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Totenklang

Totenklang

Titel: Totenklang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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eine gute Idee? Ja, ich mag diesen Ort, mochte die Kneipe schon früher. ›Bebop‹, fällt mir ihr Name wieder ein. Ich sehe mich schon hinter der Theke, wie ich LPs aus meiner Plattensammlung auflege. Deep Purple, Iron Maiden, AC/DC, vielleicht auch einige der neueren CDs wie Nightwhish, System of a Down, Rammstein, natürlich nur, wenn das entsprechende Publikum da ist, zielgruppenorientiert.
    »Dann herzlich willkommen im Team des ›Hank‹ – so wird es nämlich heißen, mein«, jetzt legt er Pathos in seine Äußerung, »unser Lokal«, wobei er mir auf die gesunde Schulter schlägt und seine Hand massierende Bewegungen an ihr ausführt. Ich bin irritiert.
    »Wann geht es los?«, frage ich, einen Schritt ausweichend, mich wegdrehend und im Raum umsehend.
    »Gestern«, sagt er.
    Sollte es sich hier doch um die von Knittelsche Erbengemeinschaft handeln, lässt mich der Gedanke nicht los. Ob die Knittels mit dem Import und Vertrieb von Matroschkas reich geworden sind? Zugesagt ist zugesagt, fege ich das ungute Gefühl vom Tisch. So bin ich nun mal. Es gibt kein Zurück.
    »Kennen Sie die von Knittels?«, frage ich.
    »Na, kennen wäre zu viel gesagt. – Kannst du gleich anfangen?«, möchte mein neuer Chef wissen. Der lenkt ab, sagen Kalle und Advokat unisono. Ich werde noch dahinterkommen, doch es würde nichts an der Tatsache ändern, dass ich den Job hier machen möchte. Wann ich anfangen kann, muss ich erst mit meinem neulich hinzugewonnenen Boss vom Beerdigungsinstitut klären und mich danach richten, was bei ihm anliegt. Er hat die älteren Rechte an meiner Arbeitskraft. Ich antworte also, dass ich noch andere Baustellen habe und den heutigen Tag brauche, um meine Angelegenheiten zu regeln, nebst Beschaffung eines mir gefälligen Hemdes, letzteres sage ich natürlich nicht. Wichtig wäre noch zu wissen, welche Beschäftigungszeiten und Stunden Harry vorschweben und die Bezahlung. Er druckst ein wenig herum, heute sei ein Ruhetag, morgen auch. Geöffnet sei von Mittwoch bis Sonntag ab 17 Uhr. Zuvor müsste, es wäre mir sicherlich aufgefallen, noch die ein oder andere Arbeit abgeschlossen werden. Tagsüber sei Giacomo immer präsent, was Lieferungen und dergleichen anbelange. Doch den Thekendienst würde er ganz klar bei mir sehen, Reparaturen ebenso, wenn man schweres Gerät brauche, sei Giacomo der Richtige. Diese Woche würde ich nur für Handwerksarbeiten eingesetzt, in insgesamt zwölf bis dreizehn Stunden müssten die erledigt sein (Lampen aufhängen, Dichtungen austauschen, Garderobenhaken befestigen, Toilettenkästen auswechseln, Fenster abdichten, verzogene Türen richten …).
    Theke schaffe er alleine, denn noch sei nicht sehr bekannt, dass die Kneipe wieder offen sei. Das brauche ein wenig Zeit. Wenn ich jetzt erwähne, dass ich im zweiten Beruf Werbekaufmann bin … dann darfst du die Abteilung Advertising unentgeltlich übernehmen, verleiht der Advokat meiner ersten Euphorie die ausschlaggebende Wendung und ich werde diesbezüglich meine Klappe halten. Ich frage nur, ob er sich bereits um Werbung Gedanken gemacht habe. Das sei auch so ein Projekt, um das ich mich kümmern könnte. Er hat also noch kein Geld für Flyer und Anzeigen, schließe ich daraus. Giacomo allerdings hat ein Händchen für grafische Entwürfe, präsentiert mir sein Logo und will wissen, was ich davon halte. Es sieht sehr gut aus, wie der Schriftzug auf einer alten Whiskyflasche.
     
    Ich solle meinen Preis nennen, aber mehr als fünf Euro könne er nicht zahlen. Super, da bleiben mir ja sehr große Kalkulationsspielräume. Wir einigen uns also auf sechzig Euro für die anvisierten zwölf Stunden. Man könne ja später weitersehen, je nachdem, wie das Geschäft anliefe, gäbe es ja auch Trinkgeld und so. Es würde der Hammer, meint Harry, so einen Laden gäbe es hier weit und breit nicht. Das fände man höchstens in Berlin. Dabei wickelt er ein großes Poster mit dem zerknitterten Charles Bukowski aus, der verlebt durch selbst erzeugte Rauchschwaden blickt, dabei jedoch nicht unsympathisch wirkt. Daher also der Name der Kneipe ›Hank‹, nach Bukowskis Alter Ego Henry Chinaski. Lange her, dass ich den gelesen habe. Die Bücher sind mit meiner Plattensammlung bei Rudi eingelagert. Die werde ich gleich heute Abend noch mal durchstöbern.
     
    Nachdem ich versprochen habe, morgen um 10 Uhr meine Arbeit zu beginnen oder mich zu melden, falls etwas dazwischen kommt – Harry hat mir eine Handynummer gegeben, bei der ich

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