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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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Tochter zu erzählen.
    »Zwei platte Reifen, wie?«
    »Ja. Ich habe meinen Pannendienst angerufen, aber mitten im Gespräch war die Verbindung weg, und ich hatte kein Netz mehr. Wenn Sie nicht genau in dem Moment gekommen wären, in dem Sie gekommen sind   …« Dieses Mal verriet mich ein Zittern in der Stimme.
    Er wandte sich zu mir und betrachtete mich prüfend. »Was dann?«
    »Es hatte wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten. Ein bisschen weiter dahinten hat ein Wagen auf dem Seitenstreifen geparkt. Ich habe keinen Motor gehört oder die Scheinwerfer gesehen. Er war einfach nur   … da. Und als Ihr Wagen aufgetaucht ist, ist der Fahrer losgefahren. Ich habe schon gedacht, er würde in mich hineinfahren.«
    »Dieser Teil des County ist ländlich und arm. Hier in der Gegend gibt es eine Menge Drogen und eine Menge Verbrechen.«
    »Sie meinen, ich bin in einen Drogendeal hineingeplatzt?«
    »Würde mich nicht wundern.« Er blickte auf die Kurbel des Wagenhebers, die ich immer noch fest umklammert in der Hand hielt. »Haben Sie den Wagenheber dazu?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann holen wir den Reifen mal herunter. Ich kenne in Hammond einen Typen, der eine Autowerkstatt hat. Vielleicht können wir den überreden, seinen Laden so lange offen zu lassen, bis er beide Reifen repariert hat.«
    »Danke.«
    Er kniete sich auf den Boden, um die Radmuttern zu lösen. »Kein Problem. Ich würde Sie nicht hier draußen sitzen lassen.«
    »Ich weiß, aber   …« Mein Blick glitt über den Waldrand, und ich erschauerte. »Sie haben wirklich überhaupt keine Ahnung, wie froh ich bin, Sie zu sehen.«
    Der Automechaniker in Hammond ließ sich überreden, aber das hatte seinen Preis. Sechzig Dollar und zwei geflickte Reifen später überquerte ich endlich die Ravenel Bridge und war wieder in Charleston. Devlin fuhr auf dem ganzen Weg hinter mir her, und als ich zu Hause ankam, wartete er auf der Straße, bisich im Haus war. Hastig lief ich durch den Flur und schaltete sämtliche Lampen ein, dann trat ich hinaus auf die Veranda, um ihm zu bedeuten, dass er fahren könne. Wenn ich, was Geselligkeit angeht, etwas fitter gewesen wäre, hätte ich ihn auf einen Drink oder auf eine Tasse Kaffee hereingebeten. Es war vermutlich nicht gut, dass er ausgerechnet an diesem Abend allein war. Doch die Jahre voller Zurückhaltung und Abgeschiedenheit bestimmten immer noch mein Verhalten, und so stand ich da und sah zu, wie er davonfuhr.
    Wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass ich auch ein bisschen Angst davor hatte, mit Devlin allein in meinem Haus zu sein. Nicht nur die seltsame Geschichte, dass meine Energie geschwunden war, während er geschlafen hatte, verursachte mir Unbehagen. Ich musste auch immer wieder an etwas denken, was Temple am Vorabend gesagt hatte. Ich habe schon Männer wie ihn kennengelernt. Nach außen wirken sie beherrscht und zurückhaltend, aber unter den richtigen Bedingungen   … mit der richtigen Frau   …
    Ich fragte mich, was mir mehr Sorgen machte. Dass Devlin bei mir die Beherrschung verlieren würde   … oder dass er sie gerade nicht verlieren würde?
    Es war verrückt. Es gab so viele wichtigere Dinge, um die ich mir Sorgen machen konnte.
    Ich sperrte die Haustür ab und ging gleich ins Badezimmer, duschte und machte mich bettfertig. Ich war so erschöpft von dem mühseligen Abend, dass ich nur noch tief und lange schlafen wollte.
    Aber ich konnte einfach nicht abschalten. In dem Moment, als ich den Kopf auf das Kissen legte, begannen die Gedanken zu rasen.
    Ich hatte Devlin nicht erzählt, was ich am Waldrand gesehen hatte   – beide Male nicht –, weil ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte. Was sollte ich sagen? Wegen meiner Verbindung z u Ihnen und Ihren Totengeistern ist etwas Dunkles durch den Schleier gekommen, und ich weiß nicht, ob die Regeln meines Vaters mich schützen können?
    Noch etwas anderes machte mir Angst, und das war ebenfalls etwas Dunkles   – die schwarze Limousine, die davongerast war, als Scheinwerfer am Horizont auftauchten. Ich hätte nur zu gern geglaubt, dass ich in irgendwelche illegalen Machenschaften hineingeraten war, die das sonderbare Benehmen des Autofahrers erklärte, aber der Zweifel hatte bereits ein Loch in diese Theorie genagt.
    Das Fahrzeug, das mich an dem Abend, als man mir meinen Aktenkoffer stahl, auf dem Parkplatz fast überfahren hatte, war auch eine schwarze Limousine gewesen.
    Ich hatte versucht, mir einzureden, dass der Mörder keinen

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