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Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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festband. Wie er ihnen mit einem Messer ins Herz stach, sie anschließend zerstückelte und ins Meer warf. Blum musste lachen darüber. Über Mark, über Dexter. Ein Mörder, mehr nicht. Sie versuchte, Mark davon zu überzeugen, aber er hielt Brandreden für ihn, er verteidigte, was Dexter tut. Dass er tötet. Obwohl Mark Polizist war. Er verstand es, verurteilte ihn nicht. Dexter. Mark.
    Kurz vor Verona. Blum lächelt. Sie hat einen Menschen entführt. Einen Menschen zerstückelt. So wie in der Serie. Die Leichenteile in den Särgen. Der Leichenwagen, das Bestattungsinstitut, der Kühlraum, der Versorgungsraum. Perfekte Voraussetzungen. Blums Drehbuch ist besser.
    Blum fährt weiter. Sie ist gelassen, fast gleichgültig. Ruhe, die von innen kommt. Obwohl die Welt auf dem Kopf steht. Sie fährt geradeaus. So wie damals mit dem Boot. Vor acht Jahren in der Sonne. Da ist nichts, was sie aufhält. Sie weiß, was sie zu tun hat. Mitten in der Nacht kurz vor Triest. Herbert Jaunig lebt noch. Wenn sie ganz langsam fährt, kann sie ihn hören, sein Stöhnen und die Räder auf dem Asphalt. Der Wind, der Motor und dieses dumpfe Brüllen, verunstaltet durch den Knebel. Schmerz, Verzweiflung, Angst. Blum fährt weiter. Kein Mitleid. Er atmet noch, er kann sprechen, er wird reden. Über das, was passiert ist. Bald sind sie am Ziel. Die Serpentinen hinunter zum Hafen. Die vertraute Mole, Lanterna di Trieste, das alte Segelboot, das Meer. Und Blum.

29

Sie schlägt ihm den Kofferraumdeckel auf den Kopf. Sie drückt ihn mit voller Wucht nach unten und trifft Jaunig ein zweites Mal. Er will sich aufrichten, er will um Hilfe schreien. Doch Blum schlägt erneut zu. Sie lässt keine Sekunde verstreichen, sie hat den Wagen ganz nah am Boot geparkt. Jaunig hat keine Chance, seine Augen können nichts sagen, sie schließen sich. Niemand ist da, um ihm zu helfen, niemand, der Blum daran hindert, ihn aus dem Kofferraum zu zerren und auf das Boot zu ziehen. Blum tut es einfach, egal wie schwer er ist, egal, wie schwierig es ist, wie schnell es gehen muss, weil jederzeit jemand kommen könnte. Er hat in seine Hose gemacht, er ist nass. Ein Stück Fleisch, das sie nach unten in die Messe wirft. Jaunig fällt direkt auf den Tisch. Ohnmächtig im Bauch des Bootes. Wehrlos wie ein Kind.
    Blum parkt das Auto und löst die Taue. In weniger als zehn Minuten ist sie bereit abzulegen, sie will den Hafen so schnell wie möglich verlassen, sie will mit ihm allein sein, wenn er aufwacht. Niemand wird ihn hören. Da ist nur das Meer. Und der angeschossene Wolf. Er kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, aber er ist bissig, Blum weiß es. Sie bindet ihn auf dem Tisch fest und übergießt ihn mit Benzin. Dann springt der Motor an, und sie bewegt das große Boot behutsam von der Mole weg. Allein am Steuer, allein durch die Hafeneinfahrt. Wie gut alles riecht, wie vertraut. Unten Jaunig, wie er zu sich kommt. Oben die Nacht, die langsam zum Tag wird. Wunderschön, denkt sie und atmet ein. Lange und tief. Italien.
    Auf dem Wasser weit weg von allem. Freiheit. Auch jetzt. Egal, was passieren wird. Am Ende ist sie mit dem Wasser allein. Nur das Blau, die Wellen, das Salz auf der Haut. Vielleicht wird die Sonne scheinen, vielleicht wird es regnen. Egal wie dieser Tag werden wird, Jaunig wird still sein. Das Wimmern, das Stöhnen wird bald verstummen. Gleich wird es vorbei sein. Kurz noch bleibt sie an Deck, sie steuert das Boot an den Wellenbrechern vorbei, dreizehn Meilen hinaus auf das offene Meer. Dann stellt sie den Motor ab. Sie lässt sich treiben und steigt zu Jaunig nach unten. Er soll aufhören zu toben, sagt sie. Sie wird ihn anzünden, schreit sie. Dann reißt sie das Klebeband von seinem Mund. Er hat große Schmerzen, das sieht sie ihm an, aber er schweigt. Er zittert am ganzen Körper, aber er versucht, sich unter Kontrolle zu halten. Er hat Angst, aber er zeigt sie nicht. Er schaut Blum an, er kann sich nicht bewegen, keinen Zentimeter. Er liegt da und wartet ab. Blum steht neben ihm. Mit einem Feuerzeug in ihrer Hand.
    – Wenn du lügst, zünd ich dich an.
    – Meine Beine. Ich kann sie nicht bewegen. Sie müssen mir helfen.
    – Hast du mich verstanden?
    – Sie müssen mich in ein Krankenhaus bringen.
    – Du wirst mir jetzt alles erzählen.
    – Was wollen Sie von mir? Das ist doch Irrsinn. Lassen Sie mich gehen. Bitte.
    – Ich will von dir wissen, wer die anderen drei Männer sind. Wo ich sie finde, wie sie heißen.
    – Ich brauche

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