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Totenklang

Totenklang

Titel: Totenklang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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die den Löffel umklammern, der das Rühren erschöpft aufgegeben hat.
    »Dann weißt du ja, worauf wir in dem Schuppen gestoßen sind«, erwidere ich und, »irgendeinen Verdacht, wer da mit den Knochen klappert?«
    Sie schüttelt den Kopf, doch das tut sie nicht sehr überzeugend.
    »Hat dein Freund was damit zu schaffen?«, reize ich sie.
    »Nein! Nein«, kommt die Negierung wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund, »denke, dass Sommer der Ideengeber war und Hanf der Handwerker.«
    Ideengeber wofür, frage ich mich und:
    »Wo ist Hanf eigentlich?«
    Irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck hat sich geändert, sodass ich die Hoffnung habe, dass sie mich ins Vertrauen zieht, zumindest ein Stückchen. Sie holt Atem.
    »Bei uns. Franky und Hanf kennen sich aus Uni-Tagen. Was sie verbindet, ist mir noch nicht ganz klar und das macht mir ein gemischtes Gefühl, weil sie mich nicht dabeihaben wollen, wenn sie zusammen am Computer hängen. Hanf und Computer – das passt doch überhaupt nicht. Franky ja, der verbringt Nächte an dem Teil. Sagt, er müsse arbeiten. Einmal habe ich einen Blick auf einen Stapel Ausdrucke geworfen, da ging es um mittelalterlichen Instrumentenbau. Der ist beinahe ausgeflippt, als ich ihn darauf ansprach. Da war er mir richtig unheimlich.« Plötzlich stoppt sie in ihrem Redefluss, trinkt hastig von dem süßen, jetzt sicher kalten Milchkaffee und schweigt ein Weilchen.
    »Ach, egal«, will sie das Gesagte relativieren.
    »Hört Brandt nicht Musik in der Richtung?« Sie nickt.
    »Wir haben zu wenig Fakten und sollten mal im Internet suchen, was es alles auf dem historischen Gebiet zu kaufen gibt«, schlage ich vor.
    »Habe ich schon gemacht«, seufzt sie und schaut an die Decke, »viel habe ich nicht herausgefunden. Es gibt da einige Formationen, die spielen auf selbstgebauten Instrumenten aus Horn, Knochen oder Leder, oft spielen sie auf Mittelalterfesten. Ich hatte auch Kontakt zu ihnen aufgenommen und gefragt, ob und wie und aus welchen Knochen man zum Beispiel Flöten baut – aber da haben die dichtgemacht und kein Wort mehr geschrieben. Na ja, und deren CDs waren mir zu teuer, da habe ich auch nicht weiter nachgehakt.«
    Ich werde das Indiz für die Knochenflötentheorie unerwähnt lassen, schließe ich mich dem Rat meines Anwalts an.
    Beim Stichwort Mittelalter muss ich an meinen letzten Job denken. Als das Spectaculum wie geplant über die Bühne ging, waren dort auch Spielleute, die den skurrilsten Klangkörpern Melodien entlockten. Diese Musikanten kamen aus Süddeutschland, erinnere ich mich. Einer der vier, oder waren es fünf, war nicht nur flink auf der Flöte, sondern mit dem Mundwerk allgemein. Wie ein Notensalat sprudelte Detailwissen aus ihm heraus, wobei ich mir das meiste nicht merken konnte. Doch eines fällt mir jetzt wieder ein: Auf der Schwäbischen Alb fand man 1990 in den Geißenklösterle-Höhlen – der Name der Örtlichkeit war gut zu merken, denn der Erzähler trug einen Ziegenbart – die ältesten Flöten der Welt. Ihr Alter wurde auf 35.000 Jahre bestimmt und die Flöten gaben Auskunft über die Musik der Eiszeit. Wie es mir gerade in den Kopf kommt, erzähle ich Felicitas davon und ich äußere die Vermutung, dass es doch vielleicht sein könnte, dass man eventuell bestimmte Flöten fälschen wolle oder anderweitig damit lukrative Geschäfte treiben wolle.
    Während sie fragt, aus welchen Knochen die Geißenklösterle-Flöten entstanden sind, sage ich auch schon die Antwort:
    »Schwanenspeichen.«
     
    »Okkultismus«, vermute ich und bin selbst nicht ganz davon überzeugt.
    »Franky? Nee«, sagt sie, »ich denke da noch in eine andere Richtung.«
    »Ebay. Künstlerselbstvermarktung?«
    »Nee. Ich bin noch nicht ganz schlüssig«, lässt sie ihren Verdacht unvollendet.
    »Hat Franky denn nun in dem Wäschereiwagen gesessen?«, will ich wissen.
    Sie zuckt mit den Schultern und sagt, er habe ihr erzählt, dass er frei habe. Natürlich wundere es sie daher sehr, wie ich an das Handy kommen konnte.
    Das erinnert mich an die Namen Uriel und Azazel und es erinnert mich daran, was ihr zu Beginn unserer Unterhaltung herausgerutscht zu sein scheint. ›Scheiße, also doch‹, zitiert der Advokat, nachdem er die passende Stelle in seinem Protokoll gefunden hat. Ich spreche sie darauf an.
    »Belogen hat er mich. Ist eben wieder eine Enttäuschung«, weicht sie aus.
    »Und du bleibst dabei, dass er mit dem Knochenschwund nichts zu tun hat?«, bohre ich nach. Jetzt sagt

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