Totenklang
der slawischen und äthiopischen Orthodoxen. Aha, keine Arbeitserlaubnis in der westlichen Welt. Warum nur? Die Antwort auf die Frage finde ich auf einer anderen Seite. Werde mich mit der Einleitung begnügen, zu viel Text. Das Buch Enoch passte nicht mehr ins Glaubensgebilde, da der Schreiber dort die Abstrafung der Engel beschreibt. Das werde ich mir mal bookmarken und später zu Gemüte führen. Zurück zu Uriel. Zu gerne wüsste ich, wie er aussieht, welche Beigaben er hat. Sozusagen das Passbild zur Bewerbung.
Ein Fresko, das in einer Kirche in Palermo 1516 bei Renovierungsarbeiten gefunden wurde, zeigt sieben Erzengel, die den Thron Gottes umschwirren, die Namen seien nicht mehr zu lesen, aber man könne sie zuordnen. Hörensagen, schaltet sich mein Advokat ein. Sieben, das war auch die Zahl, die Susanne nannte, als sie sich an ihren Brieffreund erinnerte.
Michael mit dem Satan unter den Füßen, der Siegreiche also. Gabriel trüge eine Laterne und einen Spiegel, er sei der Bote. Raphael, der Medicus, habe ein Salbgefäß in der einen und Tobias an der anderen Hand. Uriel sei der mit dem Schwert und der Flamme unter seinem linken Fuß, er sei ein starker Gefährte. Dann kommt Jehudiel, er sei ein Vergelter und trage Krone und Geißel. Barachiel sei der mit den Rosen im Gewand und der Helfer. Sealthiel sei der Fürbitter, erkennbar an den gefalteten Händen und dem gesenkten Haupt. Da hat sich Gott ein tatkräftiges Team zusammengestellt. Einen Kämpfer, einen Arzt, einen Vermittler, einen Freund, einen Bestrafenden, einen Samariter und einen, der für die ganze Abteilung ein gutes Wort einlegt.
Was sagt dir das jetzt, will Kalle wissen. Ich schnaufe, überlege und komme zu dem Schluss: gar nichts, da es nur ein Puzzleteil ist. Nur eines. Picke ich mir jetzt eine Kompetenz des Erzengels Uriel raus, dann wäre doch die des Gefährten ganz interessant für Felicitas’ Freund Franky. Man müsste jetzt wissen, welchen Namen er sich gibt, um die Beziehung auszuloten. Das Handy hat aber nun leider einen PIN-Code und ich komme damit nicht weiter. Vielleicht heute Abend, tröste ich mich. Aber welche Erkenntnisse erhoffst du dir, fragt der Advokat nicht ohne Berechtigung. Sammeln wir die Fakten in einer zeitlichen Abfolge: alte Knochen werden zweckentfremdet, im Forst werden Tiere getötet und ihnen werden frische Knochen entnommen, dann geht es so weit, dass ein alter Mann getötet wird und ihm Elle, Speiche, Schlüsselbein entfernt werden. Dann klaut womöglich Franky, der Felicitas vor rund einem halben Jahr begegnet ist, also zum ungefähren Zeitpunkt der Friedhofsknochengeschichte, Raucherbeine. Da hat doch jemand einen Plan. Einspruch, es muss sich hier nicht um ein und denselben Täter handeln, nörgelt der Advokat. Sicher, trotzdem, beharre ich, glaube ich nicht, dass es sich hier um harmlose Zufälle handelt. Das Ganze steuert auf etwas zu. Vielleicht, will sich der Advokat lustig machen, ist Azazel so eine Bestie, die sich nachts an die Gebeine macht. Der Hund von Baskerville lässt grüßen.
Gutes Stichwort. Das Tier hatte sich eben so auffällig benommen, als es den Knochen in meiner Hose roch. Na, vielleicht war noch frisches Fleisch dran, stichelt der Advokat. Ich gebe den Hundenamen in die Suchmaske. Aha, auch aus dem Hebräischen. Azazel ist laut Auskunft der Sündenbock, tritt auch in Bockgestalt auf, ein Wüstendämon, Bannerträger der Höllenarmee. Auch ein ordentliches Jobprofil, je nachdem, was es für einen Auftrag zu vergeben gilt. Aufgrund der Tatsache, dass er Geheimnisse an die Menschen ausgeplaudert habe, sollte Raphael ihn bestrafen, ihn in eine Grube in der Wüste legen, mit spitzen Steinen und viel Finsternis. Wie jetzt, fragt Kalle, warum sollte nicht Jehudiel ihn geißeln, der war doch für die Vergeltung zuständig? Nun ja, kommt eben immer ganz auf das entsprechende Buch an, in dem die Geschichte geschrieben steht. Vielleicht geht es bei den himmlischen und höllischen Heerscharen genauso drunter und drüber wie in jeder Firma. Manchmal muss eben der ran, der um 20 Uhr noch am Platz sitzt. Wie dem auch sei, Kalle, Azazel ist an allem Schuld, steht hier, er hat die Erde verdorben, weil er den Menschen beigebracht habe, wie man Waffen verwendet, Schmuck, Schminke und Spiegel herstellt oder einsetzt.
Gut, dass ich endlich weiß, wer Schuld hat.
Jetzt haben wir also einen Kerl, der was Mystisches an sich hat, Franky, der die Wesen in seiner Umgebung mit biblischen Namen
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