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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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eine dieser karierten Zeitungsjungenmützen, die inzwischen so viele junge Männer in Portland aufhatten, dass es selbst Archie aufgefallen war.
    Er sah, wie Archie zu ihm hinaufschaute, winkte herzlich und begann, die Treppe herunterzusteigen.
    »Ist er Herrenausstatter?«, fragte Archie.
    Robbins war damit beschäftigt, seine Lakaien zu dirigieren. »Sie wollten einen Experten«, sagte er. »An diesem Punkt in einem Fall zieht man sie doch hinzu, oder?« Er neigte den Kopf in Richtung Anne. »Frau Kriminalpsychologin, darf ich vorstellen – der Krakenmann.«
    Der Krakenmann bemerkte, dass von ihm die Rede war, und beeilte sich, die letzten Treppenstufen zurückzulegen.
    »Das ist Any Mingo«, sagte Robbins, als der Mann fast bei ihnen war. »Er lehrt Meeresbiologie an der Portland State University.«
    Archie hatte auf jemandem vom Oregon Coast Aquarium in Newport gehofft. Praktiker erzählten einem, was man wissen musste. Hochschullehrer demonstrierten, was sie alles wussten.
    Mingo wischte sich die Hand am Hosenbein ab und streckte sie aus. »Ich lehre Zoologie wirbelloser Süßwassertiere«, sagte er. Er trug eine Brille mit Gläsern von der Größe von Untertellern, die er nicht zu brauchen schien, da keine Brechung erkennbar war. Er hatte ein breites, fleischiges Gesicht mit feinen Zügen und einem vorspringenden Kinn, das durch Koteletten, die fast bis zum Kiefer reichten, noch betont wurde. Um beide Handgelenke trug er geflochtene Ledermanschetten.
    Archie schüttelte ihm die Hand. Mingo hatte Schwielen an den Fingern – an den Vorderseiten, nicht an den Spitzen. Kontrabass, vermutete Archie. »Danke, dass Sie uns helfen.«
    »Ich bin Susan«, sagte Susan. »Ihre Mütze gefällt mir.«
    »Agent Boyd«, sagte Anne. » FBI .«
    Mingo schnupperte in die Luft. »Dieser Geruch«, sagte er, »erinnert mich an einen Riesenkraken, den ich in Tasmanien entdeckt habe. Sieben Meter lang. Tot am Strand angespült.« Er beugte sich zu Susan. »Das Spermapaket, das ein männlicher Riesenkrake in einem Weibchen ablegt, ist fast einen Meter lang.«
    Susan sah zu Archie und zog eine Augenbraue in die Höhe.
    Robbins hob eine Hand der Leiche hoch und untersuchte sie. »Professor Mingo mag seine Kopffüßer«, sagte er. »Ich habe ihn über unser Krakenproblem informiert.«
    Mingo stand zwischen Archie und Susan, keine zwei Meter von der Leiche entfernt, aber er schien Wert darauf zu legen, sie nicht anzusehen. »Das sind keine aggressiven Tiere«, sagte er. »Im Wesentlichen verbringen sie ihr Leben allein in einem Versteck. Von Angriffen wird nur berichtet, wenn man auf sie tritt oder sie in die Hand nimmt.«
    »Er hat ein Mal an den Händen, genau wie die andern«, sagte Robbins.
    Archie schnürte es die Kehle zu. Damit waren es vier. Fünf, wenn man Henry mitrechnete. Und sie wussten noch immer so gut wie nichts über den Täter.
    Robbins’ Mitarbeiter stülpte einen Plastikbeutel über die Hand der Leiche und band ihn am Handgelenk zu.
    »Du hast gesagt, du kennst ihn?«, sagte Anne zu Archie.
    Archie zog den Reißverschluss seiner Jacke auf. Ihm war heiß. Die Luftfeuchtigkeit setzte ihm zu. »Er war gestern Abend in dem Obdachlosenlager«, sagte Archie. »Er wusste, wir suchen nach jemandem, er wusste von den Angriffen mit dem Kraken. Ich habe ihn gewarnt. Ausdrücklich.« Wenn sie Leute nicht schützen konnten, die wussten, dass sie vorsichtig sein mussten, die wussten, worauf sie achtgeben mussten, wie sollten sie dann eine Stadt voller Leute schützen, die gar nichts von einer Gefahr ahnten?
    »Dann hat er ihn also nicht aufgehoben«, sagte Anne. »Er wusste, dass er es nicht tun durfte. Aber er hat ihn vielleicht in die Hand genommen, bevor er wusste, worum es sich handelte. Wenn er von einer Person kam, die keine Gefahr darzustellen schien. Jemand, den er kannte. Oder jemand, dem er aus irgendeinem Grund traute. Mit der Ausnahme von Henry wurden sie alle im Wasser gefunden?«
    Sie wartete auf keine Antwort. Sie kannte sie bereits. Sie ging nur alles durch. »Der Täter wartet, bis sie sterben, dann stößt er die Leichen in den Fluss«, folgerte sie.
    Archie nickte. »Er sieht gern zu.«
    »Oder sie. Frauen benutzen eher Gift als Männer.« Sie drehte sich zu Mingo um. »Was passiert mit den Opfern? Nachdem das Gift zu wirken anfängt?«
    Aber Mingo schaute jetzt auf die Leiche, seine Augen waren groß hinter den falschen Gläsern. Archie hatte es schon früher erlebt. Sobald man anfing, hinzusehen, konnte man

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