Totenhaut
einem Stift kauend vor sich hinstierte, hatte offenbar gerade erst angefangen. Sonst schien niemand da zu sein.
Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass er noch eine Viertelstunde bleiben konnte. Eine geschäftliche Besprechung wartete auf ihn. Plötzlich kam ihm eine Idee, wie er herausfinden konnte, wo Fiona untergetaucht war. Mit ein bisschen Glück konnte es gelingen. Und dann konnte er der Schlampe eine Lektion dafür erteilen, dass sie versucht hatte, ihn zu verlassen.
Er ging zu dem Blumenladen auf der anderen Straßenseite und bestellte einen großen Blumenstrauß. Als die Verkäuferin ihn in Zellophan verpackt hatte, fragte sie, ob er eine Nachricht hinzufügen wolle.
»Ehrlich gesagt kennt die Dame mich nicht einmal. Aber wir sind in der Schlange beim Bäcker ins Gespräch gekommen, und – na ja, es klingt dumm, aber ich glaube, ich habe eine verwandte Seele gefunden.« Er heuchelte Verlegenheit und sah zu seiner Freude, dass die Miene der Verkäuferin weich wurde. Verlieren diese doofen Kühe eigentlich nie ihren lächerlichen Glauben an eine Liebe wie im Märchen? »Ich wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht die Blumen in den Schönheitssalon auf der anderen Straßenseite bringen könnten? Ich zahle die üblichen Zustellungsgebühren.«
Fasziniert blickte sie ihm über die Schulter. »Zu dem da drüben? Melvyns Salon?«
»Ja, da arbeitet sie. Ich habe Tage gebraucht, um mir ein Herz zu fassen.«
»Okay.« Sie lächelte. »Aber Sie wissen schon, dass das zwölf Pfund fünfzig macht?«
»Ein geringer Preis, glauben Sie mir. Der Name der Dame ist Fiona. Fiona Wilson.«
Er schrieb seine Nachricht, und die Verkäuferin trug die Blumen über die Straße in den Salon. Als sie eintrat, weiteten sich Zoes Augen beim Anblick des riesigen Straußes hoffnungsvoll.
»Hallo«, grüßte die Blumenhändlerin fröhlich. »Ein Blumenstrauß für Fiona Wilson.«
Zoe konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Sie nimmt gerade eine Weile Urlaub.«
Die Verkäuferin ließ die Schultern hängen. »O. Na ja … das ist aber schade.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Warten Sie!«, rief Zoe ihr nach. »Ihre Privatadresse muss hier irgendwo sein.« Sie schlug den Terminplaner auf und blätterte einen Haufen lose Zettel durch, die hinten eingelegt waren. »Dacht ich mir’s doch. Da ist die Adresse: Wohnung Nummer zwei, Ridley Place fünfzehn, Fallowfield. Ich schreib’s Ihnen auf.«
»Danke.« Die Blumenhändlerin nahm den Zettel.
Als sie in ihren Laden zurückkehrte und den besorgten Ausdruck im Gesicht ihres Kunden sah, empfand sie plötzlich Mitgefühl. »Keine Angst, sie arbeitet zwar gerade nicht, aber ich habe ihre Adresse.«
»Wirklich?«, antwortete Jeff Wilson. »Das ist ja großartig.«
Als sie das kleine Tätowierstudio betraten, saß Jake hinter dem Schreibtisch und blies Rauchringe an die Decke. Jon steckte einen Finger in einen davon und zog ihn wieder zurück. Der blasse Kringel verformte sich und zitterte.
»Meine Herren, schön, Sie zu sehen.« Jake setzte sich aufrecht hin und enthielt sich aller klugen Sprüche. Jon machte einen Schritt zur Seite, damit auch Rick an den Schreibtisch treten konnte.
»Jake, wir wollen nicht Ihre kostbare Zeit strapazieren. Dieses Mädchen, das sich am selben Tag das Betty-Boop-Tattoo hat machen lassen, an dem Gordon Dean seinen Marienkäfer bekam, sah das so aus?«
Er legte das Foto auf den Tisch.
Jake beugte sich vor und betrachtete es eingehend. Den Kopf noch immer gesenkt, sagte er: »Das ist das dritte Opfer des Schlächters, stimmt’s?«
Als Jon und Rick nichts erwiderten, blickte er auf. »In der Zeitung stand, dass sie eine auffällige Tätowierung am Unterleib hatte. Das ist sie doch, oder?«
»Es ist uns nicht gestattet, dazu etwas zu äußern«, erklärte Rick in offiziellem Ton.
Jakes Augen verengten sich und wanderten zu Jon. »Also ist sie’s. Das ist ja vielleicht eine Scheiße.« Er stieß einen Pfiff aus und nahm das Foto zur Hand. »Ja. Ich bin ziemlich sicher, dass sie das ist. Sie hat diese Reihe von Ohrringen und alles.«
»Was ist an diesem Tag geschehen?«, fragte Rick. »Denken Sie zurück. Sie haben das Maori-Tattoo fertig gemacht. Sie haben den Kunden hinausgebracht. Gordon Dean und dieses Mädchen sitzen hier.« Er zeigte auf die beiden Hocker. »Ihre Schenkel müssen sich fast berührt haben. Was haben sie gesagt?«
Jake schloss die Augen und fing an, an seinem Nasen-Piercing zu drehen. »Nichts. Ich hab das Geld von dem
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