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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Schwarz-Weiß-Foto zeigte ein altes Chevy-Coupé mitWeißwandreifen, dessen Fedora-Fahrer denArm über dieTür gelegt hatte. Ein Farbabzug zeigte einen Jungen, der einen Strohhut mit Lyndon-B.-Johnson-Schweißband trug. Ein anderer hatte einen von vier nackten Hintern inspirierten Kodak-Augenblick eingefangen.
    Dutzende von Fotos stammten aus den Myrtle-Beach-Tagen derTaverne.Auf unzähligen Schnappschüssen tanzten Paare unter Lichtgirlanden, saßen anTischen oder grimassierten Schulter an Schulter in die Kamera.
    Es gabAufnahmen von Silvesterfeiern mit Luftballons am offenen Kamin, anWänden und Decke.Von Speisenden in Shorts und Sommerkleidern, die im gesprenkelten Sonnenlicht an Gartentischen hockten.Von Betrunkenen in grünen Hüten mit irischen Kleeblättern und Perlen.
    Männer in Overalls. Frauen in Stilettos und Spandex-Oberteilen. Paare, die sich aneinanderschmiegten wie Löffel. Geschäftsleute in Anzügen. Mittzwanziger und -dreißiger in Adidas oder Nike von Kopf bis Fuß. Sportmannschaften in Trikots. Quartette und Sextette von Collegestudenten.
    Im Lauf der Jahre hatten sich Moden und Frisuren verändert. Lange Ponys.Wilde Dauerwellen. Rasierte Schädel. Piercings in Nase und Lippen. Es war wie die Schichtenfreilegung bei einer archäologischen Grabung.
    Hinter mir redete Slidell weiter auf Poland ein. Die Biertrinker und Linda blieben stumm. DieArbeiter unterhielten sich inzwischen wieder leise.
    Während ich vonTafel zuTafel ging, fragte ich mich, wie diese Sammlung zustande gekommen war.
    Wie immer die Geschichte auch war, die Sammlung hatte in den letzten Jahren an R eiz verloren. Nur wenigeAufnahmen sahen aus wie Produkte des digitalen Zeitalters.
    Ich war am Ende der letztenTafel angelangt, als ich Story entdeckte. Oder – war er es wirklich?
    Heimlich zog ich den R eißnagel aus derTafel und schaute mir das Foto genauer an.
    O ja. Rattus rattus.
    Story saß neben einer Frau in einem funkelnden grünen Spaghettitop, das ein gigantisches Dekolleté ausstellte. Beide hoben Champagnerflöten. Sie lächelte. Er nicht.
    Ein blonder Junge saß einen Barhocker von der Frau entfernt, schief wie nach zwanzig Bieren. Die Jahreszahl auf seiner Unijacke war von vor zwei Jahren.
    Neugierig geworden, arbeitete ich mich weiter durch die Stratigrafie.
    Und wurde fündig.
    Ich kenne den schrecklichen Preis des Krieges. Ich hatte Bilder von Soldaten in vollerAusgehuniform gesehen, die Köpfe hoch erhoben, die verwüsteten Gesichter stolz.Auf der R ednertribüne beiVersammlungen,Arm inArm mit ihren wunderschönen Bräuten.
    Man hatte mir gesagt, dass Dominick R ocketts Verbrennungen sehr schwer waren. Aber auf das war ich nicht vorbereitet.
    Brauen undWimpern von R ocketts linker Gesichtshälfte waren verschwunden, seine Stirn wölbte sich knollig über einer lidlosenAugenhöhle. Seine Lippen waren aufgequollen und schief, das Nasenloch verschmolz körnig-teigig mit derWange.
    Die rechte Gesichtshälfte wirkte, bis auf den Haarverlust und die unnatürlich glatte Haut, normal. Eine Strickmütze trug er tief in die Stirn gezogen.
    Ich bekam Mitleid, als ich dieseVerwüstungen betrachtete. Jeden Morgen in R ocketts Leben dieses Bild im Spiegel. In seinem Kopf, wenn ein Fremder in seine Richtung schaute.Wenn ein Kind ihn anstarrte oder vorAngst schrie.
    O Gott.Was für ein Preis.
    Mein Blick wanderte von R ockett zu dem anderen Mann, der bei ihm amTisch saß. Drahtig, mit hagerem Gesicht und kleinen Nageraugen.
    Nach einem schnellen Blick über die Schulter zog ich den zweiten Schnappschuss von der Tafel und steckte beide in meine Handtasche. Dann ging ich wieder zumTresen.
    Slidell hatte Poland inzwischen losgelassen, verhörte ihn aber noch immer.
    Die Biertrinker undTittenfrau konzentrierten sich weiterhin auf ihre Getränke.
    »– wenn ich’s Ihnen doch sage, Mann. Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen überhaupt nicht viel, was,Arschgesicht?«
    Nachdem ich mich nicht sonderlich subtil geräuspert hatte, gewährte Slidell mir einen kurzen Blick. Ich deutete mit dem Kopf zurTür.
    Slidell runzelte die Stirn und knallte dann Poland noch zwei letzte Fragen hin. Bekam wieder nichts, aber er hatte gezeigt, was Sache war. Dirty Harry hatte das Sagen.
    Schließlich klatschte Slidell seineVisitenkarte auf denTresen und ließ den üblichen Spruch übersAnrufen ab. Dann ging er.
    Wieder im Taurus, zog ich die geklauten Fotos aus der Handtasche und nannte die Dargestellten. Slidell betrachtete die Gesichter kommentarlos.Was

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