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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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diesen unterirdischen Gängen waren, auch irgendwo da unten gewesen sein könnte?« Ich sah auf und blickte ihm in die Augen. »Wir haben nicht herausgefunden, wo diese Fliegen hin sind.«
    Sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass er dasselbe gedacht hatte. »Es hat keine Stunde gedauert, und meine Männer waren überall, auf dem Friedhof und auch in den unterirdischen Gängen. Unter diesen Umständen wäre es ihm absolut unmöglich gewesen, sie da unten herauszuschaffen und in diesem Steinsarg abzulegen, ohne dass ihn jemand gesehen hätte.«
    »Es sei denn, es führt noch ein anderer Weg nach draußen,den man bisher noch nicht gefunden hat. Vielleicht gibt es da unten irgendwo einen Zugang zu einem anderen Mausoleum. Er könnte gewartet haben, bis alle Beamten weg sind, und sie dann nach oben gebracht haben. Die Wachen am Tor hätten ihn nicht gesehen, wenn er schon auf dem Friedhofsgelände war.«
    »Selbst, wenn es ihm gelungen wäre, die Leiche allein nach oben zu schaffen, hätte er Hilfe gebraucht, um den Deckel von dem Sarg zu heben.«
    »Hätte er dazu nicht in jedem Fall Hilfe gebraucht, ganz egal, wann er sie da hineingelegt hat?«
    »Nicht unbedingt. Er kennt sich anscheinend aus mit Flaschenzügen. Also hätte er das auch mit einem Seil und einem Ast bewerkstelligen können, das hätte bloß ein bisschen Zeit gekostet.«
    »Aber der Stuhl, den wir in der Kammer gefunden haben   …«
    »Ja«, gab er leise zurück. »Der Stuhl.«
    Die Vorstellung, dass es vielleicht zwei Mörder gab   – einer von ihnen ein Voyeur –, war schwer zu ertragen. Abrupt stand ich auf. »Ich mache uns einen Tee.«
    Als ob ein wenig Kamille oder Darjeeling die abscheulichen Bilder hätten vertreiben können, die wir mit unserem Gespräch heraufbeschworen hatten.
    Ich ließ mir Zeit in der Küche, setzte den Wasserkessel auf, holte die Tassen aus dem Schrank, tauchte die Teebeutel ein. Ich wusste immer noch nicht, was ich davon halten sollte, dass Devlin heute Abend gekommen war, nachdem er so darauf beharrt hatte, dass ich Abstand brauchte von den Mordermittlungen und vielleicht auch von ihm. Ich war gerade zu der Überzeugung gelangt, dass er damit vielleicht recht haben könnte   … als er vor meiner Tür stand. Wie viele Regeln meines Vaters hatte ich allein schon dadurch gebrochen, dass ich ihn überhaupt in mein Haus gelassen hatte?
    Wagte ich zu hoffen, dass es damit zu tun hatte, dass seine Geister weg waren?
    Als ich den Tee schließlich nach hinten in mein Arbeitszimmer brachte, erwartete ich schon fast, ihn schlafend auf der Chaiselongue vorzufinden. Stattdessen stand er am Fenster und starrte hinaus in die Nacht. Er wirkte so in Gedanken versunken, dass ich ihn nicht stören wollte, und so stellte ich den Tee auf meinen Schreibtisch und trat schweigend neben ihn.
    Die dünnen Wolkenschleier, die den Mond verdeckten, fielen ganz allmählich ab und enthüllten den Glanz eines weißen Gartens. Man nannte das einen Mondlichtgarten. Ich war ganz verzaubert gewesen, als ich es eines Nachts zufällig entdeckte. Am Tag fiel es wegen der ziemlich großen farbenprächtigen Pflanzen nicht auf, aber im Schein des Mondes nahm das Laub eine intensiv silberne Farbe an. Es gab einmal eine Zeit   – vor Devlin, vor den Morden –, da saß ich stundenlang dort draußen und sog mit geschlossenen Augen die Mischung der vielen verschiedenen Düfte in mich auf, die die Blumen verströmten, deren Namen ebenso romantisch waren wie der Garten selbst: Tränendes Herz, Vergissmeinnicht, Mondblume, Thymian und Weißer Oleander.
    Es war die perfekte Kulisse für Devlins Geister, aber in dieser Nacht war der Garten leer. Nicht einmal ein Schatten regte sich.
    Devlin wirkte erschöpft und ausgelaugt, aber als er sich zu mir drehte, um mich anzusehen, funkelte etwas in seinen Augen, von dem ich dachte, es könnte Sehnsucht sein.
    »Warum sind Sie heute Abend gekommen?«, fragte ich leise. »Vorhin haben Sie noch gesagt, ich bräuchte Abstand von den Mordermittlungen.«
    »Und das habe ich auch so gemeint.«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Weil ich herkommen musste.«
    Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich mit meinenGefühlen nicht allein war. Devlin fühlte sich ebenso zu mir hingezogen wie ich mich zu ihm.
    Die Erkenntnis, dass er mich anziehend fand, hätte meinem Selbstbewusstsein Auftrieb geben müssen, doch ich fühlte mich dadurch noch verletzlicher. Was erwartete er von mir? Ich war keine exotische Verführerin. Ich war nur

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