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Totenklang

Totenklang

Titel: Totenklang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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worden, man müsse von einem Verbrechen ausgehen, hier hält er inne, schluckt und überlegt, inwieweit er mir weitere Details nennen sollte. Negativ, ich erfahre keine näheren Einzelheiten.
     
    »Jetzt zum betreffenden Abend. Was hast du da gemacht, gesehen, warum?«
    Erzähle nicht mehr, als du gefragt wirst, mahnt mich der Advokat, als hätte ich etwas zu verbergen. Etwa nicht? Was ist mit dem Gebiss in deiner Tasche, das du aus Vorsicht wieder eingesteckt hast, bevor Susanne oder sonst wer es findet? Da hat er durchaus recht, die Tatsache, dass ich mit dem Gebiss eines Toten in der Tasche herumlaufe, könnte ein schlechtes Licht auf mich werfen.
     
    Ich erzähle also von dem entsprechenden Wochenende und lasse nicht aus, dass ich mit dem Alten, der sich mir als Richy vorgestellt habe, einen Schluck genommen und ihm später meine Decke übergelegt habe, da er draußen am Feuer eingeschlafen sei. Die Decke erwähne ich sicherheitshalber ungefragt, die könnte sowieso irgendwann mit mir in Verbindung gebracht werden, bei den Methoden, die die Labors heutzutage haben.
    »Haben Sie«, jetzt ändert Mario seine Ansprache und versucht sich in einem drohenden Unterton, »nicht zuerst ausgesagt, Sie hätten niemanden gesehen?«
    »Die Frage damals lautete, ob ich in der Nacht etwas bemerkt oder jemanden gesehen habe. Das war ja nun nicht der Fall. Ich trank mit Richy am Abend. In der Nacht sah ich ihn nicht.«
    Ich ernte einen bösen Blick.
    »Welche Decke?« Oha, denke ich, jede gute Spur beginnt bei einem Ermittler, der in der Lage ist, sie als solche zu erkennen.
    »Die Decke mit Goleo drauf«, präzisiere ich.
    »Ah«, sagt er und ich bin sicher, dass er nicht weiß, von welcher Decke ich spreche. Ich gewinne den Eindruck, dass bedrohlich wirken, Zeugen befragen und gleichzeitiges Eintippen des Gesagten nicht zu Mümmels Stärken zählen. Er scheint nicht multitaskingfähig. Soll man ja sein, laut meiner persönlichen Arbeitsberaterin, die nichts weiter zu tun hat, als keine Jobs zu vermitteln.
     
    Meine Aussage beende ich mit dem kopulierenden Pärchen an der Außenwand meines Bauwagens.
    »Kollabier …«
    »Kopulierend«, stelle ich richtig, was da falsch in die Tastatur gegeben wird. Mit einem Grummeln wird es gedankt, der Fehler ausgeixt und bereinigt.
    Ob ich mir das Kennzeichen gemerkt hätte, will er wissen. Außer dem SI hatte ich mir kein Detail des Wagens eingeprägt. Der Mann habe eine auffällige Gürtelschnalle getragen. Ich sage es, er tippt es, ohne Rückfragen. Jetzt murkst er ein zweites Blatt in die Maschine. Ich nutze die Gelegenheit, mich näher mit den Dingen auf seinem Tisch zu befassen, in der Hoffnung, das Papier zu finden, dessen Inhalt ihn eben noch verstört hat. Es liegt ganz rechts von mir auf der Kante in einer gräulichen Kladde. Vorläufiges Obduktions…, weiter komme ich nicht, denn meine Neugier ist bemerkt worden. Mit einer Handbewegung schlägt Willst-n-paar-aufs-Maul-Mario den Deckel drauf, dabei guckt er genau wie früher, wobei die Wülste um seine Augen den Blick weniger gefährlich wirken lassen als damals.
    Ob ich mich erinnern könne, ob der Tote alle Zähne gehabt habe, will er noch wissen. Ich antworte ein wenig ausweichend, dass es dunkel gewesen sei und es mir wahrscheinlich komisch vorgekommen wäre, wenn er keine gehabt hätte.
    »Hatte er nun welche oder nicht? Ja oder nein?«
    »Wie ich eben sagte«, hebe ich an, um den Satz zu wiederholen. Mümmel murrt und tippt.
    »Noch was?«, fragt er sichtlich gereizt.
    Ich überlege ein Weilchen, wobei ich mir sicher bin, alles gesagt zu haben, was dieser Kerl hier zu verarbeiten in der Lage ist. Das sei alles, entgegne ich und fühle mich an Situationen vor einer Fleischtheke erinnert.
    Jetzt darf ich das Ergebnis der protokollierten vergangenen Stunde lesen und unterzeichnen. Es gibt nichts zu kritisieren und mit einem Schwung setze ich mein Heiner Himmel darunter.
    »Wann bekomme ich den Bauwagen wieder?«
    »Man wird anrufen«, entgegnet Mümmel und greift sich die Kladde, um meine Aussage dazuzupacken. Dabei bekommt er wieder diesen Gesichtsausdruck von Ekel und Faszination. Tu mal einen Schuss ins Blaue, stachelt Kalle mich an.
    »Ist das nicht am Fundort aufgefallen, das mit den Knochen?«, frage ich interessiert.
    »Nein, der war doch komplett angezo…. Was geht dich das an? Geh und behindere nicht die Polizeiarbeit. Wir sind noch nicht mit dir fertig. Hier, du stehst ganz oben auf der Liste der Verdächtigen«,

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