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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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einem Bürogeschäft.
    Außerdem gab es eine ganze Anzahl von Leuten, die das Epitaph hätten sehen können. Regina Sparks. Camille Ashby. Sämtliche Cops und alle Beamten von der Spurensicherung, die in der Nacht der Exhumierung und am Tag während der Suche auf dem Friedhof gewesen waren.
    Ich dachte an Tom Gerritys Bemerkung, mein Wissen über Friedhöfe könnte der Schlüssel sein. War das Epitaph eine Botschaft? Während ich auf Devlins Rückruf wartete, öffnete ich die Datei mit den Fotos von Oak Grove und fing an, die Hunderte von Fotos peinlich genau durchzugehen. Ich hatte sie gemacht einen Tag nachdem Hannah Fischers Mutter ihre Tochter zum letzten Mal lebend gesehen hatte. Es war eine mühsame Arbeit, die noch dadurch erschwert wurde, dass ich keine Ahnung hatte, wonach ich eigentlich suchte.
    Eine halbe Stunde später hatte ich immer noch nichts gefunden.
    Und Devlin hatte mich immer noch nicht zurückgerufen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Dreiundzwanzig Uhr zweiundzwanzig. Immer noch recht früh. Vielleicht war er gerade mit einem anderen Fall beschäftigt. Charleston war eine kleine Stadt mit einer unterbesetzten Polizei und einer alarmierenden Mordrate. Ein Detective des Morddezernats hatte sicher immer Bereitschaft.
    Ich öffnete die Datei mit den Dokumenten über Oak Grove und begann meine Notizen zu überfliegen.
    Dreiundzwanzig Uhr fünfundfünfzig. Immer noch kein Devlin. Immer noch keine Spur. Ich stand auf und tappte in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Als ich vor dem Spülbecken stand und trank, fiel mein Blick auf die Uhr überdem Ofen. Wie seltsam, dass Devlin mich nicht zurückgerufen hatte.
    Ich ging nach hinten in mein dunkles Arbeitszimmer, einen Raum, den ich gemieden hatte, seit das Herz auf meinem Fenster erschienen war. Die Nacht war klar und still. Das Licht des Mondes fiel durch die Zweige und warf einen opalfarbenen Schimmer in den Garten. Ich dachte an den Ring, den ich dort vergraben hatte, und an die Puppe, die Devlin auf das winzige Grab seiner Tochter gelegt hatte. Wie lange hatte er nach einer so erlesenen Gabe gesucht?
    In der äußersten Ecke des Gartens regte sich etwas. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich trat vom Fenster weg.
    Es war nicht sie. Es war überhaupt nichts. Nur ein willkürliches Muster aus Schatten und Licht. Eine Pareidolie.
    Ich ging zurück ins Bett und widmete mich wieder meiner Suche. Um kurz nach ein Uhr morgens läutete endlich das Telefon und ich schnappte es. »Hallo?«
    »Amelia?« Die Art, wie er meinen Namen aussprach, klang sehr korrekt. Sehr südstaatenmäßig. Sehr beherrscht.
    Mit einem Schaudern glitt ich unter die Bettdecke. »Ja.«
    Im gleichen Moment hörte ich etwas im Hintergrund   – die leise Frage einer Frauenstimme, der Devlins gedämpfte Antwort folgte.
    Dann war er wieder am Apparat. »Entschuldigen Sie. Sind Sie noch dran?«
    Mein Herz hämmerte schmerzhaft in meiner Brust. Er war nicht allein. Eine Frau war bei ihm. »Ja, ich bin noch dran.«
    »Was ist los? Viel ging aus Ihrer Nachricht nicht hervor.«
    »Ich weiß   …« Ich brach ab und krallte die Finger in die Bettdecke. Es war so peinlich. »Ich dachte, ich hätte etwas gefunden, aber   … vielleicht habe ich einfach überreagiert. Das hat auch bis morgen Zeit.«
    »Sind Sie sicher   …?«
    »Ja, ziemlich sicher. Wir reden morgen.«
    Ich konnte das Gespräch gar nicht schnell genug beenden. Etwas in mir dachte, er würde vielleicht noch einmal anrufen, aber nein. Die Stille, die von dem Telefon ausging, war ohrenbetäubend laut.
    Ich ließ mich zurück ins Kissen fallen und schloss die Augen. Schon komisch, dass mich das so mitnahm. Ich kannte Devlin doch kaum. Er bedeutete mir nichts. Konnte mir nichts bedeuten.
    Und trotzdem musste ich immer an diese sanfte Stimme im Hintergrund denken.
    Ich musste immer an Essies Behauptung denken, dass er schon bald eine Entscheidung würde treffen müssen.

DREIUNDZWANZIG
    Erst am nächsten Tag bei der Exhumierung sah ich Devlin wieder und sprach mit ihm, aber auch da hatten wir nur ganz kurz Zeit, miteinander zu reden. Ich erzählte ihm von dem Beitrag mit der Grabinschrift, der in meinem Blog aufgetaucht war, und er stimmte mir zu, dass das zwar eine kuriose Entwicklung war, allerdings kaum ein klarer Beweis.
    »Ich bezweifle, dass das reicht für einen Gerichtsbeschluss, mit dem wir die Protokolle des Internetanbieters einsehen könnten. Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass der Beitragschreiber

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