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Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Dann haben wir noch ein Glas getrunken. Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen.
    – Schade.
    – Was?
    – Alles.
    – Was meinst du?
    – Die Arbeit, ich komme zu nichts anderem mehr, ich würde dich gerne sehen. Dich berühren. Aber alles eskaliert im Moment.
    – Was ist los?
    – Ich will dich damit nicht belasten.
    – Komm schon.
    – Menschen verschwinden, Blum.
    – Wie meinst du das?
    – Hier verschwinden Menschen. Spurlos. Einer nach dem anderen. Und keiner weiß, warum. Und wohin.
    – Wer verschwindet?
    – Jaunig zum Beispiel. Wir suchen nach wie vor seine Leiche. Nur sein Wagen ist aufgetaucht. Kurz vor der italienischen Grenze hat man ihn gefunden. Von seiner Leiche fehlt aber immer noch jede Spur. Niemand weiß etwas, keiner hat etwas gesehen.
    – Das ist seltsam.
    – Und dann dieser Fotograf. Der Sohn unseres Landesrates. Einfach weg, von heute auf morgen. Seit zwei Wochen. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Und auch ein Promikoch aus Kitzbühel ist abgängig. Einfach verschwunden. Ohne Abschied, ohne Ankündigung.
    – Sie wurden als vermisst gemeldet?
    – Ja.
    – Du vermutest ein Verbrechen?
    – Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob du nicht doch Recht hattest.
    – Womit?
    – Mit dieser Frau, die du in der Gerichtsmedizin gefunden hast.
    – Was ist mit ihr?
    – Ich habe dir doch versprochen, dem noch einmal nachzugehen.
    – Ja, und? Ist sie umgebracht worden?
    – Es war ein natürlicher Tod. Aber ich habe mir die Protokolle von damals noch mal angesehen. Was diese Frau erzählt hat, erscheint heute in einem anderen Licht.
    – Wie meinst du das?
    – Sie hat von einem Priester gesprochen, von einem Fotografen und von einem Koch.
    – Das hängt zusammen?
    – Ich weiß es nicht, aber ich muss dem nachgehen. Mark hatte offenbar damals doch das richtige Gespür. Vielleicht hatte er Recht. Und alles, was die Frau erzählt hat, ist wahr.
    – Was hat sie erzählt?
    – Das weißt du doch, Blum.
    – Woher sollte ich das wissen?
    – Mark hat die Gespräche mit dieser Frau aufgezeichnet. Und du hast dir diese Gespräche angehört.
    – Ja.
    – Ich kann eins und eins zusammenzählen, Blum.
    – Vielleicht zu spät.
    – Ich weiß, ich hätte auf dein Gefühl hören sollen, Blum.
    – Mark hatte Recht.
    – Schaut so aus, ja.
    – Aber was ist passiert? Wer hat den Priester umgebracht? Wo sind die, die verschwunden sind?
    – Ich weiß es nicht, Blum. Aber irgendjemand rächt sich hier.
    – Rache?
    – Ja. Du weißt, was in diesem Keller passiert ist. Wenn es wahr ist, was diese Frau erzählt hat, dann hat jemand ausreichend Grund für einen Rachefeldzug.
    – Aber wer?
    – Diese Frau.
    – Sie hieß Dunja.
    – Sie hat die drei Männer getötet und sich dann selbst umgebracht.
    – Meinst du?
    – Fällt dir etwas anderes ein?
    – Nein.
    – Und da ist noch was, Blum.
    – Was?
    – Mark.
    – Was ist mit ihm?
    – Es könnte sein, dass sein Tod kein Unfall war.
    – Was soll das heißen?
    – Ich glaube, dass das alles irgendwie zusammenhängt.
    – Kein Unfall?
    – Nein.
    – Was dann?
    – Mord. Es könnte sein, dass du in Gefahr bist.
    – Ich?
    – Du solltest vorsichtig sein, Blum.
    – Wie meinst du das?
    – Vielleicht will auch dich jemand töten.

42

Schrettl. Zuerst Massimo, dann er. Vielleicht will auch dich jemand töten. Du solltest vorsichtig sein, Blum. Sie hat Massimos Worte noch im Ohr. Am See, die Kinder, die sie glucksend durch das Wasser gezogen hat. Badeenten, Wasserbälle, das Telefon zwischen Schlüsselbein und Kinn. Sie hielt Nela über Wasser, während Massimo Angst um sie hatte. Wie rührend es war, was er sich ausgemalt hatte. Blum als nächstes Opfer, sie sollte umgebracht werden. Von demjenigen, der auch Jaunig getötet hatte, von dem, der vielleicht für das Verschwinden von Schönborn und Bertl Puch verantwortlich war. Massimo glaubte wirklich, dass sie in Gefahr war, er wollte, dass sie seine Sorge ernst nahm. Aber sie war in Sicherheit. Oder nicht?
    Nela macht ihre ersten Tauchversuche, Uma spielt mit einem grünen Plastikkrokodil. Blum hat aufgelegt und sich an den Rand des Kinderbeckens gesetzt. Sie schaut den Kindern zu. Wie unbeschwert sie sind, wie viel Freude ihnen das Wasser macht. Spätsommer. Der dicke Mann in der roten Badehose setzt sich neben sie. Er ist plötzlich da. Zu nah. Beinahe Haut an Haut. Seine Stimme ist leise, fast flüstert er. Schrettl. Ein Parasit, ein Blutegel, der sich festsaugt an ihr. Ein

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