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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Falls Henry gestorben war, während sie geschlafen hatte, würde es eine entsprechende Schlagzeile geben.
    Kein Update.
    Er lebte noch.
    Wem wollte sie etwas vormachen? Ralph zu identifizieren, würde ihm nichts helfen. Es gab nichts von echtem Wert, was Susan für ihn tun konnte. Falls sie nicht ein schlummerndes Talent für Toxikologie in sich entdeckte, war sie nutzlos.
    Zu schade, dass Henry keine Ziege hatte, zu deren Pflege sie sich bereit erklären konnte.
    Dann fiel ihr etwas ein. Sie konnte kein Gegengift aus dem Hut zaubern, aber vielleicht gab es doch etwas, das sie tun konnte. Ihr Kopfweh wurde sofort besser, und sie summte fröhlich vor sich hin.
    Barmherzige Samariter lebten länger. Das hatte eine Studie belegt.
    Sie warf der Ziege ein paar Äpfel in den Garten, trank ihren Kaffee aus und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus.
    Susan traf Archie und Claire in Henrys Zimmer auf der Intensivstation an, sie saßen je in einem Sessel links und rechts des Betts. Claire schlief in dem einen, zusammengerollt wie ein Kind, die Knie an der Brust. Archie war im anderen weggetreten, den Kopf zurückgebogen, der Körper ausgestreckt und die Füße überkreuzt. Eine Ausgabe des Herald vom Morgen lag auf seinem Schoß, aufgeschlagen bei Susans Kolumne Die Tote auf dem Strauß. Ihre letzte Kolumne, wie ihr klar wurde.
    In Susan regte sich immer Freude, wenn sie sah, dass Archie ihre Arbeiten las. Sie kam sich ein wenig lächerlich dabei vor – wie ein Kind, das Zustimmung suchte. Er war erst einundvierzig, nur dreizehn Jahre älter als sie. Warum also fühlte sie sich ihm gegenüber wie ein Teenager?
    Sie zweifelte bereits an dieser Idee von ihr. Auf dem Weg ins Krankenhaus hatte sie genügend Zeit gehabt, sich wie ein Idiot vorzukommen. Die Hälfte der Ampeln war ausgefallen, und ein ganzer Abschnitt der Hauptverbindung nach Norden auf der Ostseite war gesperrt, weshalb sie sich über Seitenstraßen einen Weg suchen musste.
    Sie hatte das Radio angehabt. Der Pegelstand des Flusses war über Nacht um weitere zehn Zentimeter angestiegen.
    Jetzt sah sie auf die weiße Papiertüte in ihrer Hand. Sie hatte unterwegs in einem Coffeeshop ein Muffin für Archie gekauft. Aber sie hatte nicht daran gedacht, Claire etwas mitzubringen. Wie hatte sie Claire vergessen können? Es war doch klar, dass sie da sein würde. Und jetzt stand Susan mit einem großen Muffin für Archie da und sonst nichts. Das Muffin hatte die Größe eines Katzenkopfs und wog um die zwei Pfund. Vielleicht konnten sie es teilen. Mist. Sie sollte einfach gehen. Sollte sie das Muffin hierlassen? Mit einer Nachricht?
    Archie regte sich und öffnete ein Auge.
    Eine Sekunde lang überlegte Susan, einfach wegzulaufen.
    »Hallo«, sagte Archie, seine Stimme war belegt vom Schlaf.
    Susan überlegte angestrengt, was sie sagen konnte. Er sah so traurig und verknittert aus, und seine Augen waren geschwollen vor Schlafmangel.
    Er fuhr sich mit einer Hand durch das braune Lockenhaar. Falls es seine Absicht gewesen war, das Haar zu ordnen, hatte es nicht funktioniert. Eine Seite war immer noch an den Schädel geklatscht, wo sein Kopf im Schlaf an der Schulter geruht hatte.
    »Ich dachte, Henry könnte vielleicht jemanden brauchen, der seine Katzen füttert«, sagte Susan. Sie sprach leise, um Claire nicht zu wecken.
    Archie öffnete die Augen weiter und setzte sich auf.
    »Ich meine, ich weiß, Claire hat viel zu tun«, sagte Susan rasch. »Und Sie ebenfalls. Und ich weiß, wo er wohnt. Wenn Sie mir die Schlüssel geben, könnte ich also vorbeischauen.« Sie machte einen kleinen Schritt zum Fußende des Betts. Henry war immer noch an das Beatmungsgerät angeschlossen, Infusionsschläuche führten in seine Adern, Drähte maßen seine Herzfrequenz. Die Blutgefäße in Henrys Gesicht, die immer rot und kräftig hervortraten, wenn er sich über irgendeine Dummheit von Susan ärgerte, waren verschwunden, ersetzt durch einen fahlen Keramikglanz. Es gab Frauen, die würden Glas fressen, um eine solche Haut zu haben.
    Sie hatte keinen Schimmer von Katzen.
    »Das ist nett«, sagte Archie. »Aber das kann ich machen.«
    Gut. Jetzt war sie verlegen. Es war anmaßend von ihr gewesen. Es stand ihr nicht zu, Henrys Katzen zu füttern. Das war etwas, das ein Freund tat. Sie hätte im Auto auf ihre rationale Seite hören sollen, als diese sich meldete.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Susan.
    »Er hält noch durch«, sagte Archie. Er nahm die Zeitung von seinem Schoß. »Ich habe den

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