Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
anzustarren. Mit ihren ausgefransten grauen Haaren und dem schlaffen Gesicht sah sie aus, als könnte sie die Mutter der Männer sein. Im Glas hatte sie etwasTeefarbenes, wahrscheinlich Bourbon.
    Auch wenn der Barkeeper Slidell vom Gewicht her ebenbürtig war, waren seine Kilos biologisch korrekter verteilt. Und sehr viel kompakter.
    Er war nur gut eins sechzig groß und hatte feuchteAugen und einen rasierten Schädel.
    Nachdem Slidell sich die Räumlichkeiten eingeprägt hatte, ging er zumTresen.
    » Wie läuft’s?«
    Triefauge trocknete sich weiter die Hände an einemTuch.
    Slidell tat so, als würde er sich umschauen. » Wie ich sehe, brummt der Laden.«
    » Was nehmen Sie?«
    Slidell ließ seinen Zahnstocher wandern. »Bisschen mehr Gastfreundschaft?«
    »Sie sind ein Bulle.«
    »Sie sind ein Genie.«
    Die dreiArbeiter verstummten. Die Biertrinker bewegten sich auf ihren Hockern.
    Tittenfrau lauschte unverblümt.
    »Die Lizenz ist in Ordnung.«Triefauge deutete mit dem Daumen an dieWand hinter sich.
    Slidell stemmte beide Hände auf die Bar, spreizte die Füße und machte sich groß.
    » Wie wär’s, wenn wir mit einem Namen anfangen?«
    » Wie wär’s, wenn wir mit einemAusweis anfangen?«
    Slidell zeigte ihm seine Marke.
    Triefauge schaute kurz auf das Ding und dann wieder hoch zu Slidell.
    »Name? Oder sind meine Fragen schon zu hoch für Sie?«
    »Sam.«
    Slidell hob dieAugenbrauen.Weiter.
    »Sam Poland.«
    » Wie lange arbeiten Sie schon hier, Sam?«
    » Worum geht’s überhaupt?«
    » Was hast du angestellt, Sam? Hast du’s einer Minderjährigen besorgt?«Tittenfrau lachte über ihren eigenenWitz und trank dann einen großen Schluck.
    »Schnauze, Linda.« Poland gab Slidell mit einer Kopfbewegung zu verstehen, er solle sich weiter unten an dieTheke stellen, etwa da, wo ich stehen geblieben war. » Wer ist dieTussi?« Mit einem Nicken in meine Richtung.
    »Lady Gaga.Wir stellen gerade ein Programm zusammen.«
    Polands Kiefer arbeitete, aber er sagte nichts.
    »Also, Sam.Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Country-Club hier?«
    »Seit zwölf Jahren.«
    »Erzählen Sie mir von Dominick R ockett.«
    Poland starrte auf dasTuch in seinen Händen.Aus der Nähe sah ich, dass sie gerötet und fleckig waren.Vermutlich ein Ekzem.
    »Ich rede mit dir, Holzkopf.«
    »Das ist Schikane.«
    »Trinkt R ockett hier?«
    Poland zuckte dieAchseln.
    » Was soll das heißen?«
    » Wenn ein Gast alt genug aussieht, frage ich nicht nach demAusweis.«
    »Das Gesicht des Kerls sieht aus, als hätte er es mit einem Schneidbrenner gewaschen. Hilft das weiter?«
    »Kann sein, dass ich so einen schon mal gesehen habe.«
    »Zusammen mit John-Henry Story?«
    »Mit wem?«
    »Sie kennen ihn, Sam.Allmählich beschleicht mich das Gefühl, Sie vergeuden meine Zeit. Leute, die meine Zeit vergeuden, gehen mir auf die Eier.«
    »Tut mir leid, dass ich nicht weiterhelfen kann.«
    » Wollen Sie damit sagen, dass Sie noch nie von John-Henry Story gehört haben?«
    Poland zuckte noch einmal dieAchseln.
    Mit erstaunlicher Schnelligkeit für einen Mann seiner Masse ließ Slidell die Hand vorschnellen, packte Poland im Nacken und zog sein Gesicht dicht an seins.
    Um uns herum wurde es völlig still.
    »Ich finde das merkwürdig, Sam. Da Story doch derjenige ist, der bis vor Kurzem Ihre Gehaltsschecks ausgestellt hat.«
    Poland versuchte, seinen Kopf zu befreien. Slidell hielt ihn fest wie ein Schraubstock.
    »Ich kann jetzt rausgehen zu meinemAuto und Ihren Namen durch jedes System in der Stadt, im County, im Staat oder im Universum laufen lassen. Besteht vielleicht ein Haftbefehl gegen Sie? Haben Sie Ihre Steuern nicht bezahlt? Spät dran mitAlimenten? Nur ein Fehltritt, und Sie gehören mir.«
    SlidellsWorte brachten Speicheltröpfchen auf Polands Gesicht. Sie glitzerten blau und grün im Neonlicht des Schilds hinter der Bar.
    Jetzt hatte auch Linda nichts mehr zu sagen.
    Da Poland vielleicht offener redete, wenn ich außer Hör weite war, und weil ich der Spucke aus dem Weg gehen wollte, stellte ich mich vor dieAnschlagtafeln und tat so, als würden mich die Fotos interessieren.
    Die Sammlung sah aus, als reichte sie bis vor die Nixon-Jahre zurück. Einige Schnappschüsse hatten noch altmodisch gewellte Ränder.Andere waren Standardabzüge aus dem Drogeriemarkt.Wieder andere waren Polaroids, nicht mehr im allerbesten Zustand.
    Ich blätterte mich durch die Schichten, blieb hier und dort bei einem Bild hängen.
    Ein geknicktes

Weitere Kostenlose Bücher