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Totenkult

Totenkult

Titel: Totenkult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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Kurz entschlossen nahm er den restlichen Schinken aus dem Kühlschrank und schnitt ihn in eine Salatschüssel. Dann zerriss er zwei Semmeln und mischte sie unter das Fleisch. Zum Schluss ließ er noch etwas warmes Wasser darüber laufen. Befriedigt betrachtete er das Ergebnis seiner Kochkünste. Das sah jetzt richtig nach Hundefutter aus.
    »Frühstück«, rief Bosch schon von der Verandatür aus und blieb dann überrascht stehen. Er hatte noch einen ungebetenen Gast.
    Vor dem Schilfgürtel stand seine Nachbarin, Frau Aschenbach, die Hände in den Taschen ihrer Jeans vergraben, und schaute auf den Hund hinab. Als sie Bosch rufen hörte, drehte sie sich um.
    »Morgen«, rief sie. »Wusste gar nicht, dass Sie einen Hund haben. Was ist denn das für einer?«
    Bosch überquerte den Rasen. »Das ist nicht meiner.«
    Der Hund schaute ihm entgegen.
    Mit etwas Sicherheitsabstand blieb Bosch vor dem Tier stehen. »Ich glaube, der hat kein Zuhause.« Er setzte die Salatschüssel ins Gras und schob sie mit dem Fuß auf den Hund zu. »Bitte, alles für dich.«
    Frau Aschenbach schüttelte den Kopf. »Wenn Sie den Streuner da füttern, werden Sie ihn nie wieder los, das kann ich Ihnen sagen. Ich hab mal auf Bali einen Strandköter –«
    »Ich werde ihn jedenfalls nicht verhungern lassen.« Boschs Stimme war schärfer als beabsichtigt. Es tat ihm sofort leid. Wahrscheinlich hatte die Frau noch nie von dem südamerikanischen Kunstprojekt gehört. »Wie geht es Ihnen denn?« Irgendwie sah seine Nachbarin genauso klapperig aus wie der Hund.
    Frau Aschenbach lachte. »Jetzt wieder ausgezeichnet, danke. Dafür, dass ich fast ertrunken wäre. Der Arzt meint, es war der Kreislauf. Anscheinend habe ich etwas zu niedrigen Blutdruck.« Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Aha.«
    »Eigentlich bin ich gekommen, um mich zu bedanken.«
    Der Hund stand auf und tappte auf zittrigen Beinen zu der Schüssel. Er war wirklich nur noch Haut und Knochen. Hätten Dürers apokalyptische Reiter einen Hund gehabt, hätte er so ausgesehen. Bosch beschloss, ihn in einem Bild zu verewigen.
    »Ich würde Sie gerne zum Frühstück einladen.«
    Irgendwie musste er den Hund zum Bleiben überreden.
    »Herr Bosch …?«
    »Ja, bitte?«
    »Hätten Sie Lust, mit mir zu frühstücken?« Frau Aschenbach zeigte auf das Bauernhaus, dessen mächtiges Dach hinter der Hecke aufragte. »Ich habe auf der Terrasse decken lassen.«
    Der Hund hatte die Schüssel leer gefressen, leckte noch ein wenig darin herum und ließ sich dann direkt daneben ins Gras plumpsen. Ruhig schaute er Bosch an. Seine Augen schimmerten wie Bernstein.
    Bosch schüttelte den Kopf. »Ich hab gleich eine Besprechung im Schloss und bin schon spät dran.« Er lächelte entschuldigend. »Ich habe leider kein Auto, und zu Fuß ist es fast eine Stunde.«
    »Ins Schloss?« Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Ja, ich mache die externe Bauaufsicht und muss die Pläne durchgehen. Also, vielleicht ein anderes Mal …«
    »Aber ich kann Sie doch fahren.«
    »Was? Zum Schloss?«
    »Ja, natürlich.« Sie nickte eifrig. »Das mache ich doch gerne. Schließlich haben Sie mir das Leben gerettet.«
    Bosch zögerte. Auch wenn er Wert auf gute Nachbarschaft legte, war er an allzu viel Nähe nicht interessiert. Er mochte seine Ruhe. Wenn er ihr Angebot annahm, würde das ihre nachbarschaftliche Beziehung vielleicht auf eine freundschaftliche Ebene heben. Allerdings versprach der Tag heiß zu werden. Der lange Weg nach Fürberg und der Aufstieg zum Schloss schienen ihm schon jetzt nicht sehr verlockend.
    »Los, kommen Sie.« Frau Aschenbach legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich hab sowieso nichts vor. Machen Sie mir doch die Freude.« Sie drückte seinen Arm ein wenig.
    »Also gut, wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht …«
    »Natürlich nicht.« Sie strahlte ihn an. »Ich hol nur schnell das Auto aus der Garage.« Sie drehte sich um und lief am Ufer entlang. Über den schmalen Sandstreifen balancierte sie zum Nachbargrundstück. Sie winkte Bosch noch einmal zu, dann war sie hinter der Hecke verschwunden.
    »Was sagt man dazu?« Bosch wandte sich an den Hund.
    Ein schüchternes Zucken der Schwanzspitze war die Antwort.
    »Ich würde dich gerne zum Abendessen einladen«, machte Bosch den Tonfall der Aschenbach nach.
    Das Wedeln wurde lebhafter. Es schien ein kluges Tier zu sein, und Bosch schätzte Intelligenz.
    »Also dann abgemacht, bis später.« Er ging zum Haus hinauf, um die Schlosspläne zu

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