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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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ersten Bauten mit meinen eigenen Händen errichtet. Die ersten Menschen durften sich hier ansiedeln, weil ich es erlaubte; ich ließ sie sogar an meinem Wissen teilhaben, und sie nannten sich fortan Meridianer. Es ist meine Stadt!“
    „Und du hast sie für Marityrs Rückkehr geopfert.“
    In einem Anfall monumentalen Zorns beugte sich Meridias nach vorn, ergriff die Frau und riss sie empor. Unter dem Bann seiner Berührung wurde ihre Haut so rissig wie ein ausgetrocknetes Flussbett. Deutlich sichtbar und mit einer machtvollen Gier, wie sie nur die Ältesten zu kennen schienen, zehrte er von ihrer Lebenskraft. Ihr über tausend Jahre alter Leib zerbröselte zu Staub und sank in einer feinen graubraunen Wolke mitsamt der roten Ratsrobe zu Boden.
    Meridias ließ sich wieder zurück auf seinen Thron sinken. Doch er wirkte wieder kräftiger, erhabener, und schon bald würde jegliche Erschöpfung von ihm geschwunden sein. Er musterte jeden einze lnen der anderen Ratsmitglieder und zischte ihnen zu: „Ich habe euch ein unnatürlich langes Leben gewährt, indem ich für euch diese Pyramide erbauen ließ. Ich teilte das Wissen ihrer Konstruktion mit euch. Ihr genießt ein Privileg, dass nur ganz wenigen Menschen zuteil wurde. Doch glaubt ihr wirklich, aufgrund eures hohen Alters wüsstet ihr mehr über die Welt als ich? Ihr zweifelt an den Lehren der Totenflüsterer, doch was versteht ihr schon davon? Ich sage euch: Zaira aus dem Lande Majunay ist die Wiederverkörperung von Marityr. Und im Reich der Toten wartet der Geist meiner Geliebten sehnsüchtig darauf, zu mir zurückzukehren. Habt ihr die Toten je flüstern gehört? Habt ihr ihnen gelauscht, in den einsamsten und dunkelsten Nächten, die nur jenen bekannt sein können, die wissen, was es heißt, zu lieben? Ihre Worte sind manchmal voller Tragik, manchmal voller Leidenschaft und nur zu oft von Sehnsucht erfüllt. Es gibt eine Pforte, die das Diesseits und das Jenseits miteinander verbindet, und ich werde sie öffnen. Ich bin befähigt, den Geist Marityrs zu beschwören, damit er in den ihm vorbestimmten Leib hineinfahren kann. Und während Marityrs Geist das Reich der Toten verlässt, wird Zairas Geist ihren Platz dort einnehmen. Das Majunayweib hält sich noch immer innerhalb der Mauern meiner Stadt auf, ich kann es fortwährend fühlen. Ich werde Zaira finden, koste es was es wolle. Das ist mein Wille, und er wird sich erfüllen.“
     
    Larkyen und Patryous stießen das Tor auf und rannten in den Saal. Keines Menschen Auge hätte erfassen können, was daraufhin in atemberaubender Schnelligkeit geschah. Patryous warf ihren Speer, der einem schwarzen Blitz gleich auf Meridias zuflog.
    Der Sohn der ersten schwarzen Sonne erhob sich von seinem Thron, doch für ein Ausweichen war es längst zu spät. Abwehrend hielt er beide Hände von sich gestreckt. Der Speer durchbohrte seine rechte Hand und schlug in seine Brust ein. Meridias keuchte und sank vor nüber.
    Larkyen und Patryous legten die Entfernung zu dem Thron rasch zurück. Die Ratsmitglieder erhoben sich vom Boden, Entsetzen zeic hnete ihre Gesichter. Larkyen zog sein Schwert, und während er einen korpulenten Mann fällte, brach Patryous einem weiblichen Ratsmitglied das Genick. Den letzten Verbliebenen des hohen Rates gelang die Flucht.
    Dann bäumte sich Meridias wieder auf, er spie Blut aus und ta umelte zur Seite. Er starb noch immer nicht. Nur kurz musterte er seine verletzte Hand, den Speer ließ er in seinem Leib stecken. Ein ohrenbetäubender Zischlaut entfuhr seiner Kehle, während er hinter den Thron griff und aus einem Versteck das größte schwarzstählerne Schwert hervorzog, das Larkyen je erblickt hatte.
    Die Klinge war so lang wie Meridias groß war, und beinahe so breit wie ein Baumstamm.
    „Verachtenswerter schwarzer Stahl, dennoch nutzvoll im Angesicht eines Feindes wie dir.“ Trotz seiner Verletzungen führte Meridias die Waffe beidhändig in einem Überkopfhieb auf Larkyen zu. Larkyen parierte mit seinem Schwert. Die Wucht des Aufpralls zwang ihn in die Knie. Meridias stürmte nach vorn ein Tritt gegen Larkyens Brust genügte, um ihn zurückzuschleudern. Hart prallte Larkyen gegen die Wand, das Gestein knirschte und bekam Risse.
     
    Noch während Meridias erneut mit dem Schwert ausholte, sprang ihm Patryous entgegen. Nur kurz hielt Meridias in seiner Bewegung inne. Mit einer offenen Hand empfing er sie, seine Finger schlossen sich um ihren anmutigen Leib und drückten zu. Larkyen hörte

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