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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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hat meinen Arm geschüttelt – hinterher hatte ich blaue Flecken –, und dann hat er mich losgelassen und ist rüber zu dir. Er hat seine Finger an deinen Hals gelegt, so, um dir den Puls zu fühlen. Er hatte die Taschenlampe auf dich gerichtet, und du sahst … «
    Justin blickte noch immer zum Fenster. »Du sahst aus wie ein schlafendes kleines Mädchen«, sagte er, und der Kummer in seiner Stimme war sanft und unaufhaltsam wie Regen. »Und dann hat Daniel gesagt: ›Sie ist tot.‹ Das haben wir gedacht, Lexie. Wir haben gedacht, du wärst gestorben.«
    »Da musst du schon im Koma gewesen sein«, sagte Abby behutsam. »Die Polizei hat uns erzählt, dadurch hat sich dein Herzschlag verlangsamt, deine Atmung und alles. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre … «
    »Daniel hat sich aufgerichtet«, sagte Justin, »und hat sich die Hand vorne am Hemd abgewischt – ich weiß nicht, warum, es war kein Blut dran oder so, aber das war alles, was ich sehen konnte, wie er sich mit der Hand über die Brust rieb, immer wieder, als würde er es selbst nicht merken. Ich konnte dich nicht – ich konnte dich nicht ansehen. Ich bin zur Mauer und wollte mich daran festhalten – ich meine, ich hab hyperventiliert, ich dachte, ich falle jeden Moment in Ohnmacht –, aber er hat ganz schneidend gesagt: ›Nichts anfassen. Steck die Hände in die Taschen. Und halt die Luft an und zähl bis zehn.‹ Ich wusste nicht, was das sollte, das alles ergab für mich keinen Sinn, aber ich hab’s trotzdem getan.«
    »Tun wir doch immer«, warf Rafe vielsagend ein. Abby sah rasch zu ihm hinüber.
    »Nach einer Minute hat Daniel gesagt: ›Wenn sie ihren üblichen Spaziergang gemacht hätte, dann hätte sie ihre Schlüssel und ihr Portemonnaie dabei, und die Taschenlampe, die sie immer mitnimmt. Einer von uns muss nach Hause laufen und die Sachen holen. Der andere sollte hierbleiben. Es ist unwahrscheinlich, dass irgendjemand vorbeikommt, um diese Uhrzeit, aber wir wissen nicht, wie oft sie sich mit Ned getroffen hat, und wenn doch zufällig jemand vorbeikommt, müssen wir das wissen. Was von beidem ist dir lieber?‹«
    Justin machte zögerlich den Versuch, eine Hand nach mir auszustrecken, nahm sie wieder zurück und schloss sie fest um den anderen Ellbogen. »Ich hab gesagt, ich könnte nicht dableiben. Es tut mir leid, Lexie. Es tut mir so leid. Ich hätte mich nicht so … ich meine, das warst schließlich du , das warst immer noch du, auch wenn du … Aber ich konnte nicht. Ich – ich hab am ganzen Körper gezittert, ich glaube, ich hab auf ihn eingebrabbelt … Schließlich hat er gesagt – und er wirkte nicht mal mehr aufgewühlt, kein bisschen, bloß ungeduldig –, er hat gesagt: ›Herrgott nochmal, halt die Klappe. Ich bleib hier. Lauf so schnell du kannst nach Hause. Zieh Handschuhe an und hol Lexies Schlüssel, ihr Portemonnaie und ihre Taschenlampe. Erzähl den anderen, was passiert ist. Sie wollen bestimmt mit dir herkommen. Das musst du verhindern, egal wie. Es reicht, dass wir zwei hier überall rumtrampeln, und überhaupt, es ist besser, sie ersparen sich diesen Anblick. Komm sofort wieder her. Nimm die Taschenlampe mit, aber mach sie nur an, wenn es wirklich nötig ist, und sei möglichst leise. Kannst du dir das alles merken?‹«
    Er zog fest an seiner Zigarette. »Ich hab ja gesagt – ich hätte auch ja gesagt, wenn er gefragt hätte, ob ich nach Hause fliegen könnte, Hauptsache, ich kam da weg. Ich musste alles noch einmal wiederholen. Dann hat er sich auf die Erde gesetzt, neben dich – nicht zu nahe, um … na ja, kein Blut an seine Hose zu kriegen, schätze ich. Und dann hat er zu mir hochgesehen und gesagt: ›Was ist? Na los. Beeil dich.‹
    Ich bin also nach Hause. Es war fürchterlich. Es hat ewig gedauert – na ja, wenn Rafe recht hat, dann kann es gar nicht so lang gedauert haben. Ich weiß nicht. Ich hab mich verlaufen. An manchen Stellen war ich sicher, dass ich das Licht vom Haus sehen müsste, aber es war alles nur schwarz, meilenweit. Irgendwann wusste ich, hundertprozentig, dass das Haus gar nicht mehr da war. Es gab nur noch endlose Hecken und Feldwege, ein einziger riesiger Irrgarten, und ich würde nie mehr herausfinden, es würde nie wieder Tag werden. Ich hatte panische Angst. Als ich endlich das Haus sah – nur ein schwacher Schimmer über den Büschen –, hätte ich vor lauter Erleichterung fast geschrien. Dann weiß ich nur noch, wie ich durch die Hintertür rein bin –«
    »Er sah aus wie

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