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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Herald gekauft«, sagte er.
    Susan hatte es gesehen. Archies Rettung des Jungen war auf die Titelseite gelangt, unten, mit einem großen Foto von Archie aus seiner Zeit bei der Beauty Killer Task Force. BEAUTY-KILLER-POLIZIST RETTET JUNGEN , lautete die Schlagzeile.
    »Die Zeitung war schon in Druck, als er verschwunden ist«, sagte Susan. »Es kommt online. Aber in der gedruckten Ausgabe erscheint es erst morgen. Die Schlagzeile ist nicht von mir.«
    »Ich habe den Artikel über Henry gelesen.«
    Henry hatte es nicht einmal auf die Titelseite geschafft. Er war in den Lokalteil verbannt worden.
    »Sie haben ihn nicht geschrieben.«
    Er hatte es bemerkt.
    »Es ist Dereks Gebiet.«
    »Er zitiert Sie nicht einmal. Sie waren dabei. Sie und Claire haben ihn gefunden. Sie waren im Krankenhaus. Kein Wort davon.«
    Susan wollte nicht darauf eingehen. Sie streckte ihm die Papiertüte ungelenk entgegen. »Ich habe Ihnen ein Muffin mitgebracht.« Sie konnte es ihm ebenso gut geben. Es hatte drei Dollar gekostet. Er sah hungrig aus. »Ich wusste nicht, welche Sorte Sie gern mögen, deshalb habe ich einfach irgendeins genommen.« In Wahrheit hatte sie zehn Minuten lang hin und her überlegt, ob sie ihm Zitrone-Mohn oder Banane-Nuss kaufen sollte, aber das erzählte sie ihm natürlich nicht.
    Er öffnete die Tüte und spähte hinein. Sie glaubte, ihn lächeln zu sehen. »Sieht wunderbar aus«, sagte er.
    Der Apparat, der für Henry atmete, blies vor sich hin. Claire murmelte etwas Unverständliches im Schlaf und war dann still.
    »Gibt es etwas Neues von den toxikologischen Untersuchungen?«, fragte Susan.
    Archie zögerte. Er griff in die Tüte, zog ein Stück Banane-Nuss-Muffin heraus und steckte es in den Mund. Er sah von ihr weg, sein Blick lag schwer auf Henry. »Noch nicht«, sagte er, während er kaute.
    Sie fielen wieder in Schweigen. Susan kam sich groß und laut vor in diesem Raum, so wie damals, als Bliss sie zum Ballettunterricht angemeldet hatte, und Susan war groß und unbeholfen gewesen, und ihr Gymnastikanzug hatte die falsche Farbe gehabt, ein schrecklicher erbsengrüner Gymnastikanzug mit einem Reißverschluss am Rücken, der am Zwickel entzweiging und aus einem dicken, gerippten Gewebe war, in dem Susan heftig schwitzte.
    »Ich bin gefeuert worden«, platzte sie heraus. Sie hatte nicht vorgehabt, es zu sagen. Es sprudelte einfach aus ihr heraus. Sie fühlte Tränen in ihren Augen brennen. Sie war schon öfter gefeuert worden. Etwa in ihrer Highschool-Zeit in dem Coffeeshop, als der Besitzer herausfand, dass sie regelmäßig eine halbe Stunde zu früh Schluss machte. Im College hatte sie einen Job als Kassiererin in einem Lebensmittelladen bekommen, nur, um noch am ersten Tag gefeuert zu werden, weil sie sich in der Mittagspause einer Gruppe Wanderarbeiter anschloss, die gegen den Laden demonstrierten. Sie wusste nicht mehr, wogegen sich der Protest gerichtet hatte, aber sicher hatte es einen triftigen Grund gegeben.
    Sie war schon öfter gefeuert worden. Aber da hatte sie es immer verdient gehabt. Dieses Mal war sie sich nicht so sicher.
    »Warum?«, fragte Archie.
    Susan sah Henry an, der halb tot in seinem Krankenhausbett lag. Archie hatte bereits bemerkt, dass Derek, nicht Susan, den Artikel über Henry geschrieben hatte. Er musste wissen, dass ihr das schwergefallen war. Aber er sollte nicht wissen, wie sehr. Er würde sich irgendwie verantwortlich fühlen. »Ian mochte meine Vanport-Geschichte nicht. Ich wollte sie weiterverfolgen. Er hielt es für den falschen Zeitpunkt.« Es stimmte teilweise. Ian hatte ihr Vanport-Artikel nicht gefallen. Es war die falsche Überschwemmung. Schnee von gestern. Genau wie Ralph. Das interessierte niemanden. Nicht, wenn die teuren Eigentumswohnungen am Fluss überflutet wurden.
    »Es wäre eine tolle Story geworden«, sagte Susan. Und sie war tatsächlich überzeugt davon. »Das Skelett zu identifizieren. Vor allem, wenn sich herausgestellt hätte, dass er bei der Flut ums Leben kam. Manche Leute glauben, dass in Vanport Tausende gestorben sind, wussten Sie das? Dass es die Regierung vertuscht hat. Sie sollen die Leichen in einem Kühllager in der Stadt gestapelt haben. In Schulbussen begraben. Manche Leute glaubten sogar, sie seien nach Japan verfrachtet worden, um als tote Soldaten zurückzukehren.«
    Archie sah skeptisch aus. »Aber die offizielle Opferzahl lag bei wie viel – fünfzehn?«
    »Ja. Man hat nur fünfzehn gefunden. Aber in Vanport gab es so viele Leute, die

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