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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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an den Handgelenken gefesselt war«, sagte ich.
    »Richtig.« Devlin fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Der Kerl kotzt mich allmählich wirklich an.«
    Ich war genauso frustriert wie er. »Ich frage mich, wann er Camille in seine Gewalt bekommen hat. Das letzte Mal habe ich sie unten im Kellerarchiv von Emerson gesehen.«
    »Der Zeitpunkt ihres Todes lässt sich am besten bestimmen, wenn man die Person ausfindig macht, die sie zuletzt lebend gesehen hat. Das waren vielleicht Sie.« Er sah erschöpft aus im Licht der Lampe. »Als wir Camille fanden, war sie schon mindestens vierundzwanzig Stunden tot. Nach der Autopsie können wir das genauer sagen.«
    »Da fällt mir etwas ein, was an dem Tag passiert ist, als ich sie in Oak Grove getroffen habe. Sie bekam eine SMS und hat sofort den Friedhof verlassen. Es kann sein, dass der Mörder ihr die Nachricht geschickt hat. Wenn Sie ihr Telefon finden, können Sie die SMS vielleicht zum Absender zurückverfolgen.«
    »Das Telefon brauchen wir dazu gar nicht. Wir können die Telefonlisten überprüfen.«
    »Darauf sind Sie natürlich selbst schon gekommen.«
    »Aber ich wäre nicht darauf gekommen, welche Bedeutung diese Epitaphe haben. Bei der Bildsprache war das etwas anderes. Nachdem Sie mir die Symbole von der Seele im Flug erklärt haben, war das ziemlich offensichtlich. Aber dass er diese Inschriften für jedes Opfer gezielt ausgesucht hat   … Das ist nur Ihnen aufgefallen.«
    »Ich weiß allerdings nicht, ob uns das weiterbringt.«
    »Es ist hilfreich. Die Epitaphe und die Symbole sind wichtige Komponenten, um hinter sein Motiv zu kommen.«
    »Hat er denn ein Motiv? Diese Vorrichtung, die wir in der Kammer gefunden haben, und wie er diese Frauen gefoltert hat   …« Schaudernd brach ich ab. »Es kommt mir so vor, als würde er aus Vergnügen morden.«
    »Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem Täter zu tun haben, der aus purer Lust am Töten mordet, aber ein gewisses Maß an Vergnügen zieht er ohne jeden Zweifel daraus, Menschen umzubringen. Wenn man die Symbolik und die Epitaphe berücksichtigt, halte ich es für wahrscheinlicher, dass er sich selbst als Befreier sieht oder als barmherziger Todesengel, um damit Handlungen zu entschuldigen, von denen er weiß, dass sie unrecht sind.«
    »Sind Todesengel normalerweise nicht Frauen?«
    »Normalerweise schon, aber nicht immer. Und es erklärt nicht, wie Camille ermordet wurde.«
    »Haben Sie gewusst, dass sie lesbisch war?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das Gerücht kursiert schon seit Jahren, aber ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht.«
    »Wie Temple sagt, hat Camille sich nie geoutet, weil sie sonst eine Menge Probleme bekommen hätte, sowohl in Emerson als auch mit ihrer Familie.«
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn sah er mich an. »Worauf wollen Sie hinaus? Glauben Sie etwa, eine Liebhaberin hat sie ermordet?«
    »Dieses Epitaph ist einfach so persönlich. ›Ein leises Leben, ein leiser Tod. Doch jetzt, Geliebte, schlaf. Unser Geheimnis ist gewahrt.‹«
    Da lief tatsächlich was zwischen Camille und mir. Hatte Temple nicht genau das über ihr Techtelmechtel mit Camille gesagt?
    »Aber diese Inschrift ist ja nicht für Camille verfasst worden«, rief Devlin mir ins Gedächtnis. »Dieses Steingrab ist über hundertfünfzig Jahre alt. Womit ich nicht sagen will, dass der Mörder nicht irgendwie etwas über ihr Privatleben herausgefunden hat. Er könnte das Epitaph wegen der Doppeldeutigkeit ausgesucht haben. Vielleicht hat er in Camilles Ermordung einen Weg gesehen, sie von der Last ihres Geheimnisses zu befreien.«
    »Sie sind anscheinend überzeugt, dass der Mörder ein Mann ist«, sagte ich.
    »Wie ich vorhin schon gesagt habe, sind die meisten Gewalttäter Männer. Nur weil er sich selbst davon überzeugt hat, dass die Morde gerechtfertigt sind, heißt das noch lange nicht, dass er sich seine Opfer nicht sorgfältig aussucht.«
    Düstere Bilder gingen mir durch den Kopf. »Wie finden wir also heraus, wer sein nächstes Opfer ist?«
    »Wir versuchen, eine Verbindung zwischen den Morden herzustellen. Je mehr Zeit zwischen den Taten vergangen ist, desto schwieriger wird es, eine Verbindung zu finden. Deshalb ist es am logischsten, mit den beiden jüngsten Opfern anzufangen   – Camille und Hannah Fischer.«
    Ich spielte mit einer Büroklammer, weil ich nicht wusste, ob ich die entsetzliche Befürchtung, die ich hatte, aussprechen sollte. »Glauben Sie, dass Camille zu der Zeit, als wir in

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