegenstand in Susans Hand hinunter. Er war aus rostigem Metall und sah aus wie ein Schlüssel, aber er war winzig – die Größe von einer Heftklammer. Wie etwas, das eine sehr kleine Tür öffnete.
    »Was ist das?«, fragte Archie.
    »Keine Ahnung«, sagte Susan.

16
    Der Nieselregen war erbarmungslos. Es war die Sorte Regen, die einem in die Augen drang und die Wangen hinunterlief, sodass alle Leute immer aussahen, als würden sie weinen. Archie war nach Hause gefahren und hatte seine Jeans gegen eine Cordhose getauscht. Es war eins der Dinge, die man lernte, wenn man in Portland wohnte – nassen Jeansstoff meiden. Die Dochtwirkung der Baumwolle transportierte das Wasser aufwärts, sodass sich ein nasser Saum bis zum Knie ausdehnte. Der Denim saugte einem die Wärme aus dem Körper wie ein kaltes Bad. Wenn vermisste Personen, die an Unterkühlung im Schnee gestorben waren, Jeans trugen, dann waren es keine Wanderer. Es waren Spaziergänger. Touristen. Schneewanderer trugen keine Jeans. Sie trugen Wollmützen, Thermounterwäsche und Polypropylen.
    Es war zwei Uhr morgens, und die Menge arbeitete immer noch an der Flutmauer im Waterfront Park. Das milde Wetter, das die Schneeschmelze verursacht hatte, war abgekühlt, aber es hatte immer noch einige Plusgrade, keine Spur von Frost. Die Schwerkraft zog den Ablauf jeden Gebirgsbachs direkt ins Tal hinunter.
    Archie trug braune Lederschuhe. Er

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