Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
Vom Netzwerk:
»Und ich lasse nicht zu, dass du wieder alles versaust. Und noch was: Dieses Scheißkinderzimmer ist immer noch nicht fertig, Jon, und du hast es versprochen – du hast es versprochen, verdammt.«
    Eine Träne lief über ihre Wange, und sie wischte sie wütend weg. Plötzlich erkannte Jon, wie verletzbar sie war, wie sehr sie sich abmühte, Haltung zu bewahren. Die Erkenntnis, dass er für ihre Misere verantwortlich war, traf ihn wie ein Geschoss.
    »Und komm mir ja nicht mit irgendwelchen Details deiner Fälle in dieses Haus. Das ist eine Regel, die wir gemeinsam aufgestellt haben, weißt du noch? Also halt dich daran und brich sie nicht, um dein Scheißbenehmen zu rechtfertigen.«
    Jon öffnete den Mund, doch ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können. Sie wandte sich um, stieg mühsam die restlichen Stufen hoch. Dann lief Wasser im Badezimmer.
    Langsam ging er in die Küche. Seine Gedanken wanderten zu den Ereignissen der letzten Tage zurück. Er versuchte, sich zu erinnern, wann er zuletzt gekocht, geputzt, aufgeräumt oder Ali dafür gedankt hatte, dass sie es für ihn tat. Er blickte auf Punch hinunter, der ihn mit traurigen Augen ansah. »Da habe ich richtig Scheiße gebaut, was, Punch?«
    Der Hund blickte schweigend zurück.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete er die Treppe hoch, klopfte an die halb offene Badezimmertür und schaute hinein. Sie bürstete sich die Zähne mit solcher Gewalt, als wolle sie den Zahnschmelz gleich mit entfernen.
    »Es tut mir leid, Ali.«
    Ohne das Schrubben zu unterbrechen, schaute sie in den Spiegel, und er sah, dass ihre Augen nass waren. Das schlechte Gewissen breitete sich in seiner Brust aus wie ein Atompilz. Er trat zu ihr ans Waschbecken, legte ihr einen Arm um den Bauch, ergriff mit der anderen Hand ihr Handgelenk und hinderte sie daran, weiterzubürsten.
    Er legte seine Stirn auf ihre Schulter und flüsterte: »Ich war so ein Idiot. Es tut mir so leid. Mir war das einfach nicht klar.«
    Die Hand, die die Zahnbürste umklammerte, ging nach unten. »Ich will, dass diese Schwangerschaft eine schöne Erfahrung ist. Ich will mich nicht stressen lassen, und ich will nicht weinen mit unserem Baby in mir drinnen.«
    »Ich weiß«, murmelte er mit geschlossenen Augen. »Ich werde dafür sorgen, dass es schön wird.« Sanft küsste er ihren Nacken und merkte, wie sich ihre Haltung langsam lockerte.
    Nach einiger Zeit sagte sie leise seinen Namen.
    »Ja?«, fragte er, den Kopf noch immer gesenkt.
    »Ich glaube, ich hab die Tollwut.«
    »Was?« Seine Augen klappten auf, und er sah den weißen Schaum an ihren Mundwinkeln.
    »Grrrrr.« Sie lächelte, und als er den schelmischen Ausdruck in ihrem Gesicht bemerkte, spürte er sein Herz förmlich in der Brust hüpfen.
    Er drehte sie um. »Ich verspreche dir, Ali, ich werde –«
    Sie schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihre Lippen auf seine presste. Er küsste sie zurück und leckte ihr mit der Zunge den Minzebart weg.
    Er spürte, wie eine ihrer Hände sich auf seinen Oberschenkel legte. Da beugte er sich vor und ließ seine Finger hoffnungsfroh auf ihre geschwollenen Brüste zuwandern. Seine Hand wurde sanft ergriffen, und als er die Augen öffnete, stellte er fest, dass sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anblickte. »Im Moment würde ich lieber das Klo putzen, als das tun, was dir gerade durch den Kopf geht.«
    Jon seufzte. »Nicht einmal ein –«
    »Keine Chance«, erwiderte sie grinsend, befreite sich aus seinen Armen und verließ das Bad.
    Jon stützte seine Hände auf das Waschbecken und starrte sein Spiegelbild an. Er versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten.

23
    D
    awn Poole beugte sich vor und trug dem Patienten vorsichtig eine letzte Schicht Wimperntusche auf.
    »So. Toll siehst du aus.«
    »Wirklich? Was ist mit meinen Augen? Sind sie sehr blutunterlaufen?«
    Der Nachttischspiegel war nicht mehr an seinem Platz, deshalb log Dawn nicht. »Klar sind sie noch nicht, aber viel, viel besser im Vergleich zu dem, wie sie vor ein paar Tagen ausgesehen haben.«
    Der Kopf des Patienten rollte zur Seite, die Gesichtsverbände schabten leise über das Kissen. Die Türglocke läutete. »Das wird er sein!« Dawn sprang auf und eilte aus dem Zimmer.
    Kaum war die Schlafzimmertür ins Schloss gefallen, war das Schwirren von Flügeln vor dem Fenster zu hören.
    Das Rotkehlchen saß mit schiefgelegtem Köpfchen da und sah erwartungsvoll ins Zimmer hinein.
    Der Patient griff langsam nach

Weitere Kostenlose Bücher