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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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des Wagens. Jon und Rick beugten sich vor. Eine Frau mit schulterlangem Haar kletterte heraus. An der Art, wie sie ging, erkannte Jon, noch bevor sie um den Wagen herumgekommen war, dass sie hohe Absätze trug. Jetzt stand sie direkt im Blick der Kamera, und Jon betrachtete ihre Gestalt. Ziemlich groß, schmale Hüften und einen harten, strammen Hintern. Als sie sich umdrehte, wanderte sein Blick zu ihrem Busen hoch. Er setzte sehr hoch oben an und sprang spitz hervor, ein Effekt, der nur mittels Chirurgie oder eines Push-up-BHs zu erzielen war. Bestürzt stellte Jon fest, dass sich sexuelles Interesse in ihm regte. Der Gedanke an schnellen, dreckigen Sex in einem anonymen Hotel. Er unterdrückte ihn, indem er sagte: »Gordon fährt seelenruhig durch die Gegend, obwohl er bis oben hin mit Champagner voll ist.«
    Rick nickte, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. Die Frau trat neben Dean an den Geldautomaten, streckte eine Hand aus und umfasste sein Hinterteil. Während des gesamten Abhebevorgangs mümmelte sie an seinem Hals herum, und ihr Gesicht war nicht zu sehen.
    Dann flüsterte sie ihm etwas ins Ohr und verschwand wieder im Wagen.
    Dean ging zum Schalterfenster, schob seine Karte hinein, und Sekunden später bekam er sie zusammen mit einer Packung Kondome wieder.
    Das Band lief weiter, und sie sahen zu, wie der Wagen wegfuhr, rechts blinkte und schließlich aus dem Bild verschwand.
    »Ist das das Mädchen aus dem Leichenschauhaus? Könnte gut sein«, bemerkte Rick.
    »Der Todeszeitpunkt stimmt aber überhaupt nicht«, erwiderte Jon. »Opfer Nummer drei starb zwischen dem frühen und späten Abend, sagt der Pathologe.«
    »Eine Fehlerspanne gibt es immer. Insbesondere, wenn der Körper der kühlen Nachtluft ausgesetzt ist.«
    Jon rieb sich den Nacken. »Okay, die Möglichkeit besteht.«
    Rick sah auf den Bildschirm. »Ich verstehe. Die hundertfünfzig Pfund sind ihr Honorar für Sex. Dann pumpt sie ihn auch noch wegen der Kondome an.«
    »Aber ich dachte, sie hat sich die Kondome, die sie brauchte, immer im Crimson abgezweigt.«
    Ricks Antwort war ein Schulterzucken. Als sie aufstanden, schnippte Jon mit den Fingern. »Scheiße! Wir haben das Band aus dem Novotel vergessen. Die Frau am Empfang hat es uns aufgehoben.«
    »Ich fahre morgen früh gleich als Erstes vorbei. Machen wir Schluss für heute?«
    Jon schaute auf die Uhr und sah, wie spät es schon war.
    »Gute Idee.«
    Rick schrieb eine Empfangsbestätigung für das Videoband der Tankstelle, und sie gingen. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, und Rick knöpfte sich die Jacke zu.
    »Ich gehe zu Fuß nach Hause. Es sind nur fünf Minuten von hier. Für dich ist der Taxistandplatz in Piccadilly wahrscheinlich am nächsten.«
    Jon schaute auf den Verkehr.
    »Nein, ist schon okay. Hier fahren sicher jede Menge Taxis vorbei. Gute Arbeit heute Abend, Kumpel. Wir sehen uns morgen.«
    Als sie sich die Hand gaben, meinte Rick: »Danke übrigens für das vor dem Crimson.«
    Jon sah ihm in die Augen. »War mir ein Vergnügen.«
    Rick ließ seine Hand los und lachte. »Ja, den Eindruck hatte ich auch.«
    Rick schlenderte davon, und Jon blieb mit gesenktem Blick stehen. Es war ihm peinlich, dass Rick in der dunklen Seitenstraße Zeuge geworden war, wie er, Jon, den Streit förmlich gesucht hatte. Die Einsicht, dass es nicht Angst oder Sorge waren, die ihn in Aufregung versetzten, sondern die Aussicht auf Gewalttätigkeit, fiel ihm nicht leicht. Aber er konnte nicht leugnen, dass es so war, und dass diese Gewalttätigkeit ständig bereit war zum Ausbruch, wenn Wut durch seine Adern kreiste.
    Er sah auf die Straße vor sich und zwang seinen Verstand, sich wieder mit der Ermittlung zu beschäftigen. Gordon Dean hatte rechts geblinkt, als er das Tankstellenareal verließ. Zur Innenstadt und zum Novotel ging es links. Jon blickte in die entgegengesetzte Richtung, zum Kreisverkehr und dem Beginn der A57, die zum Platinum Inn und nach Belle Vue führte.
    Selbst wenn Dean mit der Prostituierten vom Überwachungsband direkt zu dem Motel gefahren wäre, in dem Fiona Wilson gehört hatte, wie sie umgebracht wurde, war der Zeitpunkt ihres Todes beim besten Willen nicht in Einklang mit dem des dritten Opfers zu bringen. Während Jon von einem Fuß auf den anderen trat, schlich sich ein Unbehagen wie beginnende Kopfschmerzen in seine Gedanken.

19
    D
    as wütende Hämmern zwischen ihren Schläfen zerrte Fiona aus den Tiefen der Besinnungslosigkeit. Sie hielt die Augen

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