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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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Nägel gemacht. Wenn ihr Gesicht schon so verunstaltet war, sollte wenigstens irgendetwas gut aussehen.
    »Sie hat sich keinen Gefallen getan damit, dass sie Stammkunden heimlich ihre Telefonnummer gegeben hat.« Die Dicke unterbrach einen Augenblick ihr Geschiebe und zeigte mit einem Daumen zur Tür. »Ich hab ihr gesagt, sie soll sich vom Acker machen.«
    »Wohin könnte sie gegangen sein?«
    Die Dicke drehte ihre Pranke mit dem Daumen nach unten. »Da gibt’s nur eine Richtung, in die die noch gehen konnte. Zurück auf die Straße.« Sie schlurfte auf Fiona zu, stieß und zog den Staubsauger mit großer Kraft vor und zurück.
    Fiona machte einen Schritt zurück. »Welche?«
    »Welche?«, wiederholte die Frau. »Was soll das heißen?«
    »Welche Straße?«, fragte Fiona.
    »Keine Ahnung. Sie können ja mal mit der Minshull anfangen.«
    »Minshull Street, aha. Danke.«
    Fiona öffnete die Tür und stand mitten im trüben, grauen Tageslicht. »Wie sah dieses Mädchen aus?«
    »Ich dachte, Sie kennen sie«, meinte die Dicke.
    Fiona wich auf die oberste Stufe zurück. »Schulterlanges Haar? Kastanienbraun? Meine Größe? Dünn?«
    Die Frau blickte auf den Fußabstreifer und fuhr mit dem Staubsauger darüber. »Genau«, bestätigte sie wegwerfend, zog den Staubsauger zurück auf den Teppich und ließ die Tür zufallen. Kopien des Autopsieberichts über das dritte Opfer des Schlächters machten in der Einsatzzentrale die Runde, und mehrere der Ermittler verleibten sich dessen Einzelheiten zusammen mit ihren belegten Broten ein.
    »Dasselbe wie bei den beiden anderen«, stellte Jon fest.
    »Hinweise auf Strangulation. Einblutungen ins umgebende Gewebe und in die Faszien. Das lässt vermuten, dass der Mörder nur Minuten nach Eintritt des Todes mit dem Abziehen der Haut begonnen hat.«
    Rick saß über seine Kopie gebeugt da. »Na, wenigstens hat sie es nicht mehr bei lebendigem Leibe mitbekommen. Es wurde auch deutlich mehr Fleisch mitentfernt. Und die Zähne wurden ihr auch kurz nach Eintritt des Todes gezogen. Nicht herausgerissen, sondern professionell entfernt.«
    »Dann hat er also zusätzlich zu seinen chirurgischen Kenntnissen auch noch eine Ahnung von Zahnheilkunde. Scheiße, mit was für einem Typen haben wir’s hier eigentlich zu tun?«, fragte Jon. Eine düstere Vorahnung streifte ihn wie ein Schatten.
    Rick blickte auf. Sein Gesicht war ein wenig bleicher geworden. »Warum sollte er ihr nur bestimmte Zähne ziehen?«
    »Ich schätze, dass er seine Spuren verwischen wollte«, sagte Jon. »Er macht es uns so schwer wie möglich, sie zu identifizieren. Kein Gesicht, nur ein paar Zähne, die man mit alten Zahnabdrücken vergleichen kann – er will nicht erwischt werden.«
    Rick schaute wieder auf seine Kopie. »Weil er weitermachen will. Menschenskind.« Jetzt sah er sich die Fotos von der Haut an. Das erste Bild zeigte sie auf einem Haufen neben der Leiche auf dem Ödland. Jon warf einen Blick über den Tisch und sah schnell wieder weg. Ihm waren die Kutteln wieder eingefallen, die er bei seiner Großmutter immer essen musste. »Keine Rede von falschen Wimpern.«
    Rick blätterte weiter. Auf dem nächsten Foto war dasselbe Bündel Haut im Leichenschauhaus zu sehen, nur hatte der Pathologe die Einzelteile hier bereits zu einem grotesken Puzzle zusammengesetzt.
    Er las sich den Abschnitt »Besondere Kennzeichen« durch. »Vier gestochene Löcher im oberen rechten Ohr. Tätowierung am Unterleib unten links.«
    Jon blickte auf. »Was für eine?«
    »Betty Boop. Knapp zehn Zentimeter groß.«
    »Betty Boop? Diese Zeichentrick-Sexbombe? Übergroßer Kopf, winziger Kussmund, Minirock und hohe Absätze?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Gibt’s die jetzt wieder im Fernsehen oder was? Ich habe diese Figur erst unlängst irgendwo gesehen. Mensch, wo war denn das?«
    Rick runzelte die Stirn. »Wenn er versucht, seine Spuren zu verwischen, warum lässt er dann das Tattoo dran? Insbesondere, wo er ihr doch so gut wie die ganze restliche Haut vom Torso abgezogen hat.«
    »Er lässt ihnen den Slip an. Ich glaube, er hat es gar nicht gesehen. Wir selbst haben es am Tatort ja auch nicht gesehen.«
    »Da haben Sie recht«, stimmte Rick zu. »Es war unter ihrem Slip. Da hat er Mist gebaut.«
    Jon schnippte mit den Fingern. »Die war in dem Buch in Jakes Tätowierstudio. Diese Betty-Boop-Figur.«
    Rick hatte die Augenbrauen hochgezogen. »Gordon Dean und Opfer Nummer drei haben sich ihre Tattoos womöglich in demselben Studio

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