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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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jederzeit bei der Polizei aufhören, nach Hause kommen und für ihn arbeiten kann. Mein Schweigen bedeutet: » Vielen Dank, Pa, aber keine Chance.« Das Ganze wird in wenigen Augenblicken der Stille abgehandelt.
    Dann ist das Schweigen vorbei. Unser Streit endet mit einem Waffenstillstand.
    » Pass auf dich auf, Schatz. Wenn du was brauchst, sag einfach Bescheid.«
    » Mach ich, Dad. Danke.«
    Zeit zum Schlafengehen. Ich bin hundemüde. Ich weiß, heute Nacht werde ich gut schlafen. Ich bin zu Hause.

23
    Ich komme zu spät zur Arbeit, doch ich habe gut geschlafen. Außerdem hat mir Mam ein warmes Frühstück gemacht, und Kay hat an meinen Blutergüssen mit einem ganzen Arsenal an Concealern und Grundierungs-Make-ups wahre Wunder vollbracht. Sie hat mir die Zahnarzt-Geschichte wohl ebenfalls abgekauft. Während sie an mir arbeitete, sagte sie mir, dass sie sich zur Schönheitstherapeutin ausbilden lassen will. Keine Ahnung, was das sein soll. Muss man in Therapie, wenn man schön ist? Egal, meinen Segen hat sie. Mein Gesicht ist noch leicht angeschwollen, aber zumindest nicht orange oder lila. Das reicht fürs Erste.
    Ken Hughes hat sich die Namen der Beamten aufgeschrieben, die nicht bei der Einsatzbesprechung anwesend waren. Als er bemerkt, dass ich zwei Stunden zu spät bin, will er gerade mit dem Anschiss anfangen, als ich ihm die Arbeitsbefreiung vom Zahnarzt zeige, bevor er richtig in Fahrt kommt. Er lässt sofort von mir ab.
    Auch die anderen sind ungewöhnlich nett zu mir. Anscheinend nehmen sie jedoch weniger Anteil an meinen tragischen Zahnschmerzen, sondern an der Tatsache, dass ich vor zwei Tagen meine erste Leiche gefunden habe. Damit habe ich mir irgendwie eine Vorzugsbehandlung verdient. Offenbar ist der schnellste Weg in die Herzen der Kollegen, über eine Leiche zu stolpern. Die Leute sind so aufmunternd und nett, dass man denken könnte, ich hätte die Frau persönlich umgebracht.
    Egal. Ich muss so einiges nachholen. In den ersten vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden einer Ermittlung passiert eine ganze Menge, und so langsam häufen sich in der Stacey-Edwards-Abteilung der Operation Lohan die Informationen. Da spielt es keine Rolle, dass gestern Sonntag war. Außerdem wurden die meisten Leute, deren DNA am Mancini-Tatort gefunden wurde, bereits verhört, und die Mitschriften und Zusammenfassungen sind in Groove einsehbar.
    Rhys Vaughan und Conway Lloyd wurden getrennt voneinander befragt. Ken Hughes knöpfte sich Vaughan vor, während Lloyd das Vergnügen hatte, Jackson beim Augenbrauenspiel zu beobachten. Aber weder Vaughan noch Lloyd hatten viel zu erzählen. Beide haben Mancini für Sex bezahlt. Beide schworen Stein und Bein, dass sie nichts Perverses im Sinn hatten. Keiner hatte April Mancini gesehen. Andererseits ist in der Bruchbude genug Platz, wo sie sich hätte verstecken können, als Janet bei der Arbeit war. Rhys Vaughan versicherte, keine Drogen zu nehmen, während Conway Lloyd immerhin zugab, gelegentlich Marihuana und Kokain zu konsumieren. Beide blieben jedoch eisern bei der Behauptung, niemals zusammen mit Mancini Drogen genommen zu haben. Vaughan war angeblich viermal, Lloyd zweimal bei Mancini. Beide arbeiten Vollzeit. Vaughan bezahlte zwischen 60 und 80 Pfund pro Besuch, Lloyd beide Male 120 Pfund. Beide hatten sie Mancini auf dem Taff Embankment aufgegabelt – nicht weit von der Stelle, an der ich mit Bryony Williams gesessen habe. Sie hatten sie entweder zu Fuß oder mit dem Auto in die Allison Street gebracht. Mancini war nicht sehr gesprächig. Um Vaughans goldene Worte aus der Mitschrift zu zitieren: » Also, die wird ja nicht fürs Reden bezahlt, oder?«
    Laut Brydon, der gestern Dienst hatte und zeitweise bei beiden Befragungen anwesend war, hatte sich der Jüngere von ihnen beinahe vor Angst in die Hose gemacht. Ein dummer Junge, der für Sex bezahlt, ohne zu ahnen, dass er damit Organisationen finanziert, die ihre Mitarbeiter routinemäßig töten oder verletzen. Lloyd wusste es offensichtlich auch nicht besser.
    So viel zu den beiden.
    Die nächste Person, deren DNA am Tatort gefunden wurde, war Tony Leonard. Er wurde heute Morgen aufgegriffen und wird in diesem Moment befragt.
    Karol Sikorsky, der ebenfalls DNA -Spuren dort zurückgelassen hat, konnte noch nicht ausfindig gemacht werden, aber die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Brydon gehört zu dem Team, das mit der Suche nach Sikorsky betraut ist.
    » Habt ihr schon eine Spur?«, frage ich.
    Er zuckt mit

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